Raffaele Boscaini.

Raffaele Boscaini.
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Raffaele Boscaini vom Weingut Masi: »Der italienische Wein ist unterbewertet«

Masi Agricola ist eines der berühmtesten Aushängeschilder Venetiens. Falstaff hat mit Raffaele Boscaini, Marketingleiter und Vertreter der siebten Generation der Familie Masi, über die Faszination Wein und wie man diese Leidenschaft auch bei jungen Zielgruppen wecken kann, gesprochen.

Im späten 18. Jahrhundert erwarb Familie Boscaini das idyllische Tal namens »Vaio di Masi« nahe Verona und begann dort ein erstklassiges Weingut aufzubauen, das bis heute für seine Qualitätsweine bekannt ist. »Masi« ist besonders berühmt für seinen exquisiten »Amarone«, der durch ein einzigartiges Verfahren hergestellt wird und ausschließlich im Veneto produziert wird. Neben dem »Amarone« hat »Masi«  aber auch Pionierarbeit im Bereich der Superpremium-Rotweine geleistet, wie etwa mit dem »Campofiorin«, der als Wegbereiter für eine wahre Qualitätsrevolution in Venetien gilt. Falstaff hat mit Raffaele Boscaini, Marketingleiter und Vertreter der siebten Generation der Familie Masi, über seine Leidenschaft für Wein, neue Trends und unterschätzte Weinregionen gesprochen.

Falstaff: Wie und wann wurde Ihre Leidenschaft für Wein geweckt?

Raffaele Boscaini: Ich kann keinen genauen Zeitpunkt nennen, sondern es war eher eine Reise, die begann, als ich noch ein Kind war und völlig in das Familienunternehmen eintauchte. Das hat dazu geführt, dass mein tägliches Leben immer mit den Angelegenheiten des Unternehmens verflochten war und alle Aspekte der Produktionskette umfasste: von der Sorge um das Wetter bis hin zu Reisen ins Ausland für Werbung und Vertrieb.

Worin besteht die Faszination für Sie ganz persönlich?

Wein fasziniert mich vor allem deshalb, weil er ferne Welten durch die Magie des Teilens näher zusammenbringt.

Treibt Sie das auch in Ihrem Beruf an? Was ist die schönste Facette?

Das Schönste ist auch das Schwierigste... wer wie ich in der Welt des Weins unterwegs ist, versteht mich, denn man verlässt sie im Grunde nie! In jedem Moment und an jedem Ort gibt es Gelegenheiten, über Wein zu sprechen, neue Gebiete zu entdecken, Erfahrungen zu vergleichen oder neue Dinge auszuprobieren, und all das ist schön.

Wie entfacht man diese Leidenschaft bei anderen Menschen?

Das weiß ich wirklich nicht...  es ist jedoch wahrscheinlich, dass eine lange Beschäftigung mit dem Produkt Wein und seiner wunderbaren und vielfältigen Welt diese Faszination erzeugt, die sich dann zu einer Leidenschaft weiterentwickeln kann.

Wenn Sie Ihre Einstellung zum Wein oder Ihre Philosophie des Weins in einem Satz zusammenfassen müssten, wie würde dieser lauten?

Der Wein ist für mich eine Art Reisebegleiter, ein stiller, aber präsenter Begleiter, der dank seiner unzähligen Variationen (von prickelnd über süß bis hin zu lange gereiften Rotweinen) in der Lage ist, mit meinen Emotionen zu interagieren und sie sogar zu begleiten.

Was macht Ihr Weingut so besonders?

Sicherlich seine große Persönlichkeit, die sich aus über 250 Jahrgängen der Geschichte zusammensetzt, in denen es die physischen Elemente eines Gebiets zusammen mit seinen kulturellen Werten interpretiert und in die heutige Zeit transportiert hat.

Was sind für Sie die Merkmale eines guten Weins?

Das hängt sehr vom Kontext ab, in dem wir ihn verkosten, aber es besteht kein Zweifel daran, dass man immer ein Gleichgewicht anstreben muss, zwischen Struktur und Säure, zwischen Duftfülle und Sanftheit, zwischen Feinheit des Geschmacks und seiner Dauer.

Welche Weinregionen werden derzeit noch unterschätzt?

Ich würde eher sagen, dass der italienische Wein im allgemeinen Sinne unterbewertet ist, denn es gibt einige größere und einige kleinere Regionen und Bezeichnungen, die sich auf dem Weltmarkt hervorragend und ohne Komplexe ausdrücken, aber es fehlt vielleicht an einer einzigen maßgeblichen Stimme, unter der sich die regionalen Werte und Bezeichnungen als eine schöne Reihe von faszinierenden Verschiedenheiten ausdrücken können.

Welche Trends kommen in den nächsten Jahren auf uns zu?

Offenbar zeichnen sich Möglichkeiten ab, bei denen der Wein und sein Konsum informeller werden, weniger an Territorien gebunden sind und dem Verbraucher eher funktionale Vorteil bieten. Beispielsweise Weine mit geringerem Alkoholgehalt (oder sogar entalkoholisiert) in praktischeren Formaten (Dosen) und für völlig neue Konsummomente geeignet. Dies sind in der Tat Trends oder Moden, die meiner Meinung nach für den gesamten Sektor wichtig und interessant sind, vor allem solche, die in der Lage sind, die neuen Generationen zu fesseln.


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Julia Emma Weninger
Julia Emma Weninger
Chefredakteurin Online
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