Dass die Light-, Fitness- und Wellness-Welle unserer Wohlfühlepoche auch vor der Bar nicht haltgemacht hat, ist nur logisch. Hier hat sie sich vor allem am Alkohol festgemacht, der nicht für jeden und nicht in beliebiger Menge verträglich ist. Gerade er ist aber in Mixed Drinks ziemlich unverzichtbar, weil er einerseits ein hervorragender Geschmacksträger ist, so wie Fett beim Fleisch, andererseits einem Getränk seine Substanz gibt, es zu einem dicht gewebten »Stoff« macht.
Immer mehr Drinks mit wenig Alkohol
Die Barwelt jedenfalls hat auf den Trend zum besseren und bewussteren Leben und Genießen reagiert. Aus seriösen Lokalitäten sind die (früher gar nicht so seltenen) Billig-Spirituosen verbannt, die Früchte sind frisch, die Säfte handgepresst. Auf modernen Barkarten findet sich ganz selbstverständlich eine Abteilung von analkoholischen Drinks (oft fälschlich als »antialkoholisch« bezeichnet). Und die Zahl der Cocktails mit wenig Alkohol ist ständig im Steigen begriffen.
Bei Longdrinks gab es das schon immer: In deren Filler, etwa im Soda, verlieren sich die Prozente der Spirituosen. Jetzt aber werden auch die Shortdrinks sukzessive leichter. Im Trend sind Cocktails, die mit wenigen Zentilitern einer höchstens 40-prozentigen Spirituose auskommen und trotzdem, eben dank der anderen sorgfältig zusammengestellten Zutaten, ein tolles Geschmackserlebnis bieten.
Für die letzte Komponente eines Genusses ohne Reue muss allerdings der Bargast selbst sorgen. Die goldene Regel: nicht durcheinandertrinken, sondern immer schön bei einer Spirituosenfamilie bleiben.
BERNI'S WEEKEND: Ein Rezept von Miguel FernandezAus Falstaff Magazin Deutschland 05/2015