Hendrick’s Gin Master Distiller Lesley Gracie.

Hendrick’s Gin Master Distiller Lesley Gracie.
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Lesley Gracie: «Sieht man ein Getränk mit Gurke, weiss man, es handelt sich um Hendrick’s Gin»

Lesley Gracie ist seit über zwanzig Jahren Master Destillateurin von Hendrick’s Gin und war massgeblich an der Entwicklung der ikonischen Spirituose beteiligt. Mit Falstaff sprach sie über die Hendrick’s-Erfolgsgeschichte und über ihren eigenen Werdegang.

Falstaff: Als Master Destillateurin von Hendrick’s entwickelten Sie nicht nur den berühmten Hendrick’s Gin, sondern auch die limitierten Sondereditionen wie Flora Adora oder Amazonia. Dazu sammeln und kombinieren Sie stets neue Aromen. Wussten Sie schon immer, dass Sie mit einem besonderen Geruchssinn gesegnet sind? 

Lesley Gracie: Nein, gar nicht. Das ist etwas, das man einfach besitzt, man merkt nicht, dass es etwas Besonderes ist. Es ist nicht so, als hätte ich plötzlich gedacht: «Hey, ich habe einen guten Geruchssinn, das ist ein besonderes Talent». Er war ja immer schon da.

Wie kam es denn dazu, dass Sie Ende der Neunziger von William Grant & Sons Firmenpräsident Charles Grant Gordon damit beauftragt wurden, den heutigen Hendrick’s Gin zu entwickeln?

Es war pures Glück! Früher war ich in der Pharmaindustrie tätig. Die Firma, für die ich arbeitete, entwickelte viele neue Medikamente. Manche von ihnen schmeckten so fürchterlich, dass es unmöglich gewesen wäre, die Leute davon zu überzeugen, sie einzunehmen. Also fügten wir Aromen hinzu, um den Geschmack zu überdecken. Dafür war ich zuständig. Später arbeitete ich für die Spirituosenfirma William Grant & Sons im Labor. Dort gab es ein kleines Entwicklungsteam für neue Spirituosen. Dank meiner Erfahrung in der Pharmaindustrie wurde ich oft mit einbezogen. Irgendwann kam Charlie Gordon zu mir und sagte, er wolle einen neuen Gin entwickeln. So nahm es seinen Lauf.

Als Hendrick’s Ende der Neunziger entstand, war Gin alles andere als ein Trendgetränk. Er galt als altmodisch. Warum wollte Mr. Gordon gerade einen Gin entwickeln?

Er war ein sehr schlauer Mensch, wuchs praktisch in der Spirituosenindustrie auf und kannte den Markt wie kein Zweiter. Ich glaube, dass er merkte, dass die Popularität von Gin am abklingen war. Er dachte sich wohl, dass wir eine «Ginaissance» ankurbeln könnten, wenn wir etwas anderes anbieten würden als das, was auf dem Markt erhältlich war. Er hatte sehr genaue Vorstellungen davon, was er wollte. Und er hatte recht!

Wie Sie selbst erwähnten, löste der Erfolg von Hendrick’s eine sogenannte «Ginaissance» aus. Mittlerweile gibt es überall auf der Welt kleine Destillerien, die ihre eigenen Gins anbieten. Wie sehen Sie das?

Mich freut es sehr! Es heisst, dass überall Menschen mit verschiedenen Aromen und Geschmäckern experimentieren. Ich denke, das weckt bei vielen ein Interesse an ihrer Umwelt und ich hoffe, dass die Leute sich dann fragen: «Woher kommt diese Pflanze? Was wächst dort sonst noch?». Das ist eine gute Voraussetzung dafür, dass sie sich mit ihrer Umgebung auseinandersetzen.

Wie hat sich Ihre Arbeit seit den Anfängen im Jahr 1999 verändert?

Sie ist heute sehr anders. Die Firma wächst, nicht nur Hendrick’s, sondern auch William Grant & Sons. Das bringt neue Möglichkeiten, zum Beispiel arbeite ich mit einer grossen Anzahl an neuen Botanicals. Es gibt so viele Richtungen, in die man mit Gin gehen kann, das Experimentieren macht mir viel Spass. Die Destillerie ist ebenfalls gewachsen, 2018 wurde der «Gin Palace» in Schottland fertiggestellt, wo ich arbeite. Wir brauchten mehr Kapazität und mehr Brennblasen. Wir haben dort auch Gewächshäuser und mein «Kuriositätenkabinett» mit Botanicals aus aller Welt.

Apropos Botanicals, der Erfolg von Hendrick’s Gin beruht unter anderem auf der Aromatisierung mit Gurke und Rose. Zwei eher ungewöhnliche Botanicals, zumindest hier in der Schweiz. Warum wurden gerade diese zwei Aromen ausgewählt?

In den späten Neunzigern war Gin noch überaus britisch. Und was ist typischer für Großbritannien als Rosengärten und Gurkensandwiches? Deswegen wollte Charlie unbedingt Gurken und Rosen im Rezept haben. Die Garnierung eines Hendrick’s & Tonic war übrigens schon immer Gurke, ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Alle anderen Gins wurden mit Zitrone oder Limette serviert. So wurde Hendrick’s von Anfang an als etwas Besonderes angesehen. Es ist auch heute noch so: Wenn man ein Getränk mit Gurke sieht, weiss man, dass es sich um Hendrick’s Gin handelt.

Gurke und Rose sind eine sehr sommerliche Kombination. Haben Sie einen Tipp dafür, wie man Hendrick’s Gin wintertauglich macht?

Am besten fügen Sie etwas Ingwer hinzu. Hendrick’s schmeckt hervorragend mit Ginger Beer statt Tonic. Dieses Ingwer-Element gibt ihm eine bestimmte Wärme, die gut zur Winterzeit passt. Sie müssen ihn aber trotzdem mit Gurke servieren! Das ist nicht verhandelbar (lacht).


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Larissa Graf
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