Zur Eröffnung des neuen Kellers stand alles im Zeichen von Magma.

Zur Eröffnung des neuen Kellers stand alles im Zeichen von Magma.
© Roland Graf

Magma-Kammer und Disco-Traube: Krispels Keller der Superlative eröffnet

Kupfern lodernd schimmert der neue Weinkeller der Familie Krispel durch die Landschaft des Vulkanlands. 8,2 Mio. Euro investierte man in eine Produktionsstätte, die nach fünf-jährigem Vorlauf mit einem fulminanten Fest in Betrieb ging.

»Ein neues Kapitel für den steirischen Wein wird aufgeschlagen«, ließ Christopher Drexler keinen Zweifel an der Bedeutung des 3.400m² großen Neubaus in Hof bei Straden. Stefan Krispels Investment zeigt für den steirischen Landeshauptmann »den Optimismus in Sachen Weinbau«. Tatsächlich ermöglicht der 8,2 Mio. Euro teure Bau auch neue qualitative Ansprüche. Die optische Sortieranlage für das Lesegut stellte auch den französischen Hersteller vor Herausforderungen: »Dass jemand die gesamte Weinmenge darüber laufen lässt, haben sie noch nicht erlebt« – im Falle Stefan Krispels bedeutet das die Erntemenge von 35 Hektar eigenen Rieden und 100 Hektar Zukauf. »Die Anlage bringt uns die letzten drei bis vier Prozent an Qualität«, so Stefan Krispel bei der Führung durch den neuen Keller.

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Elektronisches Auge für 135 Hektar

Der Erweiterungsbau stellt auch den bisherigen Höhepunkt einer rasanten Wachstumsgeschichte dar. Denn erst 1989 hat sich Toni Krispel, an sich gelernter Schlosser, entschieden seine 0,3 Hektar Weingarten selbst zu nutzen: »600 Flaschen Weißburgunder, mit der Baumpresse gemacht, waren quasi die Geburtsstunde«, erinnerte sich der Erfinder des »Neusetzers« – Österreichs Lardo vom Wollschwein. »Wir hatten keine Ahnung, waren aber voll motiviert«, wurde das Jahr generell zur wichtigen Weichenstellung. Denn auch Stefan Krispel kam zeitgleich mit dem Einstieg in die Weinszene zur Welt.

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Mit neun Pressen, 65 Stahltanks und einem neu gestalteten Fassreifekeller wären die technischen Eckdaten gegeben, doch auch die Außenansicht des Funktionsbaus birgt einige Überraschungen. »Der Vulkanismus bildet die Grundlage für das Lokalklima und das Terroir für den Wein«, zitierte das Hamburger Planungsbüro »weidemann architektur« den Genius loci auch bei de Baumaterialien. »Die Einschnitte gewähren den Einblick in das Vulkanische, das hervorbrechen will. Das Glühende zeigt sich im Glanz der Kupferflächen, das Erstarrte in den matt-schwarzen Oberflächen«. Fünf Jahre Vorlauf hatte der Entwurf der Hamburger, die das Weingut bestens kennen – »sie sind als Hausgäste gekommen und haben etliche lustige Abende bei Krispel verbracht«.

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Der Albatros für das Vulkanland

Betrachtet man den Neubau aus der Luft, wirkt er »wie ein Albatros, der zu neuen Höhenflügen ansetzt«, hat auch der Grundriss seine eigene Symbolik. Herzstück ist aber die »Magnakammer« (© weidemann architektur), in der mit 200 Gästen die Eröffnung gefeiert wurde. Winzerkollegen wie Daniel Pfeiffer, Josef Dockner und Hans »The butcher« Schwarz stießen unter der mächtigen – natürlich auch kupfern schimmernden – Disco-Traube auf den Keller an. Zwei Tage lang hatte Andreas Stern mit der Aufhängung verbracht, der »Lifeball«-erprobte Ausstatter hatte damit das meist-photographierte Objekt im Neubau geschaffen. Aber auch die Neon-Installation über den Pauscha-Fässern des Barrique-Kellers stellen einen modernen Kontrapunkt zum Eichenholz aus Sterns Ideenfundus dar.

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Wollschwein und Salzkaramell-Pralinen

Kulinarisch zelebrierte Daniel Weißer Variationen vom Wollschwein für die Gäste – vom Schinkenspeck über rosa gegrilltes Karree bis zum finalen Chili con Carne und der Leberkäs-Semmel um Mitternacht zog das Team des hauseigenen »Genusstheaters« am mächtigen Lohberger-Kochtisch alle Register. Und natürlich durften die süßen Genüsse – von Meister-Patissiere und Krispel-Tochter Julia gefertigt – nicht fehlen. Salzkaramell-Pralinen, Kamillen-Cones und Madeleines wurden im neuen Sektlager gereicht. »Zwei Ernten haben wir nur auf der Bodenplatte und mit einem Zeltlager verarbeitet«, zeigte sich Stefan Krispel stolz auf die nunmehr abgeschlossene Bauphase. Denn in Hof stehen bereits die nächsten Projekte an: Mit Jahrgang 2023 ist die Umstellung auf Bio-Landwirtschaft abgeschlossen. Die Wollschweinproduktion ist es bereits »bio« – und liefert allein 150 Tonnen Kompostbasis für die Weingärten. Ab heuer sind auch alle Orts- und Riedenweine der Krispels bio-zertifiziert.


Weingut Krispel
Neusetz 29
8345 Hof bei Straden
Österreich
+43 (3473) 7862
office@krispel.at
krispel.at

Roland Graf
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