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Restaurant der Woche: »Pottkind«

Restaurant der Woche Deutschland
Kritik
Köln

Im »Pottkind« trifft moderne Gastronomie auf bodenständige rheinische Klassiker. Wer einen Platz an der Theke wählt, sitzt nur Zentimeter vom kulinarischen Geschehen entfernt.

Der schönste Platz ist immer an der Theke. Im Restaurant »Pottkind« hat man verstanden, dass dies auch jenseits der Kölschkneipenkultur gelten kann. Nicht nur Solisten sitzen gern an dem zum Chef’s Table umgewandelten Tresen, auch Paare und alle, die den direkten Blick in die Küche lieben. Vor »Pottkind«-Zeiten wurden hier geriebene Kartoffeln zu Reibekuchen ausgebacken, heute dämpft das junge Team um Küchenchef Enrico Sablotny auf drei Quadratmetern winzige Hefeteigbrötchen mit einer Crème aus Mimolettekäse gefüllt. Flankiert von einem Klecks Jalapeño-Relish ist das Bitterballen-Double eine schöne Vorhut des fünfgängigen Carte-Blanche-Menüs. Der Clou: Was auf die Teller kommen wird, kann man vorher nirgends einsehen.

Das Überraschungsmoment ist nach fünf Jahren immer noch fester Bestandteil des Konzepts, auch in Gerichten wie dem falschen Tatar aus gebackener Karotte und Bete in rauchigem Grillpaprikasud oder der bretonischen Makrele, deren krosse Haut von einem Gitter aus Salzorangen­crème und Crème von schwarzem Knoblauch überzogen ist – beides ungemein köstlich, erfrischend anders und gleichzeitig erfreulich unverkrampft. Spaß macht auch der entspannte Umgang mit der Radius-Doktrin. Störkaviar aus China, Huhn aus Paderborn, Kartoffeln aus dem Kölner Umland – die Spielregeln lassen alles zu, gut muss es sein. Favorit des Abends ist zu unserer Verblüffung übrigens die Beilage: Zum rosa gegarten Eifelwild wird ein pikanter Ofenschlupfer, eigentlich eine süße Mehlspeise, serviert.

INFO

RESTAURANT POTTKIND
Darmstädter Straße 9
50672 Köln
T: +49 22142318030
restaurant-pottkind.de

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Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2023

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Sophia Schillik
Sophia Schillik
Journalistin und Fotografin
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