Groß, bunt und festlich: Fast ein Jahr lang arbeiten Künstler und Handwerker an den riesigen Festwagen der »Macy's Parade«. Ist sie vorüber, beginnen die Vorbereitungen für das nächste Jahr.

Groß, bunt und festlich: Fast ein Jahr lang arbeiten Künstler und Handwerker an den riesigen Festwagen der »Macy's Parade«. Ist sie vorüber, beginnen die Vorbereitungen für das nächste Jahr.
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Thanksgiving: Sieben skurrile Fakten rund um das Erntedankfest

Thanksgiving, das nordamerikanische Erntedankfest, ist einer der wichtigsten Feiertage in den USA. Auch heuer braten wieder mehr als 40 Millionen Truthähne im Rohr. Außerdem steckt das Fest voller Traditionen. Falstaff hat die spannendsten und skurrilsten Fakten gesammelt.

Ein Millionenpublikum für die »Macy's Parade«

Die erste Thanksgiving-Parade fand am 27. November 1924 in Harlem, an der Ecke 145th Street und Convent Street, statt. Was heute eine beliebte Vorweihnachtstradition für Millionen von Besuchern ist, begann damals als Umzug von 400 Kaufhausangestellten des Warenhausbetreibers »Macy's«. Die meisten von ihnen waren europäische Einwanderer, die – fern der Heimat – die gewohnten Feierlichkeiten um Weihnachten vermissten. Die Parade endete vor dem »Macy's«-Stammhaus am Herald Square, wo man die weihnachtlichen Schaufenster enthüllte.

Schon damals lockte die Parade eine Viertelmillion jubelnder Zuschauer an. Heute säumen 3,5 Millionen Menschen die Straßen, 50 Millionen verfolgen sie im TV. Während anfangs noch lebende Tiere wie Kamele, Bären und Elefanten aus dem Zoo dabei waren, schweben jetzt riesige Ballons durch Manhattan. Begleitet werden sie von Festwagen mit Riesenfiguren, Musikkapellen und Clowns. Einen der überdimensionalen Ballons aufzublasen, dauert übrigens bis zu 90 Minuten. Der bisher größte Ballon war jener von Oliva Oyl, der geliebten von Popeye. Ganze 31 Meter groß schwebte sie über der Stadt. Der längste war im Jahr 1929: Ein Drache – mit 54 Metern Länge. Und einen Festwagen lässt sich »Macy's« schon Mal bis 2,5 Millionen Euro kosten.

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Truthahn als Wirtschaftsfaktor

Der Truthahn ist Kult und amerikanische Lebensgeschichte. Jedes Jahr werden zu Thanksgiving laut »National Turkey Federation« mehr als 40 Millionen Truthähne gebraten und verzehrt. Allein in diesem Teil der Geflügelindustrie arbeiten in den USA mehr als 362.000 Menschen – ein integraler Bestandteil der US-Wirtschaft.

Der Truthahn ist ein essenzieller Bestandteil des traditionellen Thanksgiving-Dinners.
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Der Truthahn ist ein essenzieller Bestandteil des traditionellen Thanksgiving-Dinners.

Zwei Kongeniale Partner: Turkey und American Football

Weil der Truthahn stundenlang im Rohr ist, haben Millionen Amerikaner gerade zu Thanksgiving genügend Zeit, American Football zu schauen. Auch hierzu gibt es eine Tradition: Seit der ersten NFL-Übertragung im Jahr 1934 spielen die Detroit Lions an diesem Festtag. Die Dallas Cowboys schlossen sich in den 1960er-Jahren an.

In den USA hat auch Football zu Thanksgiving mittlerweile Tradition.
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In den USA hat auch Football zu Thanksgiving mittlerweile Tradition.

Blitzschneller Fisolenauflauf für die »Hall of Fame«

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ermutigten Kochschulen und Kochbuchautoren in den USA die Menschen dazu, rote oder grüne Lebensmittel für Weihnachten zu servieren. Und so kreierte die Köchin Dorcas Reilly im Jahr 1955 in der Testküche der »Campbell Soup Company« in New Jersey ein neues Gericht, das zum Thanksgiving-Klassiker avancieren sollte: den Grünbohnen-Auflauf. »Wir haben in der Küche mit Dingen gearbeitet, die in den meisten Haushalten am wahrscheinlichsten vorrätig waren«, erinnerte sich Reilly viele Jahre später.

Grüne Bohnen – also Fisolen – waren damals ein Grundnahrungsmittel in vielen amerikanischen Haushalten. Perfekt also für die »Green Bean Casserole«. Das ursprüngliche Rezept bestand aus sechs Zutaten, darunter die namensgebenden grünen Bohnen, eine cremige Pilzsuppe zum Binden des Auflaufs, Milch, Sojasauce, Pfeffer und knusprige Röstzwiebeln. Der Erfolg kam, als Campbell's begann, das Rezept auf seine Dosen mit Pilzcremesuppe zu drucken. »Es war Bequemlichkeit mit einem Hauch von Glamour«, schreibt Laura Shapiro, kulinarische Historikerin und Autorin von »Something from the Oven«, einem Buch über die amerikanische Küche in den 1950er-Jahren. Eine Kopie des Originalrezepts, das Reilly auf eine 8 mal 11 Zoll große Karte schrieb, wurde im Jahr 2002 gar in das Archiv der »National Inventors Hall of Fame« in Ohio übergeben.

Der Auflauf galt als perfektes Gericht für festliche Anlässe, weil er einfach, preiswert und leicht im Voraus zuzubereiten war. Davon zeugt auch ein »Kosename«, den er erhielt: Er gilt als »Jiffy«-Auflauf, benannt nach einer amerikanischen Maßeinheit. Wie lange ein »jiffy« dauert? Nur einen »Augenblick« lang, sagt der Volksmund. Blitzschnell, quasi. Es geht aber auch genauer: In der Computertechnologie wird ein »jiffy« mit 1/60 einer Sekunde berechnet.

Auch Fisolen werden an Thanksgiving zu einer Delikatesse.
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Auch Fisolen werden an Thanksgiving zu einer Delikatesse.

Die Cranberry als Symbol der Dankbarkeit

Ohne Cranberry kein Thanksgiving-Dinner: Sie ist eine nahe Verwandte der Heidelbeere und zählt zu den wenigen Beerensorten, die in Nordamerika heimisch sind und kommerziell angebaut werden. Dass die leuchtend rote Farbe perfekt zur festlichen Herbststimmung von Thanksgiving passt, hat zum weiteren Erfolg – nicht zuletzt als Tischschmuck – beigetragen. In früheren Tagen stand die Cranberry zudem als Symbol der Dankbarkeit für eine ertragreiche Ernte. Traditionell zubereitet wird die süßsäuerliche, fast etwas herbe Frucht als Sauce (meist mit etwas Orange, Zucker und Weißwein aromatisiert und eingekocht), als Kompott und Marmelade. Sie eignet sich aber auch als Bestandteil der Füllung des Truthahns.

Cranberries werden zu Thanksgiving als Zeichen einer ertragreichen Ernte betrachtet.
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Cranberries werden zu Thanksgiving als Zeichen einer ertragreichen Ernte betrachtet.

Zumindest der US-Präsident lässt Gnade walten

Seit dem 19. Jahrhundert erhält die US-amerikanische Präsidentenfamilie vor Thanksgiving einen besonders prächtigen Truthahn. Die Küche bleibt dennoch kalt: In einer öffentlichen Zeremonie begnadigt der  US-Präsident alljährlich einen Truthahn. Die Tradition geht auf Abraham Lincoln zurück, der den ersten Vogel einst auf Bitten seines Sohnes verschont haben soll. Unter George Bush senior wurde die Begnadigung 1989 ein festes Ritual.

Amtierender US-Präsident Joe Biden bei der jährlichen Begnadigung des Truthahns.
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Amtierender US-Präsident Joe Biden bei der jährlichen Begnadigung des Truthahns.

Wie ein kleiner Knochen große Wünsche wahr werden lässt

Der »Wishbone« ist das gabelähnliche Knochenstück aus dem Brustbereich eines Truthahns. Ist das Dinner zu Ende, kann er einem von zwei Familienmitgliedern, in der Regel Kindern, großes Glück bringen: Sie nehmen jeweils eine Seite des Wishbones und ziehen daran, um ihn zu brechen. Wer das größere Stück in der Hand hält, darf einen Wunsch äußern, der dann in Erfüllung geht.

Wenn der Knochen an der richtigen Stelle bricht, verspricht er großes Glück.
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Wenn der Knochen an der richtigen Stelle bricht, verspricht er großes Glück.

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Erschienen in
Falstaff Nr. 09/2023

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Angelika Ahrens
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