Für ihren postum geehrten Vater nimmt Winzerin Theresa Breuer die goldene Ehrennadel von VDP-Präsident Steffen Christmann entgegen. 

Für ihren postum geehrten Vater nimmt Winzerin Theresa Breuer die goldene Ehrennadel von VDP-Präsident Steffen Christmann entgegen. 
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VDP ehrt Bernhard Breuer postum mit goldener Ehrennadel

Bei der Feier zum 20jährigen Jubiläum des Großen Gewächses nimmt Theresa Breuer die Ehrung mit bewegten und bewegenden Worten entgegen.

Am Vorabend der Vorpremiere Großes Gewächs hatte der VDP zur Feier des 20-jährigen Jubiläums der Großen Gewächse aufs Jagdschloss Platte nahe Wiesbaden geladen. VDP-Präsident Christmann ordnete die Pioniertat des Jahres 2002 mithilfe eines bekannten Diktums ein, das der Familie Rothschild zugeschrieben wird und das lautet: Guten Wein zu machen sei ganz einfach, schwierig seinen nur die ersten 150 Jahre. »Wir haben noch viel Arbeit vor uns«, so Christmann mit Blick auf die kommenden 130 Jahre.

Den unerwarteten und nicht im Programm angekündigten Höhepunkt des Abends stellte jedoch eine Ehrung dar, die auf die Gründertage der Lagenklassifikation zurückgeht, also noch weit vor die Etablierung der Großen Gewächse. Schon Mitte der 1980er Jahre verfolgte der damalige VDP-Winzer Bernhard Breuer die Idee, dass man auch in Deutschland wie in Burgund Lagen klassifizieren könne. Der Rüdesheimer Breuer initiierte 1984 im Rheingau die Charta-Vereinigung und später stand er Pate beim »Comité Erstes Gewächs«. Man kann auch heute, 30 Jahre später, kaum mit einem der Akteure jener Zeit sprechen, ohne dass immer wieder der Name Breuer fällt. Bettina Bürklin zum Beispiel vom Weingut Bürklin-Wolf blickte im vergangenen Jahr auf die bahnbrechende »Erklärung der vier« (Christmann, Mosbacher, Bürklin-Wolf und Koehler-Ruprecht) aus dem Jahr 1994 zurück und sagte dabei: »Bernhard Breuer war unser Spiritus Rector. Möglicherweise war er sogar derjenige, der uns Pfälzern vorgeschlagen hat, uns am vierstufigen Klassifikations-Modell aus Burgund zu orientieren.«

Standing ovations

Während der GG-Feier überraschte VDP-Präsident Steffen Christmann nun die rund 200 geladenen Gäste mit der Mitteilung, dass nach einigen Jahren wieder einmal eine VDP-Ehrennadel in Gold verliehen werde. Die letzte derartige Auszeichnung ging 2016 an Jancis Robinson. In Christmanns Anmoderation der neu ausgezeichneten Person wurde schnell klar, dass es sich um einen der Gründungsväter der Lagenklassifikation  in Deutschland handeln musste, und auch um jemanden, der nicht mehr unter uns ist. Schließlich nannte Christmann, dem mit zunehmender Dauer seiner Rede die Rührung immer stärker anzumerken war, den Namen Bernhard Breuer. Da erhoben sich die Anwesenden von ihren Stühlen und spendeten kräftigen, lange anhaltenden Applaus.

Die Ehrung ist doppelt bemerkenswert, da Bernhard Breuer im Jahr 2000 den VDP unter Protest verlassen hatte. Damals hatte der Rheingauer Verband bei der Etablierung der »Ersten Gewächse« den Rauenthaler Nonnenberg aus der Klassifikation ausgeschlossen, eine Monopollage Breuers, die dem Winzer ihrer »kühlen«, betont mineralischen und ausgesprochen langlebigen Weine wegen sehr am Herzen lag. Breuer warf dem VDP bei seinem damaligen Rückzug (zurecht) vor, vor der Hessischen Landesregierung eingeknickt zu sein, die ein fachlich recht schlichtes Gutachten vorgelegt hatte – es wurden vor allem Wärmesummen als Kriterium für die Bonität einer Lage herangezogen. Im Streben nach offizieller Anerkennung hatte der Rheingauer VDP dieses Gutachten als Grundlage seiner eigenen Klassifikation akzeptiert und damit sehenden Auges den ohne jeden fachlichen Zweifel klassifikationswürdigen Nonnenberg geopfert.

Über den einstigen Zwist war an diesem Abend Gras gewachsen – es schlug vielmehr die Stunde derjenigen (zahlreichen) VDP-Winzer, die schon im Jahr 2000 auf Breuers Seite gestanden hatten. Auf die Bühne kam nun Theresa Breuer, die seit dem plötzlichen Ableben ihres Vaters im Mai 2004 das Weingut führt. In ihren frei gesprochenen, bewegenden Worten dankte sie im Namen ihres Vaters für die Ehrung, resümierte kurz und prägnant das Erbe ihres Vaters, und schloss mit den Worten: »Ich muss gerade vor allem daran denken, wie schön es wäre, wenn er selbst jetzt hier stehen könnte.«

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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