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Vinum, Vielfalt und Vulkane: Vulkanland Weine aus der Südsteiermark

Im Südosten der Steiermark, bauen etwa 200 Weinbaubetriebe auf rund 1650 Hektar Rebflächen hervorragenden Wein an. Seit 2018 haben die Weine aus der Region auch die Herkunftsbezeichunug »Vulkanland Steiermark DAC«

Das vielfältige Weinbaugebiet, dessen Geologie von erloschenen Vulkanen geprägt ist, liegt im Südosten der Steiermark. Im Süden begrenzt das Nachbarland Slowenien, im Westen die Südsteiermark und im Osten das burgenländische Weinbaugebiet Eisenberg DAC das aktuell 1657 Hektar umfassende Vulkanland. Die namensgebenden Kegel, an die sich zahlreiche kleine Weininseln schmiegen, bringen DAC-Weine mit ausgeprägt individuellem Charakter hervor. Der überwiegende Anteil gehört den Weißweinen, die mit 84 Prozent klar dominieren. Immerhin beträgt der Rotweinanteil 16Prozent. Die wichtigsten Rebsorten sind Welschriesling, Weißburgunder, Morillon (Chardonnay) und Sauvignon Blanc. Rund um die Gemeinde Klöch hat der Traminer seit langem eine Tradition als Gebietsspezialität. Während rund um Straden der Grauburgunder besonderes Augenmerk bekommt. 

Lange war der Südosten der Steiermark ein wirtschaftlich und strukturell sehr schwach ausgeprägtes Gebiet. In den letzten Jahrzehnten erlebte die Region aber nicht zuletzt dank der Weinwirtschaft und des Tourismus unter der Dachmarke »Vulkanland Steiermark« einen markanten Aufschwung. Gab es noch vor nicht allzu langer Zeit eine Vielzahl von gemischten Landwirtschaften, die nebenbei etwas Weinbau betrieben, um sich durch den Betrieb einer Buschenschank ein kleines Zubrot zu verdienen, so kam es im Zuge des Booms – den der steirische Wein in der jüngeren Vergangenheit erlebte – auch im Weinbau zu einer Spezialisierung. So haben sich neben den wenigen bestehenden Traditionsbetrieben weitere hoch entwickelte Weingüter etabliert.

Ausgangspunkte für die Entwicklung einer regionsübergreifenden Bekanntheit der Weine des Vulkanlandes waren zwei Faktoren. Der florierende Kurbetrieb in Bad Gleichenberg und Bad Radkersburg zog Gäste in die Regionen und ebnete den Weg für eine außergewöhnliche Gastronomieszene. Diese wurde wiederum zum Botschafter der hervorragenden Weine des Gebietes. Eine perfekte Symbiose zwischen Wellness, Genuss und Wein. Zusätzlich erwiesen sich »Landesausstellungen« als kraftvolle Impulsgeber. Die Ausstellung »Hexen und Zauberer« auf der Riegersburg lockte in den späten Achtzigern erstaunliche 360.000 Besucher ins Vulkanland und markierte den Beginn des Erfolgszuges der Südsteiermark. Darauf begannen sich erstmals einige engagierte Weinbauern zusammen zu tun, um gemeinsam für die Besonderheit des damals so gut wie unbekannten Weines aus der Südoststeiermark zu werben. Es begann die Zeit der  »Markengemeinschaften«. Nach dem erfolgreichen Beispiel der Vinea Wachau entstanden solche in ganz Österreich, auch in der Südoststeiermark. »Klöcher Traminer« und »Eruption« haben hier bis heute Bestand.

© Stefanie Hilgarth / Carolinesiedler.com
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Feine Weine mit Tiefgang

Im Norden der Region findet man an den Hängen des Ringkogels bei Hartberg Weingärten, die sich von ca. 400 Meter bis etwa 520 Meter Seehöhe erstrecken und somit zu den höchst gelegenen Weinbauanlagen Österreichs gehören. Die wichtigsten Anbauinseln und Zentren des lokalen Weingeschehens sind von Nord nach Süd die neun definierten DAC-Kleinzonen mit den Ortsweinbezeichungen Oststeiermark, Riegersburg, Gleichenberg, Kapfenstein, St. Anna, Straden, St. Peter, Tieschen und Klöch. Diese oft sehr in Böden und Sorten unterschiedlichen Inseln, die teilweise, wie etwa in Hartberg und Klöch, viele Kilometer voneinander Abstand halten, verkörpern die Vielfalt des Vulkanlands Steiermark. Wo die Reben längst nicht nur auf Vulkanböden stehen, wie der Name der Region vermittelt. Die klimatischen Bedingungen des Vulkanlands Steiermark DAC sind geprägt vom Übergang des heißen, trockenen pannonischen Klimas zum feuchtwarmen illyrischen Mittelmeerklima. 

Generell erzeugen Trauben, die auf vulkanisch geprägten Böden wachsen, von den weißen Burgundersorten bis hin zum würzigen Sauvignon Blanc, stets Weine mit etwas mehr Kraft. Doch hier bieten die kühlen Nächte eine besondere Frische, die sich in den Weinen widerspiegelt. So kombinieren die Weißweine eine ansprechende aromatische Tiefe mit einer mineralisch geprägten Lebendigkeit. 

Das Weingut Müller in Klöch verbindet gekonnt Tradition mit Modernität
Foto beigestellt
Das Weingut Müller in Klöch verbindet gekonnt Tradition mit Modernität

Die Region grenzt im Süden an Slowenien und im Osten an das Burgenland. Über diese Grenzen hinweg dringen zusätzlich die heißen pannonischen Steppenwinde weit in den Süden des Vulkanlands vor. Die Region ist deshalb auch die wärmste aller steirischen Weinbaugebiete und auch prädestiniert für den Rotweinanbau. Das wärmere Klima im Land bot schon vor der Klimaerwärmung die Möglichkeit, hier stoffige Rotweine anzubauen. Vor allem in der Gegend um den Vulkankegel Königsberg, die von roten Böden mit Eisenoxyd bestimmt wird, bringen neben Blauen Zweigelt auch weitere Sorten wie St. Laurent sehr gute Ergebnisse. Das steirische Vulkanland ist nicht nur eine singuläre Weinregion, sondern auch ein für Besucher ursprünglich gebliebener, naturnaher Teil Österreichs. Es führen vier Weinstraßen durch die Hügellandschaft, die durch perfekt beschilderte Themenwanderwege ergänzt werden. Weinfreunde sind eingeladen, das Land zu durchqueren und Winzer und ihre Weine vor Ort kennenzulernen. Buschenschänke, Landgasthäuser und feine Restaurants bieten gepflegte Gastlichkeit.

Das Weingut Christoph Neumeister bewirtschaftet Hanglagen in und um Straden
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Das Weingut Christoph Neumeister bewirtschaftet Hanglagen in und um Straden

Eine junge DAC-Herkunft

Seit dem Jahr 2019 sind nun Weine mit der geschützten Herkunftsbezeichnung Vulkanland Steiermark DAC auf dem Markt. Wie in der gesamten Steiermark basiert auch hier die Systematik auf der Qualitätspyramide. Die breite Basis bilden die Gebietsweine. Es sind dies in der Regel leichte, von feiner Primärfrucht geprägte Weine, die mit maximal 4 Gramm Restzucker immer trocken auf den Markt kommen. Ab dem 1. März, der dem Erntejahr folgt, dürfen diese Gebietsweine verkauft werden, nur der Welschriesling darf einen früheren Start hinlegen. Ab dem 1. Mai dürfen dann die Ortsweine folgen, diese dürfen im Vulkanland nur mit folgenden neun Bezeichnungen abgefüllt werden: Oststeiermark, Riegersburg, Gleichenberg, Kapfenstein, St. Anna, Tieschen, Klöch, Straden und St. Peter. Für die Ortsweine ist die Sortenwahl bereits auf die typischen Leitsorten eingegrenzt, im Vulkanland sind dies neben dem Welschriesling, der Weißburgunder, Morillon, Grauburgunder, Riesling, Gelber Muskateller, Sauvignon Blanc und Traminer. Die höchste Stufe bilden die charaktervollen Riedenweine, die neben der Handschrift des jeweiligen Winzers detailierter Ausdruck eines speziellen Kleinklimas und Bodens sind. Um den Anfordungen der Rebsorte Traminer entgegenzukommen, dürfen Ortsweine dieser Sorte aus Klöch auch halbtrocken abgefüllt werden. Riedenweine dürfen innerhalb der Kategorie Trocken auch über den 4 Gramm liegen. Diesen Traminer mit seinem feinen Rosenbukett darf man auf keinen Fall versäumen.


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Erschienen in
Falstaff Nr. 06/2023

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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