Die schilfgedeckten Weinkeller wie hier am Königsberg bei Hannersdorf sind ein Markenzeichen der Region.

Die schilfgedeckten Weinkeller wie hier am Königsberg bei Hannersdorf sind ein Markenzeichen der Region.
© ÖWM / WSNA

Weinbaugebiet Eisenberg: Blaufränkisch mit Finesse

Im 515 Hektar kleinen Weinbaugebiet erleben auch Uhudler und Welschriesling ein Revival.

Etwas versteckt im südlichen Burgenland und etwas abseits der Hauptverkehrsstrecken liegt die Weinregion Eisenberg, die sich noch viel von ihrer Ursprünglichkeit erhalten konnte. Rund 170 Winzerfamilien pflegen die oft zerstreut liegenden Parzellen, das Ergebnis sind erstklassige Rotweine, anspruchsvolle Weißweine und der Uhudler, eine Spezia­lität der Region. Wer sich die Mühe macht, in dieses Weinbaugebiet zu reisen, wird reichlich entlohnt. Denn neben den zahlreichen ambitionierten Winzern hat sich auch eine gute weintouristische Infrastruktur entwickelt, die in Sachen Kulinarik und Beherbergung einiges zu bieten hat. Hier entschleunigt man in einem der zahlreichen liebevoll restaurierten Kellerstöckl, steigt vom Auto auf das Fahrrad oder E-Bike um und lässt sich in der Buschenschank oder im Restaurant verwöhnen. Die Region bietet viel Entspannendes, in den minera­lischen Blaufränkisch-Weinen aber auch einiges an Spannung. Eisenberg DAC, der geschützte Herkunftswein, ist dem Blaufränkisch vorbehalten, der mit fast 160 Hektar etwa 30 Prozent der kleinen Gesamtrebfläche bedeckt. Bei den Rotweinsorten folgt der Blaue Zweigelt mit 23 Hektar. Ihm dicht auf den Fersen ist der Newcomer Merlot mit 21 Hektar, dann Cabernet Sauvignon mit neun Hektar, bis auf ­fünf Hektar Pinot Noir sind die restlichen blauen Sorten hier ohne nennenswerte Relevanz. Rund 73 Hektar Welsch­riesling bringen zum Teil hervorragende Ergebnisse, alte Rebanlagen stellen dabei durchaus Potenzial dar. Rund zehn Hektar bewohnen Chardonnay, Weißburgunder, Grüner Veltliner und Sauvignon Blanc. Experten sehen für die Zukunft auch Potenzial für Furmint und Syrah.

Der Blaufränkisch Eisenberg DAC kommt seit 2010 in zwei Kategorien auf den Markt: neben Eisenberg DAC, aus­gebaut in Stahl- oder großen Holzfässern und mit entweder 12,5 oder ­13 Prozent Alkohol, kommt auch frühestens im zweiten auf die Ernte folgenden Jahr die Eisenberg DAC Reserve auf den Markt. Diese vielschichtigen Weine mit Reifepotenzial reifen in großen oder kleinen Holzfässern heran und haben einen Alkoholwert ab ­13 Prozent auf dem Etikett.

Die Toplagen ­im Kessel der Region Eisenberg ergeben einige der besten Blaufränkisch-Weine des Landes.
© Eisenberg DAC / Steve Haider
Die Toplagen ­im Kessel der Region Eisenberg ergeben einige der besten Blaufränkisch-Weine des Landes.

Im nördlichen und mittleren Teil des Weinbaugebiets, am Südabhang der Günser Berge und im Raum Hannersdorf, Königsberg, Eisenberg und Csaterberg wurzeln die Reben auf unterschiedlichen Festgesteinen des Erdmittelalters und des Erdaltertums. Darunter sind Kalkphyllite, Grünschiefer und Serpentinite der ­Penninikum ­genannten geologischen Baueinheit der Alpen. Ähnliche Gesteine wie im Raum Rechnitz und am Eisenberg finden sich auch auf Österreichs höchstem Gipfel, dem Großglockner.

Als zusätzliche Besonderheit lassen sich in den Weingärten am Csaterberg Süßwasseropale finden. Die Reben am ­Hannersberg und am Königsberg wurzeln auf Böden aus Festgesteinen, die auch im dort erzeugten Blaufränkisch ihre aromatischen Spuren hinterlassen. Der größere Teil der Weingärten steht auf lockeren, meist schluffigen, aber auch sandigen oder kiesigen, jungen See- und Flussablagerungen des Steirischen Beckens, das gegen Osten ins Pannonische Becken übergeht.

Namensgebend für die Herkunft Eisenberg DAC ist ein kleiner Anteil von Eisenoxid, der den Blaufränkisch-Weinen eine unverwechselbare Note verleiht. Wie hoch der Einfluss von Eisen ist, wird offensichtlich, wenn man typische Charaktereigenschaften von Weinen vergleicht, die auf den eisenhaltigen Böden entstehen: Sie präsentieren sich spannungsvoll, vibrierend und regelrecht energetisierend. Das pikante Säuregerüst lässt den Wein lebendig wirken, er gibt sich filigran und doch fest strukturiert. Die Tanninstruktur ist elegant und samtig, der Abgang oft kräuterwürzig. Unabhängig von der Handschrift einzelner Winzer und den vielfältigen Bodenstrukturen aus Grünschiefer, Quarzphyllit, ­Kalkschiefer, Serpentinit und Sedimentgestein ist es das Eisen in der einmal dickeren, einmal dünneren Lehmschicht, welches für einen unverwechselbaren Ausdruck im Wein vom Eisenberg sorgt, den die Winzer als »goût de ­terroir« der kleinen, aber feinen ­Anbauregion ­bezeichnen.

Die Würze der Rieden

Die wichtigsten Einzellagen liegen unweit des Ortes Eisenberg an der Pinka, wobei hier die Ried Reihburg mit ihren elf Hektar ein Grand-Cru-Boden für Blaufränkisch ist. Nicht weniger für die rote Leitsorte geeignet sind die Ried Szapary sowie die im Osten angrenzende Ried Saybritz. In heißen Jahren zeigt auch die nach Westen orientierte Ried Fasching ihre Stärken. Im Nachbarort Deutsch Schützen regiert ebenfalls der Blaufränkisch, Toprieden hier heißen Bründlgfangen, Weinberg und Ratschen. In den Wäldern zwischen Kohfidisch im Westen und Deutsch Schützen erhebt sich der zauberhafte Csaterberg – eigentlich sind es zwei Hügel mit Schieferböden und Süßwasseropalen, der Klein Csater und der Hoch Csater –, hier dominieren zu zwei Dritteln Weißweine, neben komplexem Welsch­riesling wächst auch etwas ­Chardonnay, Grüner Veltliner und Sämling, in Rot natürlich Blaufränkisch. Auch die ­Lagen zwischen Rechnitz und der Landesgrenze ergeben spannende ­Welschrieslinge. Rieden wie Rosengarten oder Prantner stehen auf gebanktem Grünschiefer, der den Weinen Charakter und Tiefe gibt. Auch Burgundersorten wie Weißburgunder und Chardonnay fühlen sich hier wohl.

Zwischen Hannersdorf und ­Weppersdorf liegen die Rieden Hannersberg und ­Königsberg, wobei vor allem letztere immer mehr in den Fokus der Blaufränkischliebhaber rückt, weil der Königsberg aufgrund seiner Lage und Geologie sich deutlich von den anderen unterscheidet und eine weitere eigenständige Facette im Sortiment der ­Eisenberg-DAC-Blaufränkisch liefert.

Die Besucher der Eisenberg-Region haben stets die Qual der Wahl, denn beim Essen reicht die Bandbreite von einer kalten Jause mit regionalen Schmankerln über tolle Backhendl bis zur raffinierten Spitzenküche bei Jürgen Csencsits in Harmisch, bei Philipp Kroboth im »Mahrbach« bei Eltendorf oder in Josef Wieslers Restaurant »Ratschen« in Deutsch Schützen, wo sich auch in der »Wohnothek« trefflich übernachten und entspannen lässt. Die Plattform weinidylle.at bietet einen aktuellen Überblick für Weintouristen. Hier findet man Urlaubsangebote und aktuelle Tipps zu Weinen und Winzern, Buschenschanken, Übernachtungsmöglichkeiten und Events, dazu konkrete Packages von ­Weinver­kostungen bis Picknicks.

HIER GEHT'S ZU DEN BESTEN WEINEN AUS DER REGION EISENBERG

Winzer

Die besten Produzenten aus der Region Eisenberg DAC

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Weingut Krutzler, Deutsch Schützen
krutzler.at

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Weingut Jalits, Badersdorf
jalits.at

Weingut Kopfensteiner, Deutsch Schützen
kopfensteiner.at

Weingut schiefer.pur, Welgersdorf
weinbau-schiefer.at

Weingut Wachter-Wiesler, Deutsch Schützen
wachter-wiesler.at

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Weingut Groszer Wein, Burg
groszerwein.at

StephanO Das-Wein-Gut, Deutsch Schützen
stephano.at

Weingut Thomas Straka, Rechnitz
straka.wine

Weine Thom Wachter, Burg
thomwachter.at

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Weingut Stubits, Harmisch
stubits.at

Weingut Wallner, Deutsch Schützen
wallnerwein.at

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Weingut Batthyány, Rechnitz
weingut-batthyany.at


Die Sternebewertung der ausgewählten
Weingüter ist dem Falstaff-Wein Guide Österreich 2023/24 entnommen. Alle Infos zum Guide sowie weitere empfehlenswerte Weingüter finden Sie unter: falstaff.at.

Infos für Besucher

Zahlreiche weitere Informationen zur Region Eisenberg, aktuelle Events und Angebote für Urlauber – vom Weinpicknick-Package bis zum Restauranttipp – finden Sie außerdem stets aktualisiert online unter: weinidylle.at.


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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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