Ein majestätischer Sonnenuntergang am Neusiedlersee verzaubert den Himmel mit goldenen Farben und spiegelt sich in den ruhigen Gewässern wider. Natur in voller Pracht.

Ein majestätischer Sonnenuntergang am Neusiedlersee verzaubert den Himmel mit goldenen Farben und spiegelt sich in den ruhigen Gewässern wider. Natur in voller Pracht.
© Getty Images | iStockphoto

Glück im Winkel: Die besten Adressen am Neusiedler See

Am Neusiedler See hat man die Qual der Wahl: Spaziergang durch die Weingärten, Bootsfahrt am See oder Radtour zur nächsten Bucht? Man kann das am besten bei einem guten Essen entscheiden … und dann einfach sitzen bleiben und Wein verkosten.

Tradition kann nie schaden. Seit knapp hundert Jahren macht die Familie »in Wein«. 1934 begann Josef Lentsch in Podersdorf neben einem Gasthaus auch Weingärten zu bewirtschaften. Er baute das einst von Zisterziensermönchen errichtete und später von preußischen Grafen bewohnte Gebäude zur unternehmerischen Homebase aus. Heute führt Markus Lentsch das »Gasthaus zur Dankbarkeit« in vierter Generation, in der Küche werkt mit Josef Roiss einer, der als Nachfahre eines Podersdorfer Fassbinders und Winzers die kulinarischen Feinheiten der Region genetisch eingebrannt bekommen hat. Ein »perfect match« – und so gilt die »Dankbarkeits-Küche« seit Jahren als vitaler Garant für hochwertige burgenländisch-pannonische Küche. Die regionale Landwirtschaft im Seewinkel, wie dieser Landstrich zwischen Neusiedler See und ungarischer Grenze,– das Periphere betonend – genannt wird, liefert dafür reichlich authentische Zutaten: Weidegänse, Steppenrinder, Mangalizaschweine, fangfrischen Fisch aus dem See und Gemüse in Hülle und Fülle. 

Tiefer im Seewinkel, die ungarische Grenze praktisch in Griffweite, setzt man auch in der »Möwe« in Pamhagen auf saisonale und regionale Köstlichkeiten. Küchenmanager Kevin Szalai und Küchenchef Bogdan Comanescu spannen ihr Angebot von Kaninchen über Huchen bis zu Taschenkrebsravioli, begleitet von Gemüse. Für dessen Vielfalt geht Erich Stekovics als lokaler »Kronzeuge« durch. Im Laufe der Jahre hat der Bio-Bauer aus dem etwas nördlich gelegenen Frauenkirchen allein 3.200 verschiedene Tomatensorten angebaut und damit eine der größten Sammlungen an Tomatensaatgut weltweit. 

Auch auf der gegenüberliegenden Seite des Neusiedler Sees treffen sich Superlative auf engstem Raum. Mit nur knapp 2.000 Einwohnern ist Rust der kleinste Verwaltungsbezirk und die kleinste Statuarstadt Österreichs (allein im DC Tower in Wien, dem höchsten Bürogebäude der Republik, arbeiten mehr Menschen). Dafür hat Rust mehr Geschichte, ist das älteste Gemäuer der Stadt doch fast 500 Jahre alt. Seit über 25 Jahren betreiben Michael Mooslechner und sein Team in dieser 1535 ursprünglich als Schule erbauten Kulisse den »Rusterhof«. Mooslechner zieht seine Inspirationen dabei aber vor allem aus seiner eigenen beruflichen Geschichte: Nach Jahren in der Wiener Spitzengastronomie hat er den Stil, den man »gutbürgerlich« nennt, mit an den See gebracht. Sein Fokus auf saisonale Zutaten und Weine aus der Region runden das Genusserlebnis ab.

Wurzel Werk

Auch Max Stiegl schätzt und nutzt das reichhaltig-bunte Vor-der-Haustüre-Angebot. Nach seinem Rückzug vom »Knappenhof« am Fuße der Rax und aus Wien konzentriert er sich jetzt ausschließlich auf das »Gut Purbach«. Es ist eine Rückkehr in die Nähe der beruflichen Wurzeln. Nicht weit von hier, im einstigen »Inamera« in Rust, wurde er im Jahr 2000 als jüngster Koch weltweit mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Heute verbindet der für seine Experimentierfreude bekannte gebürtige Slowene in Purbach französische Kochkunst und burgenländische Tradition mit seiner profilprägenden ganzheitlichen »Nose-to-tail«-Linie – seine Innereienküche ist berühmt – und bisweilen extravaganten Zutaten wie Pferde-, Biber- oder Schnepfenfleisch. Vor zwei Jahren hat Stiegl zudem ein Weingut übernommen. Gekeltert werden Weine aus lokalen Spezialitäten wie Blaufränkisch und burgundische Reben wie Chardonnay und Pinot Noir. Deren Geschmack ist die Summe der Herkunft von den Hängen des Leithagebirges, dem dortigen prähistorischen Meeresboden mit verwittertem Muschelkalk, dem Geruch der nahen Puszta sowie der Reifegebung durch sengende Mittagssonne und kühle Abendwinde.

See Stamm

Im nahen Schützen am Gebirge wartet mit dem »Taubenkobel« ein weiterer Fixstern am heimischen Gastrohimmel. Alain Weissgerber führt zusammen mit seiner Frau Barbara Eselböck das 1984 von ihrem Vater als Dorfgasthaus gestartete und in der Folge in der internationalen Spitze etablierte Restaurant weiter und verzaubert mit einer fantasie- und aromareichen Interpretation pannonischer Küche. Der aus Frankreich stammende Koch war einst auch in der »Blauen Gans« in der entfernteren Nachbarschaft in Weiden am See tätig. Dort sorgt jetzt Oliver Wiegand für schnörkellose, aber geschmacksintensive Gaumenfreuden von Welsleber über Backhendl bis zu einem vielfältigen vegetarischen Angebot. Der Fokus liegt auch hier auf regionalen Zutaten – in guten wie in schlechteren Zeiten. So musste man jüngst Zugeständnisse an den zunehmend volatilen Wasserstand des Sees machen. Zander gibt es nur noch, wenn Hauslieferant Emmerich Varga aus Gols mit ausreichend Anglerglück gesegnet war. »Dafür erweitern wir unser Angebot auf jenes der ehemaligen Kronländer«, verspricht man stabile Qualität.

Geografisch noch weiter spannt man den kulinarischen Bogen in der »Mole West«. In der Nordbucht direkt am See gelegen, setzt man auf loungeartiges Strandclub-Flair und serviert polyglotte Vielfalt vom Tuna Tartare über Muscheln bis zu veganen Burgern. Und im »Das Fritz« in Weiden stehen zahlreiche lokale Spezialitäten auf der »SpeiSee-Karte« – einfach see-nsationell! 


Restaurants

Taubenkobel
Genussmenüs in elf Akten aus der pannonischen Küche, kreiert von Küchenmaestro Alain Weissgerber. Das Beständige an der ständigen Weiterentwicklung des Gourmettempels ist die außergewöhnliche Qualität.

Hauptstraße 31, 7081 Schützen
T: +43 2684 2297, taubenkobel.at

Gut Purbach
Pannonische Zutaten und burgenländische Tradition treffen auf französisches Handwerk und Max Stiegls virtuose Hingabe für ganzheitliche Zubereitung auf höchstem Niveau.

Hauptstraße 64, 7083 Purbach
T: +43 2683 56086, gutpurbach.at

Zur Dankbarkeit
Fischsuppe oder Krautsuppe, Pilzterrine oder Hühnerleberpastete, gebratener Wels oder geschmorte Schweinswangerl? Alles beste Qualität mit typisch pannonischen Geschmacksnoten.

Hauptstraße 39, 7141 Podersdorf
T: +43 2177 2223, dankbarkeit.at

Das Fritz
Auf Gäste wartet eine feine Terrasse direkt am Wasser und eine »SpeiSee«-Karte mit – unter anderem – Zander, Ochsenbackerl und Hirsch vom Leithaberg.

Seebad 1, 7121 Weiden am See
T: +43 2167 40222, dasfritz.at

Die Möwe
Spektakulär angerichtete, fein zusammengestellte Geschmackskombinationen: Reisasche begleitet die »Seewinkler Vichyssoise«, Naan-Brot das Asia-Huhn.

Storchengasse 1, 7152 Pamhagen
T: +43 2175 21800, vilavitapannonia.at

Fossil
Thomas Daniel Pugel lockt in der Kellergassenumgebung mit einer unkonventionellen Genusspalette von Garnelen im Safran-Orangensud und Grapefruitfilets bis zum Zander mit fermentierten Roten Rüben.

Kellergasse 6K, 7083 Purbach
T: +43 268321025, restaurant-fossil.at

Mooslechners Rusterhof
Knusprige Schnitzel, würzige Eierschwammerl und zart-flaumige Marillenknödel begleitet von einer erlesenen Auswahl an Weinen aus der Region.

Rathausplatz 18, 7071 Rust
T: +43 2685 60793, rusterhof.com

Wirtshaus im Hofgassl
Im Refugium von Susanne und Michael Pilz gibt es im idyllischen Gastgarten Skrei, hausgemachte Nudeln und zu Eiswein kompatible Desserts.

Rathausplatz 10, 7071 Rust
T: +43 2685 60763, hofgassl.at

Zur blauen Gans
Klassiker vom Zwiebelrostbraten bis zum Backhendl treffen in Oliver Wiegands Küchen auf feinen Fisch und ein breites vegetarisches Angebot.

Seepark, 7121 Weiden am See
T: +43 2167 700000, zurblauengans.at

Das Schmidt
Mit fünf Hektar eigener Rebfläche ist für die Basis der Weinkarte gesorgt. Bei den Speisen setzt man auf frische, regionale Zutaten, beispielsweise aus dem See.

Raiffeisenstraße 8, 7072 Mörbisch am See
T: +43 2685 8294, das-schmidt.at

Mole West
Fancy Strandclub, in dem zeitgeistige Internationalität auch in der Küche zelebriert wird – von Teriyaki-Huhn bis Wolfsbarschfilet. Guter Platz für Sundowner.

Seegelände 9, 7100 Neusiedl am See
T: +43 664 2086600, mole-west.at

Seejungfrau
In der Seejungfrau ist man nah am Wasser – und nah an den Rebhängen Richtung Leithagebirge. Das prägt die mediterran-leichte Küche und die Weinkarte.

Yachthafen 1, 7093 Jois
T: +43 650 4200743, seejungfrau.org

Weingasthof Rosenhof
Im malerischen und namensgebenden Hofgarten der Familie Haider munden Entenbrust, Fischsuppe und der hauseigene Wein aus Illmitzer Rieden.

Florianigasse 1, 7142 Illmitz
T: +43 2175 2232, rosenhof.cc


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Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2023

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Klaus Höfler
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