Anne Schüller, Foto beigestellt

Anne Schüller, Foto beigestellt

»Eine Vielzahl österreichischer Hoteliers ist bei Nachhaltigkeit, Transformation und Innovation weit vorn mit dabei«

Zukunft meistern: Wie Pioniere und Übermorgengestalter die Branche vorantreiben und warum die menschliche Komponente trotz Technologisierung entscheidend bleibt, verrät die Managementdenkerin und Autorin Anne M. Schüller im exklusiven PROFI-Interview.

von Alexandra Gorsche
22. Februar 2024

Anne M. Schüller über Klimaschutz, Technologisierung und Kundenzentrierung: Die renommierte Managementdenkerin und Autorin, verrät PROFI im exklusiven Interview, welche zukunftsweisenden Trends die Hotel- und Gastronomiebranche prägen werden. Schüller gibt praxisnahe Einblicke und zeigt, wie Unternehmen durch Innovation, Transformation und kundenorientiertes Denken langfristigen Erfolg sichern können. Ein Must-read für alle, die ihre Zukunft im Gastgewerbe aktiv gestalten wollen.

PROFI: Frau Schüller, in Ihrem neuen Buch »Zukunft meistern« sprechen Sie von einer Entdeckungsreise zu den wichtigsten Zukunftstrends der nächsten Dekade. Was hat Sie dazu inspiriert, sich auf diese Reise zu begeben, und welche zentralen Trends können Unternehmen in der Hotel- und Gastronomiebranche erwarten?

Schüller: Das Neue, das noch Unbekannte und die Zukunft haben mich schon immer fasziniert. Da lag es nur nahe, sich mit der Zukunft auch in einem Buch zu befassen. Die Megatrends, die für die gesamte Wirtschaft, und damit auch für die Hotel- und Gastronomiebranche gelten, sind Klimaschutz, Technologisierung und Kundenzentrierung. Megatrends umfassen tiefgreifende Entwicklungen, die in Gesellschaft und Kultur, Arbeit und Leben formend sind. Sie beeinflussen unser Denken und Handeln und damit auch die Wertesysteme. Sie haben eine langfristige Ausrichtung und sind global wirksam. Insofern stecken wir in ihnen längst mittendrin. Maßgebliche Einzeltrends, die noch eine ganze Weile andauern werden, sind mit besonderem Blick auf die Branche Hypervernetzung, Kollaboration, Personalisierung, Emotionalisierung und Selbstoptimierung. Entscheidend ist dann, mit welchen unverbrauchten Ideen und Innovationen diese Trends befüttert werden.

Nachhaltigkeit, Transformation und Innovation bilden die Erfolgstriade der Zukunft, wie Sie es nennen. Wie können Unternehmen in der Hotel- und Gastronomiebranche diese Prinzipien umsetzen, um langfristigen Erfolg zu sichern?

Zunächst möchte ich mit Profiblick sagen – ich war ja selbst in der Hotellerie tätig und reise außerdem viel – dass eine Vielzahl österreichischer Hoteliers weit vorn mit dabei ist. Die Transformation von traditionellen zu jungen, frischen Konzepten ist in vollem Gange. Nachhaltigkeitsaspekte spielen dabei eine maßgebliche Rolle, und zwar nicht nur für den schönen Schein, sondern nachweisbar und glaubhaft gelebt. Denken wir nur an die Erhaltung der hiesigen unglaublich schönen Natur, kann Österreich hier zu einer weltweiten Vorreiterrolle finden.

Ihr Buch verspricht nicht nur Einblicke in Zukunftstrends, sondern auch praxiserprobte Lösungen. Könnten Sie uns einige konkrete Beispiele für erfolgreiche Lösungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Transformation und Innovation nennen, die in Ihrem Buch beleuchtet werden?

Primär müssen wir zu neuen, zukunftsweisenden Formen des Wirtschaftens finden. Die alten haben eine erschöpfte Umwelt und erschöpfte Menschen hinterlassen. Das wird sich ändern. Immer mehr Menschen brennen für immaterielle Werte, für mehr Freizeit statt mehr Besitz, mehr Freundlichkeit, Wertschätzung, Wohlbefinden. Die besten Innovationen entstehen durch das Zusammenlegen der unterschiedlichsten Kompetenzen an den Schnittstellen verschiedener Disziplinen. Co-Working, Co-Living, Co-Gardening, Co-Mobility, Co-Labs und Co-Kreativität, all diese Cos bedeuten ja, etwas gemeinsam zu tun. Das bespielt den Trend der Kollaboration. Daraus ergeben sich etwa für Städtebau und Landschaftsplanung eine Vielzahl neuer Anforderungen und daraus wiederum eine Fülle spannender neuer Geschäftsmodelle, insbesondere auch für Hotellerie und Gastronomie.

In der heutigen schnelllebigen Geschäftswelt spielen Technologien, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) eine entscheidende Rolle. Wie können Unternehmen in der Hotel- und Gastronomiebranche diese Mittel effektiv einsetzen, um ihre Geschäftsmodelle zu optimieren und Gästeansprüchen gerecht zu werden?

Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Widerstand zwecklos. Leider warten viele Unternehmer zu lange und kommen dann in Stress, weil die Adaptionsspanne sinkt. »Später« heißt in rasanten Zeiten eben sehr schnell »zu spät«. Wir haben immer die Wahl. Wir können klagen und tatenlos warten, bis zum Beispiel KI uns verdrängt. Oder wir nutzen die jeweils neueste verfügbare Technologie, um das Beste aus einem Mensch-Maschine-Zusammenwirken zu machen. Die eigene Produktivität und dadurch auch die des gesamten Betriebs kann durch KI & Co. maßgeblich gesteigert werden. Insofern muss es zum einen gelingen, alle Mitarbeitenden rasch mit den neuesten nützlichen Technologien vertraut zu machen. Zum anderen gilt es, passende digitale Anwendungen zu integrieren und dann rasch durch noch performantere zu ersetzen.

Überall da, wo Technologie unterstützt, bleibt mehr Zeit für qualitativ wertvolle zwischenmenschliche Kontakte. Denn: Die menschliche Komponente ist auch in Zukunft von hoher Bedeutung. Eben weil Digitaltools so omnipräsent sind, verstärkt sich unsere Sehnsucht nach Momenten, in denen es menschelt. Wer seine Leute großteils durch Digitaltools ersetzt, riskiert, dass er Gäste verliert. Solange der Endkunde ein Mensch ist, wird auch die notwendige Kompetenz zur Kundenzufriedenheit von Menschen erbracht werden müssen – und zwar auf die ihnen eigene, durch KI nicht ersetzbare Weise, hebt, um eine zweite Meinung zu hören, die Trendexpertin Birgit Gebhardt hervor. Das Ziel: hohe Expertise verbunden mit Herzlichkeit und wahrer Empathie. »Warm glow« nennt sich das kostbare Gefühl, das uns dann überkommt. So etwas schaffen nur Menschen.

Pioniere, Innovatoren und Übermorgengestalter: Welche Rolle spielen diese Akteure in der Umsetzung der Erfolgstriade der Zukunft, und wie können Unternehmen in der Hotel- und Gastronomiebranche von ihren Erfahrungen profitieren?

Jeder Beitrag kann wertvoll sein. Mitarbeitende rücken ihre Ideen für das Meistern der Zukunft aber nur dann heraus, wenn sie glauben, dass diese Wertschätzung erfahren. Und wenn sie wissen, dass Fehler kein Beinbruch sind. Denn nicht nur Erfolge, auch Irrtümer bringen uns weiter. In »gescheitert« steckt nämlich »gescheiter«. Neuerungen können jedoch nur dann entstehen, wenn es den passenden Nährboden gibt:

  • die Erlaubnis zum Widerspruch,
  • das freizügige Teilen guter Ideen,
  • eine ergebnisoffene Lernkultur und
  • Freiraum zum Experimentieren.

Eine Zukunft, in der wir gerne leben, wird von Menschen gemacht, denen eine gute Zukunft am Herzen liegt.

Über Anne M. Schüller

Anne M. Schüller ist Managementdenkerin, Keynote-Speakerin, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenzentrierte Unternehmensführung. Zu diesen Themen hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events. 2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Beim Business-Netzwerk Linkedin wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top Mind 2020 gekürt. Ihr Touchpoint Institut bildet zertifizierte Customer Touchpoint Manager aus.

Anne M. Schüller

Zukunft meistern
Das Trend- und Toolbook für Übermorgengestalter

Gabal Verlag 2024, 232 S., 29,90 €
ISBN: 978-3-96739-181-7

Lesenswert

»Dachsteinkönig«-Direktor Mario Pabst hatte 2023 Grund zum Feiern. © Conny Leitgeb Photography

»Dachsteinkönig«-Direktor Mario Pabst hatte 2023 Grund zum Feiern. © Conny Leitgeb Photography

Arbeitgeber-Check

»Arbeitgeber-Check«: Falstaff PROFI sucht wieder die besten Arbeitgeber:innen des Jahres

Hier zählt die Stimme Ihrer Mitarbeiter:innen: Melden Sie sich beim »Arbeitgeber-Check« an und motivieren Sie Ihr Team, für Sie bis zum 31. August 2024 abzustimmen. Die besten im Votum kürt Falstaff PROFI bei einem glamourösen Event zu den Arbeitgeber:innen des Jahres.

Das »Nhow Amsterdam RAI« © Minor Hotels

Das »Nhow Amsterdam RAI« © Minor Hotels

Hotellerie

Neuer Name: Die »NH Hotel Group« heißt jetzt »Minor Hotels Europe & Americas«

Die Umbenennung soll die Integration in »Minor Hotels« bekräftigen und das Unternehmen unter einer einheitlichen Corporate Identity firmiert.

Jaimy Reisinger © Sophie Kirchner

Jaimy Reisinger © Sophie Kirchner

Interview

Jaimy Reisinger: Über Mut, beinhartes Feedback und ein zu großes Ego

Wie die »Falstaff Young Talents Cup«-­Champions die Gastrowelt ­revolutionieren. PROFI startet eine neue Serie, in der die strahlenden Sieger vor den Vorhang geholt ­werden. Jaimy Reisinger, erste ­Siegerin in der ­Kate­gorie »Patisserie 2019«, macht den Anfang.

© Foto beigestellt

Gastronomie

Bewährte Reinigungsmethoden im Restaurant und Hotellerie

Advertorial

Erfolgreiche Reinigung in der Gastronomie und Hotellerie erfordert mehr als nur oberflächliche Sauberkeit. Es bedarf bewährter Reinigungsmethoden, die nicht nur hygienische Standards erfüllen, sondern auch Effizienz und Wirtschaftlichkeit gewährleisten. Gemeinsam mit »Diversey« und der Marke »Pro Formula« stellen wir Ihnen bewährte Reinigungslösungen vor, die den hohen Ansprüchen der Hotel- und Restaurantbranche gerecht werden.

So wird das »Valamar Collection Pical Resort« in Poreč aussehen. © Valamar

So wird das »Valamar Collection Pical Resort« in Poreč aussehen. © Valamar

Hotellerie

Österreichisches Unternehmen startet die größte Investmentrunde im kroatischen Tourismus

»Valamar« wird für 450 Millionen Euro zwei neue Luxusresorts errichten.

»Eco Austria«-Direktorin Monika Köppl-Turyna © BMF/Wenzel

»Eco Austria«-Direktorin Monika Köppl-Turyna © BMF/Wenzel

Fachkräfte

1,2 Milliarden Euro: So viel kostet uns der Fachkräftemangel im Tourismus

»EcoAustria« hat die Effekte nicht besetzter Stellen im Tourismus berechnet.

Meist gelesen

Florian Mayer © fotohofer.at

Florian Mayer © fotohofer.at

Employer Branding

Florian Mayer: »Unser Ziel ist es, die negativ assoziierten Eigenschaften der Hotellerie in Pluspunkte umzuwandeln«

Der »Familux Resorts«-Geschäftsführer setzt auf emotionales Recruiting und innovative Mitarbeiterbindung. Wie er das in der Praxis umsetzt, verrät er im Gespräch mit PROFI.

Franz Eisl, Isabell Decker, Gerhard Höflehner, Barbara Hochkönig, Mathias Schattleitner, Renate Bauer und Gottlieb Stocker. © Gerhard Pilz

Franz Eisl, Isabell Decker, Gerhard Höflehner, Barbara Hochkönig, Mathias Schattleitner, Renate Bauer und Gottlieb Stocker. © Gerhard Pilz

Employer Branding

Innovation bei Employer Branding: Tourismusverband »Schladming-Dachstein« präsentiert neues Mitarbeiterkonzept

Unter dem Leitsatz »Gewinnen-Binden-Belohnen« soll nicht nur das Finden, sondern auch das Binden von neuen Fachkräften gefördert werden.

Nikola Reiter © Reiters Reserve

Nikola Reiter © Reiters Reserve

Interview

Nikola Reiter: »Der Übergang von einem konzerngeführten Hotel zu einem Familienbetrieb war eine enorme Herausforderung«

Das »Reiters Reserve« in Bad Tatzmannsdorf feiert sein 20-jähriges Jubiläum. Hotelière Nikola Reiter spricht im PROFI-Interview über die Errungenschaften in diesen zwei Jahrzehnten, über Investitionen sowie die größten Herausforderungen und wirft dabei auch einen Blick in die Zukunft des Unternehmens.

Alois Gölles © Manufaktur Gölles

Alois Gölles © Manufaktur Gölles

Interview

»Wir machen im Grunde Convenience auf höchstem Niveau«

Alois Gölles, Chef der »Gölles«-Manufaktur verrät im Gespräch mit PROFI, wie seine Leidenschaft für Essig entstanden ist, wie er den Apfel-Balsamico erfunden hat, wie sich Klimawandel und Krisen auf die Essig- und Spirituosenproduktion auswirken und warum es keinen Bananen-Essig braucht.

Wolfgang Michal © Sulzi

Wolfgang Michal © Sulzi

Interview

»Alle Schürzen werden ausnahmslos in Handarbeit hergestellt«

Erst mit einer Schürze sind Köch:innen, das Servicepersonal oder Barkeeper standesgemäß angezogen. Auf die Herstellung von maßgeschneiderte Schürzen für Profis hat sich »Schürzenmacher« Wolfgang Michal spezialisiert. Im Interview mit PROFI verrät er unter anderem, was eine gute Schürze auszeichnet und was sich Kunden wünschen.

Nora Feist © Saskia Uppenkamp

Nora Feist © Saskia Uppenkamp

Female

5 Fragen, die Ihr Female-Employer-Branding auf den Punkt bringen: Die Schlüssel für eine inklusive Arbeitskultur

Um die Geschlechtergleichstellung zu fördern und eine vielfältige Arbeitsumgebung zu schaffen, ist eine authentische Female-Employer-Branding-Strategie entscheidend. Nora Feist erklärt, wie Unternehmen durch gezieltes Storytelling weibliche Talente ansprechen können.

Der Newsletter für echte Profis

Be inside and take your chance! Regelmäßige Karriere-Updates aus Gastronomie und Hotellerie, kostenlos in Ihr Postfach!