In der »Zuckerlwerkstatt« kann man zusehen, wie die süßen Sünden entstehen. Jedes Zuckerl ist dabei eine Augenweide.

In der »Zuckerlwerkstatt« kann  man zusehen, wie die süßen Sünden entstehen. Jedes Zuckerl ist dabei  eine Augenweide.
© Zuckerlwerkstatt

Auf den süßen Zahn gefühlt: Wiens einzigartige Zuckerlgeschäfte

Wiens einzigartige Zuckerlgeschäfte scheinen aus der Zeit gefallen zu sein. Naschkatzen freut’s: Denn mit jedem Bonbon werden Erinnerungen an vergangene Kindertage geweckt.

Die Szene erinnerte ein wenig an Charles Dickens Weihnachtsgeschichte: In Wien hüllte der erste Schnee die Stadt in weiße Stille, während im Zuckerlgeschäft »Bonbons« in der Neubaugasse ein älterer Herr an der Theke stand. In seiner Gestalt ähnelte er Ebenezer Scrooge, jedoch in der freundlichen, warmherzigen Version, zu der der geizige Geschäftsmann gegen Ende der Geschichte wird. Der alte Herr kaufte ein Säckchen Rumpastillen, wünschte der Verkäuferin eine frohe Weihnacht und verschwand im Schneetreiben.

Das Bühnenbild zu dieser Szene war perfekt: Orange Retro-Tapete bis an die Decke, Kristallleuchter, türkisfarbene Regale und Thekenfronten, und wohin man schaute, köstlich duftende Berge aus Pralinen, Konfekten, Geleefrüchten, Krachmandeln und anderen Süßigkeiten. Das »Bonbons« ist eines der ältesten Zuckerlgeschäfte Wiens. Seinen ursprünglichen Charme hat es bis heute beibehalten. »Wissen Sie, wie lange ich schon hierherkomme?“, ist ein Satz, den Inhaberin Michaela Dürnberger häufig zu hören bekommt. Das »Bonbons« ist eine Institution – und daran wird sich auch so schnell nichts ändern.

Chocolatier Wolfgang Leschanz hat sich mit seinem Geschäft einen Traum erfüllt.
Foto beigestellt
Chocolatier Wolfgang Leschanz hat sich mit seinem Geschäft einen Traum erfüllt.

Nostalgie und Tradition ziehen sich durch Wiens Zuckerlgeschäfte wie cremiges Sahnekaramell. In vielen von ihnen wird das Alt-Wiener Konfekt- und Confiseriehandwerk bis heute hochgehalten und Süßwaren von Hand gefertigt. Im »Bonbons Anzinger« bekommt man die wohl besten Trüffel der Wiener Innenstadt, in der »Confiserie Eibensteiner« in aufwendiger Detailarbeit geformtes Liliput-Konfekt, in der »Confiserie zum süßen Eck« 140 Sorten Lakritze und bei der »Zuckerltante« von A wie Ananasbruch bis Z wie Zirbenschokolade die komplette Bandbreite süßer Kindheitserinnerungen. Mit ihrem Sortiment positionieren sich die Geschäfte fernab von industrieller Massenware: Schokolade, Fruchtgummis und kandierte Früchte, die Regale und Theken füllen, sind anderswo oft nicht erhältlich. Einen Zeitsprung hat  hingegen die »Wiener Zuckerlwerkstatt« gemacht, zumindest was die Optik der Schaumanufakturen und Shops betrifft.

Die Produktion aber basiert auch hier auf 150 Jahre altem Handwerk, das das Inhaberpaar Maria Scholz und Christian Mayer von den letzten Zuckerlmacher-Meistern gelernt hat. Von einem von ihnen stammen auch die Walzen aus dem Jahr 1910, mit denen die traditionellen Wiener Walzenzuckerl hergestellt werden. Aushängeschild der »Zuckerlwerkstatt« sind allerdings die Motivzuckerl, die ausschließlich von Hand und nur mit Spachteln und Scheren gefertigt werden. Die Rezepturen von teils längst vergessenen Bonbonsorten reichen bis 1890 zurück. Und bei Führungen wird das Traditionshandwerk für Naschkatzen hautnah erlebbar gemacht. Ein faszinierendes Schauspiel!

Ein typisches Alt-Wiener Zuckerlgeschäft ist die Confiserie »Zum süßen Eck«
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Ein typisches Alt-Wiener Zuckerlgeschäft ist die Confiserie »Zum süßen Eck«

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Erschienen in
Falstaff Wien Special

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Sonja Planeta
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