Anwendungsbereiche für eFuels: Pistengeräte, Autobusse, Schneepflüge, Oldtimerrallys, Flugshows und vieles mehr.

Anwendungsbereiche für eFuels: Pistengeräte, Autobusse, Schneepflüge, Oldtimerrallys, Flugshows und vieles mehr.
© eFuel Alliance Österreich

Direttissima zum Klimaschutz und Tourismus als Vorreiter

Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der eFuel Alliance Österreich, spricht über eFuels als klimaverträgliche Treibstoffe und einen Weg zur klimafreundlichen Mobilität.

Profi: Wozu braucht es noch die eFuels – geht der Trend nicht unwiderruflich in Richtung Elektrofahrzeuge?
Stephan Schwarzer
: Strombasiertes Fahren ist ein Pfeiler einer klimaverträglichen Mobilität auf der Straße, aber eben nur einer. Zum einen können wir nicht warten, bis alle Fahrzeuge durch E-Autos ausgetauscht werden. Das dauert viel zu lange. Für den Fahrzeugbestand braucht es klimaverträgliche Treibstoffe, also vor allem eFuels. Österreich muss seine CO2-Emissionen bis 2030 um 48 Prozent reduzieren, bis dahin werden die E-Fahrzeuge aber nicht einmal ein Viertel des österreichischen Fuhrparks ausmachen. Zum anderen verfügt Österreich nicht über die Mengen Ökostrom, die wir benötigen, wir müssen importieren, besonders in der kalten Jahreszeit. Stromimport bedeutet künftig immer mehr Atomstromimport. Mit eFuels substituieren wir Atomstrom. Je mehr Autos am Stromnetz hängen, desto mehr sind wir vom Atomstrom abhängig.

eFuels sind am Markt noch nicht erhältlich – was ist darunter eigentlich zu verstehen?
eFuels sind synthetische Energieträger. Sie haben mit Erdöl nichts zu tun. Um sie zu produzieren, braucht es Wasser, Ökostrom und CO2 aus der Luft oder einem Abgasstrom. Im Unterschied zu Biofuels wird für eFuels keine Agrarfläche benötigt. Wichtig ist, wo der Ökostrom erzeugt wird. Für die Wirtschaftlichkeit ist entscheidend, dass die Gestehungskosten der eFuels an optimalen Standorten mit hohe Wind- und Solarstromausbeute um einen Faktor 2 bis 3 sinken. So werden sie marktreif.

Warum gibt es noch keine lieferbare eFuels, und woher nehmen wir die Sicherheit, dass wir sie in Bälde auf unseren Tankstellen tanken werden können?
So paradox es klingt: Die Vorschriften der EU haben bisher nur die Zielerreichung mittels batterieelektrischer Fahrzeuge und (theoretisch) Wasserstoff zugelassen. Wir kämpfen um die Gleichstellung der eFuels als Weg zur Zielerreichung. Die CO2-Bepreisung ebnet das Preisgefälle zugunsten der eFuels ein Stück weit ein, da eFuels nicht der am 1. Juli 2022 beginnenden CO2-Bepreisung unterliegen werden. Stimmen die Rahmenbedingungen, können die Produktionsmengen der bestehenden Demonstrations- und Pilotprojekte rasch um etliche Zehnerpotenzen erweitert werden, damit wir ab 2025 liquide Märkte sehen werden.

Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der eFuel Alliance Österreich
© EAK/Schedl
Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der eFuel Alliance Österreich

Was hat die Wirtschaft davon, dass mit hohem Aufwand eFuels entwickelt werden?
eFuels sind nicht nur der schnellste, sondern auch der sozialverträglichste Weg zur klimaverträglichen Mobilität. Die Kosten sinken rasch, wenn die Produktionsmengen massiv erhöht werden. Wesentlich ist aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht, dass die vorhandenen Autos und LKW weiterhin genutzt werden können. eFuels ermöglichen die Aufrechterhaltung der individuellen Mobilität. Auch das Fliegen soll nicht nur klimaverträglich werden, sondern auch erschwinglich bleiben. Das ist auch für die Wirtschaft wichtig, für die Tourismusbranche ganz besonders.

Geht es nur um PKWs und LKWs oder um mehr?
Neben den Kraftfahrzeugen gibt es noch viele andere Anwendungsbereiche für eFuels, die auch für die Freizeitwirtschaft relevant sind. Nehmen wir die Geräte für die Präparierung von Skipisten oder die Schneeräumung für Promenaden als Beispiele, hier sind Tausende Geräte mit Diesel als Energieträger im Einsatz, die zehntausende Tonnen CO2 ausstoßen. Mit eFuels betankt sind sie sofort klimaneutral. Gleiches gilt für den Straßenwinterdienst, Autobusse, Baufahrzeuge und Landmaschinen, um nur einige Beispiele zu nennen. Und Oldtimer sind auch ein Wirtschaftsfaktor – sie sollen nicht ins Museum gesteckt werden, sondern weitere hundert Jahre ihre Besitzer erfreuen, auch bei ihnen gibt es keine Alternative zu eFuels.

efuel-alliance.at

Alexandra Embacher
Alexandra Embacher
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