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Grandios mit Grant: Warum Wien immer wieder zur lebenswertesten Stadt gewählt wird

In internationalen Rankings hat Wien in den vergangenen Jahren den Platz an der Spitze fast schon abonniert. Die Lebensqualität ist hoch, man punktet mit Gesundheitsversorgung, Infrastruktur, Sicherheit und dem kulturellen Angebot. Und ja, irgendwie spielt auch der sprichwörtliche »Wiener Grant« eine Rolle.

Erfolg macht bekanntlich süchtig. Und so war in Wien im Jahr 2021 das Unverständnis und sicher auch der Grant groß, als man im bekannten »Economist«-Ranking der lebenswertesten Städte (nach drei Jahren in Folge an der absoluten Spitze) den ersten Platz einbüßte. (Dass man sogar aus den Top Ten flog, wollen wir da lieber verschweigen.) Die Geschichte nimmt ein gutes Ende: Schon 2022 hatte man den ersten Platz zurückerobert – und konnte ihn 2023 auch verteidigen.

Wien und die Rankings – das ist eine Erfolgsgeschichte. Als man sich 2009 erstmals im renommierten »Mercer«-Ranking den ersten Platz sicherte und diesen in der Folge ganze zehn Jahre lang halten konnte, war das Interesse der Wienerinnen und Wiener am internationalen Kräftemessen geweckt. Und als man sich 2018 auch im britischen »Economist«-Ranking erstmals (und als erste europäische Stadt überhaupt) an die Spitze setzte und damit Melbourne in die Schranken wies, wurde klar: Da geht noch mehr. Seither sammelt die Stadt Titel – und sowohl das offizielle Wien als auch seine Bewohner haben daran ihre Freude.

Im laufenden Jahr setzte sich Wien auch im Ranking des Nachrichtenmagazins »Monocle« durch (und stieß Vorjahressieger Kopenhagen vom Podest). Auch in die Liste der »Worlds Greatest Places 2023« des US-amerikanischen Magazins »Time« hat man es geschafft. (»Eine klassische Stadt, modernisiert«, lobten die Juroren dort.) Und die EU zeichnete Wien erst im September mit seiner Lebensmittel-Eigenmarke »Wiener Gusto« bei ihrem »EU Organic Award« als »beste Bio-Stadt« aus. Und diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Starkes Fundament

Bleibt die Frage: Was macht Wien so erfolgreich? In ihrem Fokus (und ihren Erhebungsmethoden) unterscheiden sich die Rankings zwar teilweise erheblich. Einen gemeinsamen Nenner aber gibt es: Wien profitiert im internationalen Vergleich von der Fusion eines starken kulturellen Erbes mit Innovationen in allen Lebensbereichen.

Im »Economist«-Ranking etwa werden insgesamt 30 Kriterien in den Kategorien Stabilität, Gesundheitsversorgung, Bildung, Kultur und Umwelt sowie Infrastruktur bewertet – in denen Wien allesamt gute Ergebnisse liefert. Punkten kann die Stadt regelmäßig vor allem auch mit hoher Sicherheit, guten öffentlichen Einrichtungen, einer guten Gesundheitsversorgung und einem reichhaltigen kulturellen Angebot.

Auch konkrete Projekte sorgen immer wieder für internationales Aufsehen. Etwa die Seestadt Aspern, die seit Jahren zu den Prestigeprojekten der Stadtregierung zählt. Lob gab es zuletzt auch für den hohen Anteil an Grünraum in der Stadt, den Ausbau der Radwege und die Märkte.

Nur mit den Einwohnern ist das so eine Sache! »Wie schön wär Wien ohne Wiener«, sang einst schon der Kabarettist Georg Kreisler. Und vielleicht hatte er sogar ein bisschen recht: Es kommt nicht von ungefähr, dass sich Wien auch im (wenig schmeichelhaften) Ranking der »unfreundlichsten Städte der Welt« den ersten Platz sichern konnte. So gesteht der »Expat Insider Report 2023« dem Land zwar eine hohe Lebensqualität zu – sozialen Anschluss zu finden, sei für ausländische Beschäftigte aber sehr schwierig. Das liege zum einen an der komplexen Sprache, urteilen die Autoren. Aber auch an der Unfreundlichkeit der Wiener.

Dass der zweifelhafte Titel für Österreich von den Wienern mit verschuldet ist, ist anzunehmen. Bei Expat-City-Rankings schaffte man es in der Vergangenheit in Sachen Freundlichkeit immer wieder auf den letzten Platz. Und doch wäre Wien nicht Wien, wäre man nicht auch darauf insgeheim ein bisschen stolz: Als man sich einst in einem Ranking den offenbar noch unfreundlicheren Parisern geschlagen geben musste, war man ebenfalls empört. Der charmante Wiener Grant ist schließlich Teil des kulturellen Erbes. Und wer hier lebt, der weiß: Solange der Wiener grantelt, geht es ihm gut.

Wo Wien glänzen kann

»Mercer«-Ranking
Im Jahr 2009 setzte sich Wien erstmals an die Spitze der »Mercer«-Studie – und blieb dort für zehn Jahre. Höchstnoten gab es regelmäßig unter anderem für die öffentliche Daseinsvorsorge (insbesondere Gesundheitswesen, Schulen und öffentlicher Verkehr), aber auch für niedrige Kriminalität, politische Stabilität und internationale Beziehungen. Wien ist mit seinem Sieg 2019 immer noch Titelverteidiger, denn »Mercer« hat seit Corona und Ukrainekrieg seine Rankings ausgesetzt.

»Economist«-Ranking
Der britische »Economist« hob Wien in seinem »Global Liveability Index« erstmals 2018 aufs Podest, auf dem die Stadt seither fast ununterbrochen blieb. Nur 2021 musste man wegen der Coronabeschränkungen herbe Verluste hinnehmen – und den ersten Platz an die neuseeländische Stadt Auckland abtreten. 2023 lag Wien wieder vor Kopenhagen, Melbourne und Sydney.

»Beste Bio-Stadt«
In sieben Kategorien wird der »Organic Award« von der EU verliehen – in einer davon konnte sich Wien im September den Sieg sichern: Mit der städtischen Eigenmarke »Wiener Gusto« wurde man in Brüssel zur »besten Bio-Stadt« gekürt.

»Monocle’s Quality of Life Survey«
Im Lebensqualitäts-Ranking des britischen Magazins »Monocle« gelang 2023 der Sprung von Platz sieben auf Platz eins vor Kopenhagen und München. Besonders gelobt wurden die gute Infrastruktur, der Öffi-Ausbau, die niedrige Kriminalität und der leistbare Wohnraum.

»Smart City Strategy Index«
Das globale Beratungsunternehmen »Roland Berger« hat 2022 die Smart-City-Konzepte von 153 Städten weltweit untersucht: Platz eins ging an Wien – noch vor London.

»Lee Kuan Yew World City Prize«
Die Stadt Wien gewann 2020 den von Singapur ausgelobten Preis für herausragende Leistungen zur Schaffung lebenswerter, lebendiger und nachhaltiger urbaner Gemeinschaften. Besonders gelobt wurde der »verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt«.

»Best Cities for Startups«
Die internationale Personalvermittlungsagentur »PeoplePerHour« zeichnete Wien 2019 für sein gutes Klima für Jungunternehmer aus. Im Ranking der besten Start-up-Städte belegte Wien den ersten Platz.

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Erschienen in
Falstaff Wien Special

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Christoph Schwarz
Christoph Schwarz
Chefredakteur
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