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Killen Fleischesser unser Klima?

Seit 2011 arbeitet Frank als Agrarökonom am »International Institute for Applied Systems Analysis« (IIASA). In seiner Forschungsgruppe »Integrated Biosphere Futures« wird ein globales Landnutzungsmodell entwickelt, das u.a. die Europäische Kommission verwendet, um die Auswirkungen von Klimapolitikzielen auf den Agrar- und Forstsektor zu quantifizieren.

Falstaff Wie sehr beeinflusst Fleisch – beziehungsweise die Tierhaltung generell – unser Klima?

Stefan Frank Die Produktion von Lebensmitteln verursacht pro Jahr etwa ein Drittel der gesamten globalen, menschenverursachten Treibhausgas-Emissionen. Ein beträchtlicher Teil der Emissionen entfällt dabei auf die Tierhaltung. Dies betrifft die direkten CH4 oder N2O-Emissionen, die bei der Verdauung von Wiederkäuern oder bei der Produktion von Viehfutter entstehen. Hinzukommen die CO2-Emissionen, die aus einer Ausweitung von Acker- und Weideflächen und den damit verbundenen Landnutzungsänderungen (z.B. Entwaldung oder Trockenlegung von Sümpfen) resultieren.

Falstaff Treibhausgas-Emissionen sind also auch auf die Viehwirtschaft sowie die Lagerung der Düngemittel zurückzuführen. Was kann man verbessern, um die Umwelt bzw. das Klima zu schützen?

Stefan Frank Global gesehen wäre es mit moderaten Alternativen möglich, direkte Emissionen in der Landwirtschaft um bis zu 33 Prozent zu senken. In Industrienationen können Emissions-Einsparungspotentiale vor allem durch den Einsatz neuer Technologien, zum Beispiel durch Futtermittelzusätze zur Reduktion von Methanemissionen, erzielt werden. Auch die CO2-Bindung auf landwirtschaftlichen Flächen, wie es beim Humusaufbau der Fall wäre, kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Falstaff Leben Veganer bzw. Vegetarier daher automatisch klimafreundlicher?

Stefan Frank »Automatisch« nicht, weil auch Milchprodukte relativ CO2-intensiv produziert werden. Im Durschnitt aber schon. Generell hat die Produktion von Fleisch und Milchprodukten im Vergleich zu pflanzlichen Lebensmitteln einen deutlich höheren CO2-Fußabdruck.

Falstaff Wie ernähren wir uns klimafreundlich?

Stefan Frank Ein wichtiger Beitrag wäre es, die Ernährungsgewohnheiten umzustellen und Nahrungsmittelabfälle zu vermeiden. Dabei geht es nicht um den kompletten Verzicht tierischer Produkte, sondern darum, sie auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren und bewusst zu konsumieren.


Erschienen in
Falstaff Nr. 03/2022

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Lisi Brandlmaier
Lisi Brandlmaier
Chefredakteurin
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