Moët Hennessy verzichtet ab 2021 auf Herbizide
Der vor zwei Jahren angetretene CEO Philippe Schaus drückt beim Umbau der LVMH-Weinsparte aufs Gaspedal.
Innovatives Standkonzept
Dass es dem Unternehmen Ernst ist mit Veränderungen, war schon an der Gestaltung des Messestands abzulesen. Gebaut aus Kork (vom Kork-Giganten Amorim) und Holz (vom Fassbauer Taransaud), wird der Moët & Chandon-Stand nach der Messe komplett recycliert werden. In Form einer »Agora« angeordnet (und so betitelt), bildeten mehrere Kreise von schmucklosen Holzbänken das Zentrum des Stands. Im innersten Kreis nahmen alle 45 Minuten andere Experten und ein Moderator Platz. Diskutiert wurden in diesen Sitzungen Themen wie die Bewahrung lebendiger Böden, Biodiversität, oder ein wassersparendes Regime im Weinbau. Wie auf einem antiken Marktplatz konnten Passanten und Gäste mit den Experten interagieren. »Wir brauchen ein Forum, auf dem wir mit der gesamten Industrie diskutieren können, auch mit Mitbewerbern«, so Philippe Schaus, »denn darauf zu hoffen, dass man irgendwo einen Wissensvorsprung bewahren kann, ist nutzlos, wir müssen ohnehin alle schnell sein bei der Umsetzung.«Bei den Diskussionen erfuhr man auch interessante Fakten aus der Wissenschaft, etwa, dass vor der holländischen und deutschen Nordseeküste früher einmal ein 300 Kilometer langes Austernriff lag, das offenbar durch Umwelteinflüsse verschwunden ist. Auch in Schottland sind die Austernbänke rar geworden, weshalb die LVMH-Whiskeymarke Glenmorangie Meeresbiologen bei der Wiederansiedelung von Austern unterstützt. Die Umweltwissenschaftlerin Professor Angel Hsu von der Yale University Singapore wiederum berichtete sehr aktuell, dass nach neusten Zahlen die weltweiten Emissionen von Treibhausgasen in 2019 wieder gestiegen seien und das Fenster, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, immer kleiner werde.
Der Zulauf zu den Veranstaltungen und die regen Wortmeldungen von Gästen belegen, dass das Moët’sche Messekonzept einen Nerv getroffen hat. »Wir dürften hier auf der Messe der einzige Stand sein, auf dem keine Verkaufsgespräche stattfinden«, so Philippe Schaus mit sichtlicher Genugtuung im Gespräch mit Falstaff.
Das ist natürlich auch ein Stück weit Inszenierung. Doch dies aus einer Haltung heraus, die die Augen vor den Problemen des Planeten nicht nur nicht verschließt, sondern sie aktiv öffnet. Und die über all dem die Verheißung eines guten Lebens, und von Genüssen, nicht vor den Kopf stößt.