Sekt aus Österreich: Ein Grund zum Feiern

Edle Schaumweine aus Österreich sind auf dem besten Weg, die Herzen der heimischen Weinfreunde zu erobern.

Die Bandbreite des Angebots ist in den letzten Jahren ­gewachsen: Heute kann der Genießer von reinsortigem Veltlinersekt aus besten Weinviertler Trauben über elegante Burgundercuvées bis hin zu Bio- oder Schilchersekt aus einer langen Liste von Produkten wählen – theoretisch. Denn die meisten Gastronomen (aber auch viele Konsumenten) haben das Potenzial des heimi­schen Sekts offensichtlich noch nicht verinnerlicht. Oft findet man eine schöne Zahl an Champagnern, auch diverse Proseccos werden gern als anonyme Aperitifs angeboten. Die hochwertigen Sekte aus heimischen Grund­weinen jedoch finden nicht den ihnen gebührenden Platz. Angesichts der starken Zuwendung der Kunden zum österreichischen Stillwein ist das eigentlich unverständlich. Denn egal ob Markensekt oder Winzersekt: Sekt aus Österreich sollte in Zukunft ­jenen fixen Platz in unserer Weinkultur einnehmen, den er längst verdient.

Einst ein Mauerblümchen
Während der österreichische Wein nach dem Weinskandal mit unglaublicher Rasanz zur Weltspitze aufschloss, führte der heimische Sekt eher ein Mauerblümchen-­Dasein. Erst als sich einige Spitzenwinzer wie Gerald Malat oder Willi Bründlmayer des Themas annahmen und den Begriff des ­Winzersekts prägten, begann etwas mehr ­Bewegung in die Entwicklung zu kommen.

Schlumberger-Vorstand Eduard Kranebitter (l.) und Kellermeister Herbert Jagersberger / Foto: © erichreismann.com
Schlumberger-Vorstand Eduard Kranebitter (l.) und Kellermeister Herbert Jagersberger

Zählen zu den Großen der Branche: Kattus-Chef Ernst Polsterer und Kellermeister Herbert Pratsch / Foto: © erichreismann.com
Zählen zu den Großen der Branche: Kattus-Chef Ernst Polsterer und Kellermeister Herbert Pratsch

Preisschlacht
War für die Markensekterzeuger zunächst die Sektsteuer ein Hemmnis, entstand mit dem Eintritt in den EU-Markt eine völlig neue Konkurrenzsituation: Im Lebensmittelhandel entwickelte sich beim Sekt eine wahre Preisschlacht. Die Bezeichnungen auf den Etiketten sind bis heute ein Nachteil für jene, deren Produkte tatsächlich ausschließlich aus in Österreich gewachsenen Trauben gekeltert und versektet werden. Denn nur jene Sekte, ­deren Grundwein zu 100 Prozent aus heimischen Qualitätsweinrebsorten hergestellt ist, darf die Bezeichnung »Qualitätsschaumwein aus Österreich«, »Sekt aus Österreich«, »österreichischer Qualitätsschaumwein« oder »österreichischer Sekt« tragen.
Finden sich hingegen Begriffe wie »hergestellt in Österreich«, »Erzeugnis aus Österreich« oder Ähnliches, bedeutet das lediglich, dass der Versektungsprozess irgendwo hierzulande stattgefunden hat. Die Marketingstrategen der Billigsektanbieter sind findig und versuchen geschickt, die Herkunft ihrer Grundweine zu verschleiern, indem sie das Produkt mit vagen Phrasen wie »österreichische Tradition« oder, bei Cuvées, »beste Grundweine des Weinviertels« beschriften.

Info: Wie trocken ist Brut? / © Falstaff


»Sekt aus Österreich« ist eine klare Botschaft:
Grundwein nur aus Trauben von österreichischen Winzern, verarbeitet in Österreich. Ganz einfach. Worauf man achten sollte: Nur ein nach der klassischen Cham­pagnermethode verarbeiteter hochwertiger Sekt darf in Österreich die Bezeichnung ­»Flaschengärung«, »Flaschengärung nach dem traditionellen Verfahren« oder »traditionelle Flaschengärung« tragen.

Die aktuelle Entwicklung des Sektmarkts in Österreich: Teilt man den Schaumweinmarkt in die drei Bereiche Sekt, Champagner, Prosecco/Frizzante, so ist Sekt mit einem stetig wachsenden Anteil von nunmehr 71 Prozent der weitaus größte Bereich. Erweitert um Daten aus der Gastronomie, verändert sich dieses Bild nur marginal. Innerhalb des gesamten Schaumweinmarkts weist »österreichischer Sekt« bereits einen Anteil von knapp über 30 Prozent auf, wie eine Hochrechnung von AC Nielsen zeigt. Die restlichen 70 Prozent sind Sekte und Schaumweine internationaler Herkunft.

Von Riesling bis Traminer: Karl Steininger erzeugt eine ­Vielzahl von reinsortigen Sekten / © erichreismann.com
Von Riesling bis Traminer: Karl Steininger erzeugt eine ­Vielzahl von reinsortigen Sekten

Der Anteil österreichischer Sekte hat sich in den letzten Jahren leicht gesteigert, zeigt aber im Vergleich zum heimischen Wein (gut 80 Prozent Marktanteil in der Gastronomie) noch enormes Potenzial. Mit Aktivitäten wie dem »Tag des Österreichischen Sekts« sowie Produktinnovationen und Qualitätsmaßnahmen wollen die heimischen Sekterzeuger Schritt für Schritt zusätzliche Anteile gewinnen. So eröffnen etwa die jüngeren Produkte des Marktführers Schlumberger wie White Secco und Rosé Secco neben einer neuen Zielgruppe auch einen speziellen Verwendungszeitraum: Es ist damit gelungen, die Sommersaison zu besetzen und diese Zeit für das Thema Sekt attraktiv zu machen.

Tradition und Innovation
»In Zukunft«, so der Schlumberger-­Vorstandsvorsitzende Eduard Kranebitter, »stehen bei den Konsumenten starke und vertrauensvolle Marken mit hohem Qualitätsanspruch im Vordergrund. Auch im ­Bereich Gastronomie werden neue Produkte, die zu ›Probierkäufen‹ anregen, immer wichtiger.« Die Verbindung aus Tradition in der sorgfältigen Herstellung nach der Champagnermethode und Innovation mit neuen ­Geschmackserlebnissen wird seiner Meinung nach wichtiger, Traubenherkunft und Informationen zu den Rebsorten ebenfalls. Kranebitter: »In der Stilistik des Sekts werden in großer Mehrheit frische, fruchtige Produkte die besten Chancen haben. Und für Gastronomen wird eine gewisse Leichtigkeit, die dazu einlädt, auch ein zweites oder drittes Glas zu trinken, entscheidend sein. Es werden aber auch Spezialitäten, gereiftere Produkte und Sonderjahrgänge für Nischen­zielgruppen erfolgreich sein. Das Produkt muss gerade auch in der Gastronomie eine Geschichte zu erzählen haben. Da geht es um die Herstellungsmethoden, die Rebsorten und vieles mehr – so wie beim Stillwein auch.«

Peter und Norbert ­Szigeti prüfen im Keller die Qualität / Foto: © erichreismann.com
Peter und Norbert ­Szigeti prüfen im Keller die Qualität

Klein aber fein
Was für die guten Großen – zu ihnen gehören Kattus, Szigeti oder Inführ – in dieser ­innovativen Branche zutrifft, gilt auch für kleinere Erzeuger, die sich dem Schaumwein verschrieben haben. Die Zahl jener Winzer, die die Versektung selbst in die Hand nehmen, nimmt seit einigen Jahren wieder zu – darunter etwa Christian Madl aus Schrattenberg, der unter anderem in einem Champagnerhaus in Avize ausgebildet wurde.

Seit 2008 leitet Michael Malat das Weingut Gerald Malat im Kremstal. Er gilt als einer der Superstars der heimischen Sektszene / Foto: © Christof WagnerNeue Zentren
Zudem entwickeln sich abseits des Weinviertels (Poysdorf und sein Umland nehmen in Österreich die Rolle von Reims und der Champagne ein) auch weitere Zentren für Spitzensekt – allen voran Langenlois im Kamptal mit Karl Steininger und seiner Vielfalt an reinsortigen Sekten von Riesling bis Traminer, Willi Bründlmayer, der eher ­einen cremigen französischen Stil verfolgt, und dem Weingut Schloss Gobelsburg. ­Gerald Malat aus Palt im Kremstal ist einer der Pioniere des heimischen Winzersekts und einer der ­Superstars der Szene. Das Weingut Stift Göttweig zählt mit seinem Brut zu den Geheimtipps der Region, wenn es um schäumendes Vergnügen mit Klasse geht. Mit dem ebenso nach klassischer Methode erzeugten »Mathäi Brut« stellt auch das Stiftsweingut Klosterneuburg einen ­finessenreichen Sekt her, der höchsten ­Ansprüchen gerecht wird.

Auch in Wien wird Winzersekt gemacht: Fritz Wieninger erzeugt aus Pinot-Noir-Trauben den feinen Rosésekt Cuvée Katharina mittels traditioneller Flaschengärung, Georg Wailands »Vienna’s best Brut« wird seinem Namen durchaus gerecht und beweist, dass man auch mit kleinen Mengen Spitzenprodukte machen kann.

Hannes Harkamp aus der Südsteiermark hat es sehr entspannt bis an die Spitze geschafft / Foto: © Karin BergmannSpitzensekt aus der Steiermark
Besonders weit fortgeschritten ist das Thema Winzersekt in der Steiermark, wo Polz mit Brut Blanc und Rosé sowie ­Tscheppe Brut Rosé echte Klassiker zu bieten haben. In jüngerer Zeit empfiehlt sich auch der südsteirische Spitzenwinzer Hannes ­Harkamp als Topadresse. Mit der Erzherzog-Johann-Kellerei und ihren 250 zuliefernden Winzern sowie dem Weingut Regele bereichern weitere verlässliche Erzeuger von ­österreichischem Qualitätssekt den Markt.

In der Weststeiermark ist der vom Weingut E & M Müller erstmals abgefüllte Schilcher­sekt mittlerweile eine echte Größe, hier gibt es auf engstem Raum eine ganze Schar von Winzern, die ihre unverwechselbare Rebsorte zu Qualitätssekt weiterverarbeiten. Namen wie Domäne Müller, Chris­tian Reiterer, Langmann, Lazarus, Oswald (Trapl) oder Jöbstl stehen für volles Sektvergnügen, wenn es um Schilcher geht. Ein interessantes Produkt aus der Weststeiermark trägt den Namen Belenus und wird von seinen Erzeugern Skringer & Kump als »Schilpagner« Brut Rosé vermarktet. Völlig naturbelassene Sekte entstehen in der Wein & Sekt Bio-Manufaktur Strohmeier in St. Stefan ob Stainz. Dazu gesellen sich viele Winzer, die hochwertigen Grundwein von einer der Sektkellereien in Österreich versekten lassen und damit ihr Angebot verbreitern.

Vielfalt entdecken
Österreichischer Sekt bietet heute viele Facetten, und es ist an der Zeit, sich mit diesem Angebot auseinanderzusetzen. Gefordert sind auch die Sommeliers, denn sie sind die wichtigsten Botschafter zwischen Gast und Erzeuger.

SEKT HISTORISCH

Text von Peter Moser
Aus Falstaff Nr. 07/2012

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