So brennt das Land: Die Falstaff Spirits Trophy 2012

Den dritten Titel als Meisterbrenner in Folge verdiente sich Hans Reisetbauer. Ex-aequo-Sieger ist Garagenbrenner Manfred Wöhrer.

Die österreichischen Tresterbrände bringen großen Genuss. Den aktuell besten hat Hans Reisetbauer gebrannt: Bela Rex Jahrgang 2006. Mit sechs Jahren ist der Brand nicht mehr der Jüngste, aber ohne jede die Qualität mindernde Spur von Alterung präsentiert er sich nach wie vor betörend und idealtypisch für einen Trester – vielschichtig, mächtig, würzig und schmelzig. Und weil dieses Destillat nach wie vor im Verkauf ist, hat es trotz vieler Siege nach wie vor die Berechtigung zur Teilnahme an der Falstaff Spirits Trophy – bewertet wird von uns, was für den Freund der Destillate zu erwerben ist. Der Höhepunkt ist jedoch die Elsbeere 2009 von Hans Reisetbauer, die fast noch schöner als die legendäre 2006er ist: unerhört zart und strahlend, ebenso logisch wie konsequent, mit viel Nougat und Marzipan und von einer knackigen, würzigen Struktur und idealer Länge. Hans Reisetbauer bestätigt damit erneut seine Klasse und erreichte den dritten Titel als Falstaff-Meisterbrenner in Folge. An seiner Seite sehen wir heuer erstmals den Meister der klassischen Sorten: Garagenbrenner­ Manfred Wöhrer.

Von der Elsbeere bis zum »Wetterleuchten«
Die Elsbeere ist selten, teuer und als Grundlage für Des­tillate legendär. Wer sich auf das Brennen dieser Frucht versteht, ist auf der ­sicheren Seite. Am anderen Ende der allgemeinen Schnapsskala rangiert üblicherweise der Obstler, knapp vor dem Sliwowitz. Das aber hat er nicht verdient. Denn erstens ist Obstler – man kann auch Obstbrand­cuvée dazu sagen – in Österreich quasi ein Kulturgut, und zweitens gibt es ganz ­erstaunlich gute Exemplare. Eines davon ist das »Wetterleuchten« von Reinhard Wetter – dieses hat sich bei der heurigen Falstaff Spirits Trophy gleich hinter die Elsbeere aufs Treppchen gesetzt. Die Wirkung des »Wetterleuchtens« auf Nase und Gaumen ist erstaunlich. Im Duft überzeugen transparente grünlich-zitronige ­Aromen der Birnen- und Apfelschalen, ­röstige Noten ­geben einen Hinweis auf ­einen warmen Sommer, der die Früchte gut reifen ließ. Kontrapunktisch dazu stehen spritzige ­Himbeernoten sowie eine ­Anmutung von Kühle – ein Attribut, das nur die elegantesten Destillate auszeichnet. Dass sich dieser Eindruck auch am Gaumen konsequent und in großer Ruhe wiederholt, ist ebenfalls ein Merkmal dieses und anderer Spitzenbrände.

Meister der Klassik und Falstaff Meisterbrenner 2012: Garagenbrenner Manfred Wöhrer
Meister der Klassik und Falstaff Meisterbrenner 2012: Garagenbrenner Manfred Wöhrer

Guter Obstbau als Grundlage
Die Früchte für ein so strahlendes Destillat können nur aus besonderen Gärten stammen. Dort beginnt die Arbeit der besten Brenner ebenso wie jene der Winzer. Reinhard und Helga Wetter demonstrieren auch nicht zum ersten Mal und nicht nur mit Destillaten, was guter Obstbau und ein aromenförderndes Klima alles können. Darüber weiß auch Manfred Wöhrer Bescheid, wenn er sich die besten Roten Williamsbirnen aus dem Garten seines Kollegen Hans Reisetbauer holt. Was er 2011 aus diesen Früchten gebrannt hat, spielt in ­einer Liga mit dem »Wetterleuchten«. Auch sein Destillat ist enorm ruhig und schön gezeichnet, gleichzeitig von pikantem Biss. Es ist der beste Williams der heurigen Trophy und ­demonstriert, wie groß die Klasse der österreichischen Brenner in dieser inoffiziellen ­Königsdisziplin ist. Ebenfalls aus den beiden erwähnten Obstgärten und von den dazu­gehörigen Brennern stammen die beiden ­besten Marillendestillate der Trophy.

Die Vielfältigkeit der Wildfrüchte
Destillate aus Wildfrüchten schaffen ebenfalls regelmäßig Top-Platzierungen – nicht nur weil sie die Lieblinge unserer Jury sind, sondern auch weil diese Fruchtgruppe so ­enorm Animierendes und Vielfältiges zu ­bieten hat. Ganz vorne finden sich aktuell eine würzig-schokoladige Vogelbeere mit ­röstigen Anklängen vom Guglhof, eine ­typisch ledrig-bräunliche, nach Wildkirsche duftende Mispel der Destillerie Hämmerle sowie eine knackige, medizinale und nach Lakritze schmeckende Schlehe von Hans Krenn. Diesen drei Destillaten gemeinsam sind eine mehr oder weniger schokoladige und an Kaffee erinnernde Note, medizinale Aromen sowie feiner Schmelz.

Spirits Trophy 2012

Die Falstaff-Wertung der besten Brennereien:

Das Maß der Dinge war auch heuer die Elsbeere, diesmal Reisetbauers neuer Jahrgang1. Falstaff Meisterbrenner 2012: 92,67 Hans Reisetbauer, Axberg (OÖ)
92,67 Garagenbrenner Manfred Wöhrer, Traun (OÖ)
3. 92,00 Guglhof – Anton Vogl, Hallein (Sbg.)
4. 91,33 Privatbrennerei Gebhard Hämmerle, Lustenau (Vbg.)
4. 91,33 Reinhard und Helga Wetter, Missingdorf (NÖ)
6. 89,00 Edeldestillerie Oberhofer, Mils (T)
7. 88,83 Gasthof Peilsteinblick – Hans Krenn, Yspertal (NÖ)
8. 87,50 Matthias Moser, Zederhaus (Sbg.)
9. 87,00 Pfau – Valentin Latschen, Klagenfurt (Ktn.)
10. 85,50 Spezialitätenbrennerei Lagler, Kukmirn (Bgld.)
11. 83,83 Obsthof Neumeister, Straden (Stmk.)
12. 83,67 Pirker – Mariazellerhof, Mariazell (Stmk.)

Info:

Zur Falstaff Spirits Trophy darf eingereicht werden, was zu hundert Prozent aus Früchten vergoren ist, also etwa keine in Neutral­alkohol mazerierten Himbeeren. Es darf dem fertigen Destillat kein Zucker beigefügt sein – dies überprüfen wir im Labor. Die eingereichten Destillate müssen in angemessener Menge erhältlich sein. Der Meisterbrenner und die Rangfolge der besten Betriebe werden aus dem Mittel der Punkte der besten sechs Destillate einer Brennerei errechnet. Die Jury besteht aus Jörg Bretz (Winzer und Weinbauberater), Bernhard Degen (Chef­redakteur falstaff.at), Reinhard Pohorec (Bartender, »The Sign«), die Leitung hat Peter Hämmerle inne. Veröffentlicht werden sämtliche Ergebnisse der Spirits Trophy im Falstaff Weinguide 2012.

Die besten Destillate Österreichs

96 Punkte

Elsbeere 2009, 41,5 %
Hans Reisetbauer, Axberg, www.reisetbauer.at
Sehr dicht im Duft, würzig, bittermandelig, wildwürzig, Nougat, zarte Kühle. Konsequent am Gaumen, viel dunkle, wildfruchtige Würze, Lakritze, Haselnuss, Zitronenzesten.


94 Punkte

Rote Williamsbirne 2011, 42 %
Garagenbrenner Wöhrer, Traun, www.woehrer.at
Schön gezeichnete, fruchttypische Aromatik, grünwürzig, hell. ­Analog am Gaumen, mit röstigen Noten, zitronig-grünliche Reflexe, pfeffrige Würze im Abgang, ruhig und fein.

Tresterbrand Bela Rex 2006, 41,5 %
Hans Reisetbauer, Axberg, www.reisetbauer.at
Vielschichtige Aromatik von hellen, ­süßlichen sowie dunkelwürzigen Noten, Rosinen, Kaffee, Sauerteig. Konsequent am Gaumen, warm, mit herben Noten von Kakao und dunkler, stängeliger Würze.

Wetterleuchten 2010, 43 %
Reinhard Wetter, Missingdorf 33, www.wetter-brennerei.at
In der Nase dominieren grünschalige Birnenaromen, angedeutete Himbeernoten, helle, ruhige, kühle Stilistik, röstige Würze. Analog am Gaumen, wieder viel lebendige Birnenschale.

93 Punkte

Mirabelle 2011, 42 %
Garagenbrenner Wöhrer, Traun

Mispel 2010, 42 %
Privatbrennerei Gebhard Hämmerle, Lustenau

Quitte 2011, 42 %
Garagenbrenner Wöhrer, Traun

Schlehenbrand 2011, 41,5 %
Landgasthof Peilsteinblick, Yspertal

Vogelbeerbrand 2007, 43 %
Guglhof, Hallein

92 Punkte

Alter Zwetschkenbrand Fassgereift 2003, 40 %
Guglhof, Hallein

Gravensteiner Apfelbrand 2007, 43 %
Guglhof, Hallein

Kirsche 2011, 40 %
Gusti & Hubert Hirtner, St. Lorenzen

Marille 2011, 42 %
Garagenbrenner Wöhrer, Traun

Private Reserve Cuvée 2007, 45 %
Privatbrennerei Gebhard Hämmerle, Lustenau

Quittenbrand 2008, 43 %
Guglhof, Hallein

Schlehdorn 2008, 41,5 %
Hans Reisetbauer, Axberg

Traubenkirsche 2011, 42 %
Garagenbrenner Wöhrer, Traun

Traubenkirsche Herzstück 2008, 42 %
Privatbrennerei Gebhard Hämmerle, Lustenau

Tresterbrand Hochberc 2006, 41,5 %
Hans Reisetbauer, Axberg

Vogelbeerbrand 1995, 43 %
Guglhof, Hallein

Williams 2009, 43 %
Reinhard Wetter, Missingdorf 

Zwetschke 2011, 42 %

Garagenbrenner Wöhrer, Traun

91 Punkte

Bockbierbrand 2011, 42 %
Garagenbrenner Wöhrer

Gravensteiner Apfelbrand 2008, 43 %
Guglhof, Hallein

Gravensteiner 2009, 43 %
Reinhard Wetter, Missingdorf

Himbeere Herzstück 2010, 42 %
Privatbrennerei Gebhard Hämmerle, Lustenau

Marille 2008, 42 %
Hans Reisetbauer, Axberg

Marille 2009, 43 %
Reinhard Wetter, Missingdorf

Quitte 2007, 41,5 %
Hans Reisetbauer, Axberg

Rote Williams 2010, 41,5 %
Hans Reisetbauer, Axberg

Schlehenbrand 2004, 43 %
Guglhof, Hallein

Tresterbrand Rosenberg Reserve 2006, 42 %
Hans Reisetbauer, Axberg

Vogelbeerbrand 2006, 43 %
Guglhof, Hallein

Vogelbeere 2010, 41,5 %
Hans Reisetbauer, Axberg

Wildkirsch 2007, 41,5 %
Hans Reisetbauer, Axberg

Williamsbrand 2009, 43 %
Guglhof, Hallein

Zibarte Herzstück 2009, 42 %
Privatbrennerei Gebhard Hämmerle, Lustenau

Text von Peter Hämmerle
Aus Falstaff Nr. 05/2012

Peter Hämmerle
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