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Weinreise Andalusien: Der Duft des Südens

Historischer Reifekeller der Bodegas Barbadillo in Sanlúcar de Barrameda: Hier entsteht seit mehr als 200 Jahren Manzanilla, wie hier die salzigste Version des Fino-Sherrys bezeichnet wird. Die Weine reifen hier nach dem klassischen Solera-Verfahren.

Sevilla entdecken: Von historischen Wahrzeichen zu kulinarischen Höhepunkten

Als Ausgangsort und erste, wenngleich nur kurze, Station unserer Reise dient die bezaubernde und an Sehenswürdigkeiten reiche Großstadt Sevilla. Weithin sichtbar begrüßt die Giralda, ein zum Glockenturm umfunktioniertes ehemaliges Minarett, die Gäste. In der zugehörigen Kathedrale ruht Christoph Kolumbus, der einst von Andalusien aus in die Neue Welt aufbrach. Die Altstadt Sevillas weist eine enorme Dichte an Cafés, Restaurants und Bars auf, denn richtig gespeist wird eher zur Abendzeit, und speziell am Wochenende hat es die Nachtszene in sich. Die zahlreichen Spezialitäten aus der Region verkostet man in den zahllosen Tapas-Lokalen, das Angebot reicht von Käse und Boquerones – in Olivenöl und Weinessig eingelegten Sardinen – bis zu den typischen Montaditos de Pringá. Sehr lebendig und etwas lauter geht es im »Patio San Eloy« zur Sache. Hier dreht sich alles um den Jamón Ibérico, den vielleicht besten Schinken der Welt. Und der baumelt fast überall in der Calle San Eloy von der Decke bis fast in unseren Mund. Dazu eine eisgekühlte Manzanilla, jenen staubtrockenen Sherry, dessen Heimat wir später besuchen werden – wunderbar!

Wer Meerestiere und Fisch liebt und nicht mehr bis zur Ankunft in Málaga warten möchte, sollte das »Cañabota« besuchen und sich entweder gleich an der Bar oder im Restaurant laben – hier ist die Qualität top, alles auch fürs Auge fein, und der Service ist ebenfalls sehr gut. Für einen tollen Abend ist auch das Resraurant »Abantal« ideal, geboten werden hier feine Gerichte und eine Weinkarte mit einer unglaublichen Zahl an offenen Top-Sherrys und tollen Flaschenweinen. Um gut ausgeruht die Weiterreise antreten zu können, haben wir für die Nacht das wunderbare »Hotel Don Ramon« gewählt, das in einem historischen Palacio mitten in der Altstadt von Sevilla liegt.

Im Land des Pedro Ximénez

Im Dorf Montilla, etwa 130 Kilometer östlich von Sevilla, liegt süßer Weinduft in der Luft, denn hier reift in Tausenden Fässern der dunkle Pedro Ximénez aus sonnengetrockneten Trauben. Die konzentrierten PX-Weine aus der Appellation Montilla-Moriles können ein nahezu biblisches Alter erreichen und werden dabei mit der Zeit noch besser. Drei Traditionsbetriebe dominieren hier das Geschehen: Alvear, Pérez Barquero und Toro Albalá – alle durften sich schon über 100 Parker-Punkte freuen. Wir haben uns für einen Besuch bei Alvear entschieden: Das 1729 gegründete Weingut ist das älteste noch bestehende in Andalusien. Die Kellerei in Montilla ist von stattlicher Größe und hat dennoch Charme. Die Führungen und Verkostungen werden in zahlreichen Sprachen angeboten, und hier kann man tief in die Welt des süßen Pedro Ximénez eintauchen. Das Mittagessen in der »Taberna Bolero« in Montilla bietet dann die nötige Stärkung mit Schweinsbackerln vom Iberico.

Nach etwa anderthalb Stunden Autofahrt Richtung Süden erreichen wir das Mittelmeer und die berühmte Hafen- und Weinstadt Málaga. Punkto Weinbau ist Málaga allerdings jahrzehntelang hinter seinen historischen Ruf zurückgefallen. Der bereits von den Römern geschätzte Muskatwein erreichte im 19. Jahrhundert seine Blütezeit. Die Weine aus getrockneten Trauben werden aufgespritet und dann in Eichenfässern gelagert, teilweise auch im Solera-Verfahren gereift. Diese traditionellen Weine kann man etwa in der »Bodega La Antiqua Casa de la Guardi« in der Altstadt von Málaga verkosten und erwerben. Wer die öno­logische Renaissance Málagas erleben möchte, vereinbart wie wir ein Treffen mit der Winzerin Victoria Ordoñez, Schwester der Weinhändlers Jorge Ordoñez,  der gemeinsam mit Louis und später mit Gerhard Kracher als Berater die Süßweine der Region auf eine neue Basis stellte. Victoria Ordoñez führt heute das einzige moderne Weingut in Málaga, neben Muscat produziert sie auch erstklassige trockene Rotweine aus Cabernet Sauvignon oder Petit Verdot. Nach einem ausgiebigen Mittagessen im Hafen bei »José Carlos García« geht es über die malerische Felsenstadt Ronda weiter nach Jerez.

Boden, so weiss wie Schnee

Das magische Sherry-Dreieck, gebildet von den Städten Jerez de la Frontera, Sanlúcar de Barrameda im Westen und El Puerto de Santa Maria im Süden umschließt die besten Weingärten mit ihren leuchtend weißen Kalkböden, Albaria genannt, die immer Sommer schimmern wie frischer Schnee. Hier wächst die weiße Sorte Palomino, dazu etwas Pedro Ximénez und Moscatel. Vereinzelt trifft man noch Stöcke von Mantuo, Albillo, Cañocazo oder Perruno, diese spielen aber für die Sherryproduktion keine Rolle. Früher war die Produktion der Weine auf alle Gesellschaftsschichten verteilt, auch Handwerker und Kaufleute erzeugten kleine Mengen und reiften diese selbst in Schuppen und Hinterhöfen. Man nennt diese Kleinwinzer Almacenis-tas. Bei unserem Besuch der altehrwürdigen Bodegas Lustau in Jerez zählen einige handverlesene Abfüllungen mit zu den Highlights unserer ausgiebigen Verkostung. Gerne hätten wir im »Palacio María Luisa« Quartier genommen, das zu Recht als schönstes Hotel weit und breit gilt, aber eben auch gut gebucht war. Passend zum Thema unserer Reise checken wir daher in das weltweit einzige Sherry-Hotel von »Tío Pepe« ein. Im Anschluss besuchen wir die weitläufige Bodega von Gonzalez Byass und können hier direkt an der Quelle tief in die verschiedenen Stile und Reifestufen des Sherry eintauchen. Der Mittagstisch wartet in Sanlúcar direkt am Ufer des Guadalete, wo wir in der »Casa Bigote« klassische andalusische Fischküche genießen, bevor wir dem Geburtsort der Manzanilla, wie man hier den Fino-Sherry in seiner salzigsten Version bezeichnet, bei den Bodegas Barbadillo einen Besuch abstatten. Hier verkosten wir uralte Tropfen, die uns auf den fulminanten kulinarischen Abschluss des Trips einstimmen: das legendäre Restaurant »Aponiente«, wo Chef Angél León ein superlatives Dinner bereitet.


Tipps & Adressen

Wohnen

asa Palacio Don Ramón GL*****
Höchster Standard und moderne Eleganz in einem historischen Umfeld zeichnen dieses Haus der Kaizen-Gruppe in Sevilla aus. 26 Zimmer und Suiten stehen den Gästen zur Verfügung.

Calle Trajano, 2, 41002 Sevilla
T: +34 954 32 81 50, hoteldonramon.com

Gran Hotel Miramar GL*****
In seiner langen Geschichte diente der Prachtbau schon als Krankenhaus oder Justizpalast. 2016 wurde er von den neuen Besitzern aufwendig -wieder seiner ursprünglichen Bestimmung -zurückgegeben: der als Palasthotel.

Paseo de Reding, 22, 24, 29016 Málaga
T: +34 952 603000, granhotelmiramarmalaga.com

Hotel Casa Palacio María Luisa GL*****
Dieses Haus gilt für viele Gäste als eines der schönsten Hotels der Welt. Ausstattung, Service und Atmosphäre sind umwerfend. Von Außenpool bis Sonnenterrasse wird jeder Luxus geboten.

Calle Tornería, 22, 11403 Jerez de la Frontera
T: +34 956 926263, casapalaciomarialuisa.com

Hotel Bodega Tío Pepe
Im ersten Sherry-Hotel der Welt kann man alle Facetten dieser Weingattung erleben. Mitten im Weingut Gonzalez Byass residiert man in moderner Eleganz und genießt Terrasse und Pool.

Plaza Encarnación, 11403 Jerez de la Frontera
T: +34 956 357017, tiopepe.com

Essen

Patio San Eloy
Ein Klassiker in Sevilla. Hier regiert das andalusische »Fast Food« von Jamón bis Shrimps-Torte, auf den gefliesten Stufen sitzt man unkompliziert für ein Glas Bier, Wein oder Sherry.

Calle San Eloy 9, 41004 Sevilla
T: +34 954 501070, patiosaneloy.com

Cañabota El Restaurante & La Barra
Seit seiner Eröffnung im Jahr 2016 ein Mekka für Fischfreunde. Das »Cañabota« ist Bar, Restaurant und Fischgeschäft, ein typisches Durcheinander, das in ganz Sevilla herrscht. Kaviar und Cham-pagner sind hier ebenso zuhause wie Fino und -Croquettes, alles zum Verlieben gut.

Orfila, 1 und 5 (Bar), 41003 Sevilla
T: +34 954 870298, canabota.es

Abantal
Küchenchef Julio Fernandéz Quintero hat das »Abantal« zu einem der ersten Häuser Sevillas gemacht. Am Chef’s Table (Mesa del Chef) kann man dem Meister direkt bei der Arbeit zusehen.
Die  Weinkarte lässt kaum Wünsche offen.

Calle Alcalde José de la Bandera 7 u. 9.
T: +34 954 540000, abantalrestaurante.es

Restaurante José Carlos García
Das weitläufige, moderne Etablissement direkt am Hafen von Málaga atmet den entspannten Geist von José García, der Feinschmecker mit seiner marktfrischen, präzisen Küchenlinie begeistert.

Pza. de la Capilla. Puerto de Málaga, 29001 Málaga
T: +34 952 003588, restaurantejcg.com

Casa Bigote
Wo der Guadalete ins Meer mündet, haben sich zahlreiche Fischrestaurants und Bars angesiedelt. Wer traditionelle andalusische Gastlichkeit sucht, findet diese garantiert in der »Casa Bigote«.

Calle Pórtico de Bajo de Guia, 10,
11540 Sanlúcar de Barrameda,
T: +34 956 362696, restaurantecasabigote.com

LÚ, Cocina y Alma
Französische Perfektion in Sachen Technik, die besten andalusischen Zutaten und dazu ein Schuss Verrücktheit – das ist das Konzept von Jeanlu Fernandéz, der dabei gleichzeitig eine ganz puristische Linie verfolgt. Michelin ist das einen Stern wert.

Calle Zaragoza, 2, 11405 Jerez de la Frontera
T: +34 695 408481, lucocinayalma.com

Aponiente
Die Wirkungsstätte von Küchenchef Ángel León, von seinen Verehrern höchst treffend als »El Chef del Mar« tituliert, ist ein historisches Mühlengebäude im Herzen der Bahía de Cádiz. Hier interpretiert der Starkoch see- und fangfrische Produkte in unnachahmlicher Art und Weise. Aktuell die beste Adresse in Südspanien, von Michelin mit drei -Sternen ausgezeichnet.

Calle Francisco Cossi Ochoa, s/n
El Puerto de Santa María, Cádiz
T: +34 956 851870, aponiente.com

Weingüter

Bodegas Toro Albalá
Das 1922 im Anbaugebiet Montilla-Moriles gegründete Familienweingut ist berühmt für seine Süßweine aus der Sorte Pedro Ximenez – 100 Parker-Punkte inklusive – und seinen tollen Balsamessig. Eigenes Archäologiemuseum.

Av. A. Sanchez, 1, 14920 Aguilar de la Frontera
T: +34 957 660046, toroalbala.com

Bodegas Pérez Barquero
Die Trauben von den Kreideböden der besten Gebiete der Bergkette Sierra de Montilla y Moriles Alto lassen hier eine breite Serie von Fino Gran Barquero bis hin zum wunderbar balsamischen Pedro Ximénez aus 1905 entstehen.

Avda. Andalucía, 27, 14550 Montilla
T: +34 957 650500, perezbarquero.com

Bodegas Alvear
Dieses ehrwürdige Weingut ist ein Schatzhaus für die Rebsorte Pedro Ximénez, der hier jede nur erdenkliche Nuance abgerungen wird.

María Auxiliadora 1, 14550 Montilla
T: +34 957 650100, alvear.es

Antiqua Casa de Guardia
Hier muss man einmal gewesen sein: Wein- und Tapasbar zugleich, ist dies jene Traditionsadresse, wo man alles über die alten Weinstile Málagas erfahren und erkosten kann.

Alameda Principal, 18, 29005 Málaga
T: +34 952 030714, antiguacasadeguardia.com

Victoria Ordoñez
2016 gegründet, ist dieser Betrieb der einzige in der Stadt Málaga. Die Bio-Trauben für die besten trockenen und süßen Weine der Region kommen aus dem Montes de Málaga Naturpark.

Calle Ciro Alegría, 75, 29004 Málaga
T: +34 952 228540, victoriaordonez.com

Bodega González Byass
So groß wie gut: Das Stammhaus von Marken wie Tio Pepe ist eines der meistbesuchten Weingüter der Welt. Aber keine Angst: Hier geht man gerne auf die Wünsche der Gäste ein. Ein Erlebnis!

C. Manuel María González, 12
11403 Jerez de la Frontera
T: +34 956 357000, gonzalezbyass.com

Bodegas y vinos Lustau
Gegründet 1896, steht der Name Lustau für feinste Sherry-Qualität. Ein Besuch im historischen Santi-ago-Viertel von Jerez de la Frontera ist zudem eine echte Zeitreise. Verkosten muss man die Klassiker, aber auch die individuellen, rar gewordenen Almacenista-Sherrys.

Calle Arcos 53, 11402 Jerez de la Frontera
T: +34 956 341597, lustau.es

Bodegas Barbadillo
Das Traditionshaus verfügt über eine enorme Produktpalette von der salzigen Alltags-Manzanilla Solear bis zu den raren Sacristia-Weinen der Reliquia-Serie, gekeltert im 19. Jahrhundert.

C. Sevilla, 6, 11540 Sanlúcar de Barrameda
T: +34 956 38 55 00, barbadillo.com

Bodegas Tradition
Hier wird dem Besucher eine kostbare Kollektion offeriert, sowohl was die Weine als auch was die Kunstwerke der Galerie betrifft, die man bei einem Glas feinem Sherry in Augenschein nimmt.

Calle Cordobeses, 3, 11408 Jerez de la Frontera,
T: +34 689 224162, bodegastradicion.es


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Erschienen in
Falstaff Nr. 09/2022

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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