Die Provinz Rioja zählt zu den bedeutendsten Weinregionen Europas. Hier finden Weinreisende legendäre Weingüter, spektakuläre Architektur und ein überraschend diverses Terroir entlang des mächtigen Flusses Ebro.
Am einfachsten lässt sich die legendäre spanische Weinregion La Rioja mit dem Auto entdecken. Wer nicht selbst hinter dem Steuer sitzen möchte, kann auf diverse lokale Anbieter zurückgreifen, die individuelle Touren ermöglichen. Auf diese Weise lässt sich die rund 65.000 Hektar umfassende Region ganz entspannt erkunden. Doch nicht jedes Highlight erfordert weite Fahrten – das historische Bahnhofsviertel der Kleinstadt Haro, der Barrio de la Estación, ist ein wahrer Hotspot der Spitzenweine. Legenden wie CVNE, López de Heredia, Muga, Bilbaínas Viña Pomal oder La Rioja Alta befinden sich hier in Laufdistanz zueinander. Sie alle teilen eine gemeinsame Geschichte: Als der Mehltau und die Reblaus Mitte des 19. Jahrhunderts den Winzern des französischen Bordeaux zu schaffen machten, kamen viele der dortigen Weinhändler auf der Suche nach Wein über die Pyrenäen in die Rioja. Und mit ihnen auch die Weinbereitungstechniken des Bordelais – allen voran der Ausbau im kleinen Eichenfass, der die Weine des Rioja bis heute prägt. Als dann im späten 19. Jahrhundert die französischen Zölle gelockert wurden, erlebte die Rioja einen beispiellosen Boom und der Standort direkt an der Bahnlinie nach Bordeaux wurde zum strategischen Vorteil. Auch wenn dieser Absatzkanal heute versiegt ist, sind die Weingüter geblieben und treten als Barrio de la Estación gemeinsam als Weindestination auf. Doch nicht nur Klassiker findet man im Barrio de la Estación. Die Bodegas Roda etwa, die zum modernen Rioja gehört, liegt ebenfalls direkt um die Ecke. Sie wurde in den 1980er-Jahren gegründet.
Die Rioja gehört zu den bedeutendsten Weinregionen Spaniens, ja ganz Europas, und als solche beschränkt sie sich natürlich nicht auf ein Areal um einen Bahnhof. Die 65.000 Hektar Reben befinden sich zu beiden Seiten des Flusses Ebro in den autonomen Regionen La Rioja, Baskenland und Navarra. Das Weinbaugebiet selbst besteht aus den Teilgebieten Rioja Alta im oberen Gebiet des Ebrobeckens, Rioja Oriental im unteren Teil und Rioja Alavesa, das zur baskischen Provinz Álava gehört. Um die immense Vielfalt der Rioja-Terroirs zu verstehen, lohnt es sich an einem sonnigen Tag die A-2124 hinauf zum Gipfel der »Sierra de Cantabria« zu fahren. Am Aussichtspunkt »Balcón de la Rioja« genießt man einen spektakulären Panoramablick über den Flickenteppich der Weinberge und Dörfer auf beiden Seiten des Ebro. Ebenso eindrücklich gestaltet sich ein Besuch der mittelalterlichen Stadt Laguardia, deren Stadtkern auf einem Hügel liegt. Beim Gang durch die pittoreske Altstadt lässt sich kaum vorstellen, was hier jährlich Ende Juni während der Feiern zu Ehren von San Pedro und San Juan geschieht. Dann wird das beschauliche Städtchen nämlich zur tosenden Festgemeinde, und waghalsige junge Männer drängen sich vor jungen Stieren flüchtend durch die engen Gassen.
Unweit von Laguardia befindet sich die Bodegas Ysios mit ihrem gewellten Metalldach. Die ikonenhafte Kellerei wurde vom spanisch-schweizerischen Stararchitekten Santiago Calatrava entworfen. Vor allem an Tagen, an denen die Wolken vom Föhn über den Kamm der Sierra Cantabria getrieben werden, ist die Bodega ein einzigartiges Fotomotiv. Täglich werden hier Weingutsbesichtigungen angeboten, die online gebucht werden können. Ein weiteres architektonisches – und önologisches – Highlight befindet sich in Elciego keine zehn Kilometer südwestlich. Hier befindet sich die legendäre Kellerei Marqués de Riscal mit dem gleichnamigen, spektakulären Luxushotel. Das Hotel, entworfen vom kanadisch-US-amerikanischen Stararchitekten Frank O. Gehry, bildet das Herz der »Stadt des Weines«, die vor etwa zwanzig Jahren von Marqués de Riscal in Zusammenarbeit mit Gehry errichtet wurde. Natürlich verfügt das Haus auch über ein mit einem Michelin-Stern gekürtes Restaurant.
In der ländlichen Rioja ist aufwendige Gastronomie keine Selbstverständlichkeit. Die meisten Lokale bieten deftige, traditionelle Kost an. In den vergangenen Jahren aber sind einige Adressen hinzugekommen. So etwa das ebenfalls mit einem Stern ausgezeichnete Restaurant »Nublo« in Haro, wo die Zubereitung innovativer Speisen auf dem offenen Feuer im Zentrum steht. Die Gerichte sind reduziert und offenbaren Geschmacksexplosionen, ohne dabei laut zu sein. Ein weiterer Tipp ist das Restaurant »Ikaro« in Logroño. Hier trifft avantgardistische Küche auf erstklassige Weine. Zum Pflichtprogramm im Ort Logroño gehört aber auch ein Besuch der Tapasmeile Calle del Laurel. In den Abendstunden herrscht hier buntes Treiben. Jedes Lokal an der Gasse ist für ein anderes Tapa – oder »Pincho« – wie es in Rioja genannt wird, berühmt. Zu den Klassikern gehören der kleine Turm aus Pilzen auf Brot mit Garnelen und Knoblauch in der »Bar Soriano« sowie die saftige Tortilla in der »Bar Sebas«.
Die Gastronomie in der Rioja ist auch dank der ansässigen Spitzenweingüter heute einen Besuch wert. Einige Weingüter engagieren sich denn auch gleich selbst in diesem Bereich. Etwa das legendäre Weingut Marqués de Murrieta, das von Logroño aus mit dem Auto in weniger als 15 Minuten erreichbar ist. Murrieta ist eine iberische Legende, die im Jahr 1852 von Luciano Murrieta García-Lemoine gegründet wurde. Der Marqués machte sich früh Bordelaiser Weinbereitungstechniken zunutze, um langlebige, komplexe Weine auf die Flasche zu bringen. Das Flaggschiff des Hauses, der »Castillo Ygay Reserva Especial«, geht zurück bis auf den Jahrgang 1877 und wurde nach Vorbild des Bordeaux zunächst als »Château Ygay« bezeichnet. Seit 1917 heißt er jedoch »Castillo Ygay«. Der Wein, immer eine Selektion der besten Fässer aus herausragenden Jahrgängen, wurde in den letzten zwanzig Jahren achtmal produziert. Eine Ikone des spanischen Weins, die man mindestens einmal in seinem Leben gekostet haben muss.
Die Rioja ist nicht nur für Fans von Klassikern einen Besuch wert, die Region verfügt über eine große Dynamik. So steht bei vielen Weingütern heute die Herkunft im Zentrum und nicht mehr nur der Ausbau im Holzfass, den die Franzosen einst ins Land brachten. Einen Besuch auf einem kleineren, familiengeführten Weingut sollte man unbedingt einplanen. Die Finca La Emperatriz der Unternehmerfamilie Hernáiz ist in diesem Zusammenhang besonders interessant: Die Familie keltert einerseits erstklassige, finessenreiche Terroirweine und andererseits ist man hier auf Besucher eingestellt: Ein besonderes Erlebnis ist ein Aufenthalt in einer der kleinen Privatvillen, die sich in ehemaligen Arbeiterhäusern unmittelbar neben der Kellerei befinden. Von hier genießt der Gast einen einzigartigen Blick auf die Reben und die Natur. Rioja in Reinkultur.
Bodegas Muga
Traditionen werden bei Muga hochgehalten, und in Sachen Qualität geht man keine Kompromisse ein. Gekeltert wird noch wie vor hundert Jahren und ein beachtlicher Teil der Fässer zur Reifung stammen aus der hauseigenen Küferei.
Avda. Vizcaya 2, 26200 Haro
T: +34 941 306060, bodegasmuga.com
Bodegas Roda
Die Geschichte der Bodegas Roda ist für Rioja verhältnismäßig jung. Gegründet wurde die Bodega im Jahr 1987. Heute gehört sie zu den absoluten Qualitätsfanatikern der Region. Am eindrücklichsten verkörpert dies der Cirsion – eine rare Cuvée aus handverlesenen Trauben.
Avda. Vizcaya, 5, 26200 Haro
T: +34 941 303001, roda.es
Bodegas Ysios
Alleine das ikonenhafte Weingutsgebäude, entworfen von Architekt Santiago Calatrava, ist hier einen Besuch wert. Produziert werden ausschließlich Reserva-Weine nach höchsten Qualitätsstandards.
La Hoya Bidea, 01300 Araba
T: +34 945 600640, bodegasysios.com
CVNE
In der fünften Generation keltern die Nachfahren der erfolgreichen Gründerbrüder Raimundo und Eusebio Real de Asúa bereits Weine. Bereits im Jahr 1879 gegründet, befindet sich die Compañía Vinícola del Norte de España auch heute noch am Barrio de la Estación in Haro.
Ctra. Logroño-Laguardia, km. 4,8, 01300 Laguardia
T: +34 945 625255, cvne.com
Bodega Contador
Gründer und Initiator Benjamín Romeo bewirtschaftet über 80 Klein- und Kleinstparzellen auf biodynamische Weise. Sein Flaggschiff, der Contador, gehört zum Besten, was man weltweit an Rotwein findet, und bewegt sich stilistisch irgendwo zwischen Rioja und Burgund.
Carretera a Baños de Ebro, km. 1, 26338 San Vicente de la Sonsierra
T: +34 941 334228, bodegacontador.com
Bodega Contino
Die Bodega Contino wurde 1973 als erstes »Rioja-Château« gegründet. Wie bei einem Château in der Bordeaux-Region werden auf Contino nur Trauben von eigenen Reben und aus der unmittelbaren Umgebung verarbeitet. Das Flaggschiff und einer der wenigen Einzellagen-Riojas ist der Viña del Olivo.
Finca San Rafael, 01321 Álava
T: +34 945 600201, contino.es
Remírez de Ganuza
Die ersten Weine der Bodega entstanden Anfang der 90er-Jahre und trotzdem ist Gründer Fernando Remírez de Ganuza längst eine Legende. Kaum ein Erzeuger hat die spanische Weinszene mit seinen technischen Tüfteleien so aufgemischt wie Don Fernando.
C/Constitución, 1, 01307 Samaniego
T: +34 945 609022, remirezdeganuza.com
Bodegas Marqués de Riscal
Die Rioja-Ikone Marqués de Riscal kennen viele vor allem wegen des futuristischen Hotelbaus von Frank Gehry. Doch das 1858 gegründete Weingut gehört nicht erst seit der Hoteleröffnung 2006 zu den bedeutenden Betrieben der Region. Die Gran Reserva des Hauses ist einer der weltweiten
Rioja-Klassiker.
C/Torrea 1, 01340 Elciego
T: +34 945 606000, marquesderiscal.com
Bodegas Baigorri
Das Gebäude des baskischen Architekten Iñaki Aspiazu Iza respektiert sein Umland. Von außen ist nur ein Glaskubus zu sehen, der als Aussichtsplattform für Besucher dient, darunter geht es 30 Meter in die Tiefe. Gegründet wurde das Weingut erst 2002 und liegt in der Subzone Alavesa.
Crta. Vitoria-Logroño, km. 53, 01307 Samaniego
T: +34 945 609420, bodegasbaigorri.com
Finca La Emperatritz
Das Weingut hat seinen Namen dank kaiserlicher Wurzeln: Es gehörte einst Kaiserin Eugénie, der Gattin Napoleons III. Heute gehört das Anwesen samt angrenzenden Reben Unternehmerfamilie Hernáiz. Die Weine sind erstklassig, das önotouristische Angebot ebenso.
Ctra. de Santo Domingo, Haro, 26241 Baños de Rioja
T: +34 941 300705, hermanoshernaiz.com
Ikaro
Die avantgardistische Küche des Restaurants »Ikaro« wird von zwei jungen Köchen kreiert. Um voll eintauchen zu können, sollte man das Degustationsmenü wählen. Die Weinkarte ist mit lokalen Produzenten bestückt und das Interieur hell und modern.
Avda. Portugal 3 bajo, Logroño 26001
T: +34 941 571614, restauranteikaro.com
Taberna Herrerías
Schmucke Taberna in einem renovierten Palast aus dem 16. Jahrhundert, der sich im historischen Zentrum Logroños befindet. Die Küche ist traditionell und orientiert sich am saisonalen Angebot. Besonders die Gemüsegerichte sind zu empfehlen.
24 Calle Herrerías, Logroño 26001
T: +34 941 241001, tabernaherrerias.com
Entre Viñas y Olivos
Eines der Geheimnisse von Laguardia, versteckt in einem sehr alten Herrenhaus in der Altstadt. Die Tapas sind hervorragend und es ist, als könne man die Geschichte des Hauses förmlich schmecken. Fragen Sie nach einer Führung durch die unterirdischen Gewölbe.
Cuatro Cantones,12 bajo, 01300 Laguardia
T: +34 945 600911, entrevinasyolivos.com
Héctor Oribe
Héctor Oribes unverwechselbare Küche orientiert sich am traditionellen Stil und stellt saisonale Produkte in den Fokus. Sein kleines Restaurant in Páganos zählt zu den Perlen der Rioja und erlaubt kulinarische Höhenflüge.
8 Calle Gasteiz, 01309 Páganos
T: +34 945 600715, hectororibe.es
Venta Moncalvillo
Sympathischer Ein-Sterner, in dem Spitzenkoch Ignacio Echapresto die Rioja auf dem Teller erlebbar macht. Die Weinkarte mit mehr als tausend Gewächsen aus Spanien und der Welt wird von Igancios Bruder Carlos kuratiert, der zu den drei besten Sommeliers des Landes zählt.
Ctra. Medrano 6, 26373 Daroca de Rioja
T: +34 941 444832, ventamoncalvillo.com
Nublo Restaurant
Wer die neue Küche der Rioja erleben will, kommt um einen Besuch im »Nublo« nicht herum. Die Chefköche des äußerst stilvollen, modernen Ein-Sterners lernten sich während ihrer Zeit im legendären »Mugaritz« kennen. Es verwundert also nicht, dass auch im »Nublo« das Feuer bei der Zubereitung der innovativen Speisen eine zentrale Rolle einnimmt.
Plaza de San Martín 5, 26200 Haro
T: +34 636 725850, nublorestaurant.com
Hotel Marqués de Riscal
Das von Stararchitekt Frank O. Gehry entworfene Fünf-Sterne-Hotel befindet sich im Dorf Elciego. Hier dreht sich alles um Wein, selbst im Wellness-Bereich, der mit Anwendungen aus speziellen Traubenprodukten aufwartet.
Calle Torrea, 1, 01340 Elciego
T: +34 945 180880, hotel-marquesderiscal.com
Hotel Castillo El Collado
Burgähnliches Gebäude, das gleich an der historischen Stadtmauer von Laguardia liegt. Vom
Hotel aus hat man eine grandiose Aussicht auf die Rebberge der Rioja Alavesa. Gemütliche Zimmer und gute Küche.
Paseo El Collado 1, 01300 Laguardia
T: +34 945 600519, castilloelcollado.com
Eurostars Los Agustinos
Im Jahr 1373 als Kloster gebaut, diente das Gebäude im Laufe der Jahrhunderte auch als Gefängnis und Krankenhaus, bevor es schließlich zum Hotel wurde. Im Jahr 2006 wurde das Haus aufwendig renoviert und ist heute eine der besten Adressen in Haro.
San Agustin 2, 26200 Haro
T: +34 941 311308, eurostarshotels.com
Vivanco Museum of Wine Culture
Hier verbinden sich Wein, Kunst und Geschichte zu einem modern aufbereiteten Ganzen. Neben einer Kunstsammlung zum Thema Wein mit Werken von Picasso und Warhol sind ein Rebgarten mit über 220 Sorten und eine einzigartige Korkenziehersammlung zu bestaunen.
Carretera Nacional 232, 26330 Briones
T: +34 941 322323, vivancoculturadevino.es
Museo de la Rioja
Das Museum im Espartero-Palast, einem Barockgebäude aus dem 18. Jahrhundert, bietet einen Gang durch die Geschichte und Vorgeschichte der Region Rioja. Hier finden sich archäologische Exponate sowie Kunst aus den letzten Jahrhunderten.
Plaza de San Agustín, s/n., 26001 Logroño
T: +34 941 291259, museodelarioja.es
San Millán de la Cogolla
San Millán de la Cogolla ist ein Ensemble, bestehend aus den Klöstern San Millán de Yuso und San Millán de Suso. Beide Klöster wurden 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, da sie als Wiege der spanischen Sprache gelten. Die dort lebende klösterliche Gemeinschaft gehört zum Orden der Augustiner.
26326 San Millán de la Cogolla
T: +34 941 373 049, monasteriodesanmillan.com
