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Wien: Mit gemischtem Satz in die Zukunft

Immer mehr internationale Winzer:innen reisen nach Wien um sich das Model »Wiener Gemischter Satz« vor Ort anzuschauen. Über ein erstaunliches Comeback, das Schule machen könnte.

Anfang des Jahrtausends schien die Existenz des »Wiener Gemischten Satzes« vor dem Aus zu stehen. Fast gänzlich aus der Weinwelt verschwunden und ohne große Aussicht auf eine Gegenbewegung. Genau zu der kam es aber auf Initiative der »WienWein-Gruppe«. Den international als »Field Blend« bezeichneten Gemischten Satz packte die Gruppe wieder auf die Karte und verhalf ihm so zu einer Rückkehr in die Weinregale. Gar von einem »kometenhaften Aufstieg« sprechen einige der beteiligten Wiener Winzer:innen. 

Der Blick von den Weinberger auf Nussdorf und Heiligenstadt. Hier könnte ein Teil der Zukunft des österreichischen Weins wachsen.
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Der Blick von den Weinberger auf Nussdorf und Heiligenstadt. Hier könnte ein Teil der Zukunft des österreichischen Weins wachsen.

Exportschlager Gemischter Satz

Tatsächlich lässt sich diese Aussage zumindest zahlenmäßig stützen. Lag die Anbaufläche 2006 noch bei etwa 30 Hektar, waren es im vergangenen Jahr schon rund 200 Hektar. Ebenso verhält es sich bei den verkauften Flaschen: Im selben Zeitraum wuchs der Absatz von 40.000 auf auf 1,1 Millionen. Besonders bemerkenswert: Der Exportanteil liegt aktuell bei etwa 20 Prozent. Womit man wieder bei den internationalen Winzer:innen wäre, die extra für eine Begehung einzelner Weingärten nach Wien reisen. Die Weingüter, die dabei im besonderen aufgesucht werden, sind Christ, Cobenzl, Edlmoser, Fuhrgassl-Huber, Mayer am Pfarrplatz und Wieninger. Alle sechs zählen zu den führenden Wiener Winzer:innen und sehen sich somit neben der Tradition und dem Fortschritt des Wiener Weinbaus verpflichtet. 

Die »Retter des Gemischten Satzes« der »WienWein-Gruppe«: Bernhard Palmetzhofer, Michael Edlmoser, Thomas Huber, Thomas Podsednik, Fritz Wieninger und Rainer Christ.
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Die »Retter des Gemischten Satzes« der »WienWein-Gruppe«: Bernhard Palmetzhofer, Michael Edlmoser, Thomas Huber, Thomas Podsednik, Fritz Wieninger und Rainer Christ.

Der Wein für die Zukunft?

Dass der Gemischte Satz dank der Anbauweise sogar eine Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels geben könnte, erklärt Gruppen-Obmann Rainer Christ: »Klimawandel bedeutet nicht einfach nur, dass es wärmer wird. Vielmehr werden vor allem die Extreme häufiger und stärker. Das hat sich jetzt deutlich gezeigt. Von Oktober 2022 bis März 2023 war es sehr sehr trocken, die Monate April und Mai dagegen waren so kühl und nass wie nie zuvor. Klimawandel bedeutet extreme Schwankungen – ganz zu schweigen von Starkregen, Hagel und Spätfrösten. Eine ausgewogene Mischung von mehreren Rebsorten kommt mit solchen Veränderungen erstaunlich gut zurecht

Ihm soll die Zukunft gehören: Der »Wiener Gemischte Satz«.
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Ihm soll die Zukunft gehören: Der »Wiener Gemischte Satz«.

»Weinbau neu denken«

Ebenso sieht das Christls Kollege Michael Edlmoser, aus dessen Sicht man »Weinbau neu denken« müsse: »unsere Weingärten müssen zu viel Wasser ebenso verkraften wie zu wenig. Der Wiener Gemischte Satz ist dafür bestens geeignet, weil er mehrere Rebsorten mit unterschiedlichen Ansprüchen vereint.« Der Gemischte Satz bietet also auch in herausfordernden Zeiten eine gewisse Sicherheit. Eine Sicherheit, die, wie Christl erklärte, vom Sortenmix herrührt. Anders als bei den Monokulturen, sind die beteiligten Winzer:innen überzeugt, dass eine gemischte Bepflanzung der Weingärten eine rosige Zukunft bevorstehen könnte.


 

Redaktion
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