© OKRA Vienna Distribution

Zwei »Götter-Fässer« für Österreich heizen Hype um Chichibu-Whisky an

Japans Whisky ist nicht nur exotisch, er spielt auch preislich in einer anderen Liga. Doch die Austria-Edition der Brennerei Chichibu aus der Präfektur Saitama hat mittlerweile Tradition – auch wegen der künstlerischen Ausstattung der Rarität.

Es ist fast schon ein Ritual, was diesen März in der Bar »The Birdyard« zelebriert wurde. Alljährlich hat Importeur »Vienna Distribution« die Chance, ein einzelnes Fass der japanischen Kult-Destillerie Chichibu exklusiv für Österreich und die Niederlande anzubieten. Die Auswahl treffen in einer ausgiebigen Blindverkostung jeweils renommierteste Whisky-Kenner der beiden Länder. Knapp acht Monate später wurden die wenigen Flaschen aus diesen Fässern nun in Wien vorgestellt.

Knallbunt und luxuriös bepreist

Was Bernhard Rems (Whiskyexperts), Erhard Ruthner, Roland Graf (beide: Falstaff) sowie Jürgen Schmücking (Gault Millau) da ausgewählt hatten, stellt zugleich die zweite Tranche der »7even Gods of Fortune«-Serie dar. Die japanischen Glücksgötter werden dabei auch prächtig vom Künstlerkollektiv WARBB in Szene gesetzt. Die vielleicht buntesten Whisky-Flasche auf dem Markt haben aber auch ihren Preis. Um ca. 2.000 Euro wird eine der beiden neuen Abfüllungen »Benzaiten« (Edition 3) bzw. »Bishamonten« (Edition 4) gehandelt, verrieten Marketingleiterin Zona Čortanović und Whiskybotschafter Stefan Lembacher im »Okra Izakaya«.

Der Geheimtipp für japanische Küche in Wien-2 erwies sich als ideale Location für die Premiere der neuen »Whisky-Götter«. Wolfgang Krivanec, auch als Mitbegründer der Wiener »Sake-Week« bekannt, schuf diesmal mit seinen Küchenkunstwerken den japanischen Rahmen für die beiden in Fass-Stärke abgefüllten Raritäten. »Durch den hohen Verdunstungsanteil des Alkohols alias Angels‘ Share reifen die Whiskys deutlich schneller«, leitete Lembacher seine Präsentation ein. Denn mit sechs Jahren Fassreife sind beide Abfüllungen nach europäischen Maßstäben junge Destillate. In Japan aber herrschen andere Bedingungen.

Die Göttin schmeckt nach Pfirsich

Mythologische Details zu Kriegsgott Bishamonten und die einzige Göttin unter den sieben Glücksbringern, Benzaiten, machten zusätzlich neugierig auf die Whiskys dahinter: »Sie steht für alles, was fließt: Wasser, Worte, aber auch die Zeit«. Zudem wurde zuvor in Fass Nr. 14161 das »Shiga Kogen Takashi«, ein Imperial Stout-Bier der Brauerei Tamamura Honten, in diesen Fässern gelagert.

Die außergewöhnliche Qualität der Chichibu-Abfüllungen unterstrich Falstaff-Autor Roland Graf dann mit den »Tasting notes« des mit 62,4 Prozent vol. gefüllten »Benzaiten«: Die helle Frucht-Note dieses Whiskys erinnert an Weingarten-Pfirsich und Litschi. In der »zweiten Nase« finden sich mit vegetalen Anklängen sogar Spuren von Hopfen-Duft, dazu frischt der Räucher-Duft von Palo Santo auf. Am Gaumen liefern Malz- und Marzipangeschmack ein cremig-fruchtiges Mundgefühl, »das die Zugabe von Wasser trotz dieser Fass-Stärke unnötig macht«. Erneut Steinobst und ein Hauch Grüne Chilischote regen den Speichelfluss an, während das Zusammenspiel von Salzigkeit und Schokolade im Nachgeschmack sogar an das Finish eines Stout erinnern.

Die 214 Flaschen aus dem Fass Nr. 8280, die als »Bishamonten« (mit 65,4 Prozent vol.) gefüllt wurden, stammen wiederum aus einem ehemaligen Bourbon-Fass. Allerdings wurde die hier verwendete Gerstensorte Odyssee beim Mälzen intensiv mit Torfrauch versehen. In der Blindverkostung im Frühjahr war dieses Fass der einhellige Favorit gewesen, so Graf.

Mit eleganter Rauch-Dosierung

Wer glaubte, dass rauchiger Whisky, vor allem ohne Wasserzugabe, scharf sein muss, wird von einer eleganten, »smoky« Tönung überrascht. Während man an geröstete Kastanien denkt, treten Kampot-Pfeffer und Mate-Tee neben dem Rauch zurückhaltend in Erscheinung. Die große Überraschung ist aber auch hier die Sanftheit dieser Fassstärke, die den Geschmack von sehr reifen Birnen und gebrannten Orangenschale freigibt. Das fruchtige »Beiwerk« ist im Trinkverlauf nur leicht ausgeprägt. Dafür aber hält die Eleganz dieses Rauchs betont lange an.

Für die Selektion der raren Einzelfass-Abfüllungen, die bereits mit der »7even Gods«-Vorgänger-Reihe »Intergalactic« (2021) begann, besteht immer eine Art freundschaftlicher Wettbewerb zwischen den Niederlanden und Österreich. Auch heuer waren sich die Verkoster nur bei einem Fass einig – der Codenummer Nr. 8280. Sowohl die Whiskyexperten in Holland, als auch die Austro-Runde liebte diesen rauchigen Single Malt aus dem erst befüllten Ex-Bourbon-Barrel. Der fruchtige »Benzaiten« wiederum faszinierte Österreichs Kenner deutlich mehr.

»Vienna Distribution« neuer Name

Apropos Niederlande: Am Rande der »göttlichen« Whisky-Vorstellung im Izakaya gab Zona Čortanović auch bekannt, dass sich der Name von Spirituosenspezialist »Vienna Distribution« ab 1. Jänner 2024 ändern wird: »Ab dann firmieren wir wie in Holland unter Salud Spirits‹«. Und unter diesem Namen erwartet die Japan-Whisky-Sammler dann die letzten drei der »Glücksgötter«. Ob alle drei 2024 auf den Markt kommen oder man sich eine Einzel-Gottheit für 2025 aufspart, ließ man bewusst offen. Schließlich überrascht man bei »Chichibu« generell gerne. Unter anderem auch mit der Ankündigung, eine eigene Grain Whisky-Brennerei zu eröffnen. Für Nachschub für die »normale« Linie der Japaner (»Ichiro’s Blend«) ist also auch abseits der Sammler-Editionen mit dem vier-stelligen Preis gesorgt.


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Roland Graf
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