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40 Jahre Vinea Wachau: Die Evolution einer Weinregion und ihre zukünftige Vision

Innerhalb weniger Jahre schafften sie es zum bekanntesten und renommiertesten Gebiet Österreichs und rasch zu einer der wertigsten Appellationen der Welt zu werden.

Die Vinea Wachau feiert ihr 40-jähriges Jubiläum, denn im Jahr 1983 gründeten Wilhelm Schwengler, Franz Prager, Josef Jamek und Franz Hirtzberger den Gebietsschutzverband »Vinea Wachau Nobilis Districtus«. Die damalige Idee entstand aus einer Notsituation heraus, da der Fortbestand einer florierenden Weinwirtschaft unabdingbar für das Wachauer-Gebiet war. Dass mit der Gründung der Vinea Wachau Geschichte geschrieben wurde, konnte wohl niemand ahnen.

Gründungsväter der Vinea Wachau
© Jellasitz
Gründungsväter der Vinea Wachau

Die Anfänge

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in weiten Teilen Österreichs vermehrt auf maschinelle Methoden zur Bearbeitung der Weinberge umgestellt. Die Weinproduzenten nutzten diese Rationalisierung der Arbeitsprozesse, um eine größere Rebfläche anzulegen. Dies führte zu einer kontinuierlichen Steigerung der Weinproduktion von Jahr zu Jahr, während die Vermarktung dieser wachsenden Mengen nicht mithalten konnte. Die Lagerbestände füllten sich immer mehr und die Herausforderung der angemessenen Absatzförderung wurde immer drängender und konnte schlussendlich kaum mithalten.

Die arbeitsintensive Bewirtschaftung der Weinfelder in der Wachau war aufwendig und kostspielig und generierte einen Preisunterschied zu Weinen aus flacheren Regionen, der für viele Verbraucher:innen schwer nachvollziehbar war. Es bestand die reale Gefahr, dass Familien sich die Bewirtschaftung ihrer Terrassenweinberge einfach nicht mehr leisten konnten.

Genau diese Terrassierung ist es, was die Wachau heute ausmacht. Getragen werden die Terrassenweingärten von Trockensteinmauern, welche 40 Prozent der Wachauer Rebflächen tragen. Durch die Terrassierung kann das vorhandene Material besser am Berg gehalten werden und macht somit bis zu 60 Prozent der Steillage nutzbar. Außerdem ist die Trockensteinmauer das größte Nützlingshotel der Wachau. Die Wachauer Trockensteinmauer ist also nicht nur einfach eine Mauer. Um die Pflege und den Erhalt der Trockensteinmauern sowie den Fortbestand des UNESCO Weltkulturerbe zu sichern, wurde der Verein »Vinea Wachau Noblis Districtus« gegründet.

Eine Trockensteinmauer in der Wachau.
© Pamela Schmatz
Eine Trockensteinmauer in der Wachau.

Der Erfolg der Wachauer-Reifekategorien

Ein Jahr nach der Gründung, im Jahr 1984, begann man in der Wachau die Weine in drei Reifekategorien einzugliedern. Damit soll der Wachauer-Charakter der Weinstile transparenter und verständlicher dargestellt werden. Die Einstufungen Steinfeder, Federspiel und Smaragd waren geboren. Diese Kategorien sind ausschließlich Mitglieder des Vereins vorbehalten und kennzeichnen die Weine aus der Wachau, die ohne Zusatzstoffe, in trockenem Stil und ohne Holzton ausgebaut sind.

Dieser Schritt erwies sich als äußerst bedeutsam, da er genau zu richtiger Zeit erfolgte. In den späten 1980er-Jahren gewannen Leichtweine an Beliebtheit, als Reaktion auf die damals üppigen Weinstile. Damit hatte sich die Wachau bereits mit dem Aufbesserungsverbot in beste Position gebracht. Der Erfolg des »Steinfeder«-Konzepts erfasste nicht nur ganz Österreich, sondern setzte sich international durch und legte den Grundstein für viele Weingüter in der Wachau.

Bemerkenswert ist, dass dieser Erfolg nicht auf eine kleine Gruppe von Winzern beschränkt blieb, sondern der gesamten Region zugutekam. In der Vinea Wachau sind Betriebe unterschiedlicher Größen vertreten und alle erzielten gleichermaßen Vorteile aus der kooperativen Vermarktung. Von kleinen Nebenerwerbsbetrieben über lokal verwurzelte Heurigenwirte bis hin zu exportorientierten großen Weingütern und der Domäne Wachau.

Die Kategorie »Smaragd«, die für die Weine mit Komplexität und hohem Alterungspotenzial steht, etablierte sich in den 1990er-Jahren als Inbegriff der hochwertigsten österreichischen Weißweine.

Die Wachau lebt davon, dass eine Vielzahl kleiner Weingüter den Terrassenweinbau weiterkultiviert. Für unsere Landschaft wäre es fatal, würden die Terrassen nicht mehr bewirtschaftet und diese Arbeit lässt sich nur in einer gemeinschaftlichen Anstrengung bewerkstelligen. Deswegen ist damals wie heute der Solidargedanke in unserem Gebiet extrem wichtig. Die Wertschätzung für Handwerk, für Qualität, das Denken in Generationen und der Gemeinschaftssinn sind die Triebfedern für unsere Vereinigung.
Emmerich Knoll jun., heute Obmann der Vinea Wachau

Die Vinea Wachau startete mit 24 Mitglieder. Heute erfreut sie sich über knapp 200 Mitglieder, die gemeinsam mehr als 1000 Hektar Weingärten bewirtschaften; davon ca. 35 Prozent in Steillage.

© Robert Herbst

Zukunftsvisionen für mehr Nachhaltigkeit

Angesichts der sich verändernden Umweltbedingungen, hat die Vinea Wachau zielgerichtete gemeinschaftliche Projekte ins Leben gerufen. So kommt der flächendeckende Einsatz der Verwirrmethode zur Bekämpfung des Traubenwicklers zum Einsatz, es wird intensiv an der Forschung zur Unterstockbegrünung mit heimischen Pflanzen zur Erosionskontrolle gearbeitet und zusätzlich kooperiert die Vinea Wachau mit dem IK Wachau und Geosphere Austria an einem Projekt zur Erforschung von Klima und Geologie, um die Region besser zu verstehen und zu erhalten.

Das Engagement der Wachauer Weinwirtschaft ist bemerkenswert. Um den Weinbau sowie die Region zu schützen, verpflichtet sich der Verein zur nachhaltigen Wirtschaftsweise und setzt auf umweltfreundliche und nachhaltige Praktiken. Ab dem Jahrgang 2023 ist die Zertifizierung »Nachhaltig Austria« für alle Betriebe, die die Bezeichnungen Steinfeder, Federspiel oder Smaragd verwenden, vorgeschrieben.

 Wein ist ein wichtiges Identitätsprodukt in Niederösterreich und die Wachau ein prächtiges Aushängeschild. Dank der Vinea Wachau ist es gelungen, mit einem landwirtschaftlichen Produkt nicht nur gute Wertschöpfung zu lukrieren, sondern auch einen kulturellen und sozialen Mehrwert zu schaffen. Dafür gebührt den Gründervätern der Vinea Wachau unser Respekt und Dank.
Landesrat Dr. Stephan Pernkopf


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