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Axelle de Buffévent bei Perrier-Jouët: »Champagner ist Luxus und Tradition«

Axelle de Buffévent ist Style- und Creative Director von Perrier-Jouët – eine einzigartige Position für ein Champagnerhaus. Im Interview erzählt sie von ihrer Vision, welche Rolle Design dabei spielt, und warum Champagner und Kunst hier mehr als ein einfaches Klischee ist.

Axelle de Buffévent, sind Style- und Creative Director eines Champagnerhauses. In der Modewelt ist Ihr Job nichts Ungewöhnliches, hier jedoch schon. Wie sind Sie zu dieser Position gekommen?

Champagner ist Luxus und hat eine erstaunliche Tradition. Die Pernod Ricard Gruppe, zu der Perrier-Jouët gehört, ist insgesamt jedoch keine Luxusgruppe. Es fehlte ihr schlichtweg das Konzept, um eine Luxusmarke zu führen. Sie stellten fest, dass andere Luxusmarken Kreativdirektoren haben, die für den Gesamtlook und das Gefühl der Marken und die langfristige Vision verantwortlich ist. So kamen sie vor rund 12 Jahren auf mich zu. Ich habe lange als Creative Director für Tischgeschirrunternehmen gearbeitet: Erstaunliche Handwerkskunst – der genau aufgrund dessen das Budget fehlt, um Dinge umzusetzen. Ich wechselte zu Kosmetikmarken, mit weniger Handwerk und weniger Tradition. Perrier-Jouët ist für mich die perfekte Kombination aus erstaunlichem Erbe, Geschichte und Handwerk. Ich begann damals mit einer klaren Vision – und allein. Heute habe ich ein großes Team. Es ist eine kollektive Anstrengung, um Beständigkeit, Vision und Kultur in eine Marke zu bringen.

Was ist Ihre Vision?

Sie geht weit über Champagner hinaus. Es geht um die Verbreitung von Ideen rund um die Natur und unsere Beziehungen zur biologischen Vielfalt des Terroirs. Dabei helfen uns junge Designer, die enge Zusammenarbeit mit der Lebensmittelbranche, unsere Partnerschaften mit »Designart Tokio« oder »Design Miami«, oder verschiedene Messen wie diese. Wir haben Vertrauen in die Zukunft und möchten das auch feiern.

Champagner und Kunst – ist das nicht ein Klischee?

Kunst und insbesondere der Jugendstil sind tief in der DNA Perrier-Jouëts verwurzelt. Die Familie liebte die Natur. Unser Herzstück, die Flasche von 1902 – verziert mit einer japanischen Anemonenblüte – entworfen von Émile Gallé, verkörpert unsere künstlerische, kreative und naturverbundene DNA. Ich denke, wir gehören eher zur Design- und Kreativwelt als zur reinen Kunstwelt. Bei den Auftragsarbeiten unserer Designer geht es darum, Dinge auf eine kulturell bedeutsame Weise zum Leben zu erwecken. Wir sprechen nicht mehr auf die gleiche Weise wie vor 100 Jahren mit unserem Publikum. Ich möchte sicherstellen, dass wir heute relevant bleiben. Wenn ich einen Designer auswähle, geht es nicht nur darum, das Erbe Perrier-Jouëts zu bewahren, sondern es zum Leben zu erwecken.

Sie beauftragen jedes Jahr einen aufstrebenden jungen Designer, eine Installation zu erstellen. Was war die erste Arbeit, die sie in Auftrag gegeben haben?

Das erste Stück, das wir vor 12 Jahren in Auftrag gegeben haben, war »The Enchanting Tree« von Tord Boontje, einem niederländischen Designer aus London. Seine Idee war es, das Erlebnis des Servierens von Champagner zu verwandeln. Seine allererste Reaktion war: Du brauchst keine Bar. Eine Bar bildet eine Barriere zwischen der Person, die serviert, und der Person, die das Glas nimmt. Also ist der »Enchanting Tree« ein perfektes Echo der DNA Perrier-Jouëts – neu erfunden, um Menschen zusammenzubringen.

 


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Anna Wender
Anna Wender
Redakteurin
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