Die in der Champagne im letzten Jahr zugelassene Rebsorte Voltis befindet sich seitdem selbstredend auf dem Prüfstand. Nun überzeugte bei einer Blindverkostung des Comité Champagne eine Cuvée mit dem Neuzugang das Fachpublikum.
Voltis kam, um die bisher unerschütterliche Dominanz von Chardonnay, Pinot Noir und Meunier in der Welt des Champagners herauszufordern. Während Drappier das erste Champagnerhaus war, das bekannt gab, die neue Rebsorte anzubauen (Falstaff berichtete), kam es in der Champagne nun zu einer Blindverkostung, an der rund 700 Experten aus der Welt des Weins teilnahmen. Das Comité Champagne enthüllte die Ergebnisse der Verkostung von fünf Cuvées.
Bei der Blindverkostung führten die Cuvées mit Voltis das Feld an und das Fachpublikum war überraschend angetan. Eine Cuvée aus 90 Prozent Chardonnay und zehn Prozent aus Voltis erhielt die höchste Punktzahl, gefolgt von einer Cuvée mit fünf Prozent Voltis und 95 Prozent Chardonnay. Die anderen Weine in der Verkostung bestanden entweder zu 100 Prozent aus Chardonnay oder zu 100 Prozent aus Pinot Noir mit einer letzten Cuvée zu 95 Prozent aus Pinot Noir und zu fünf Prozent aus Voltis.
Überraschend, dass gerade Voltis, eine Rebsorte, die aufgrund ihrer Pilzresistenz und Nachhaltigkeitseigenschaften in die Weinwelt eingeführt wurde, die größte Anerkennung findet. Géraldine Uriel, Leiterin der Abteilung Pflanzenmaterial und Produktion beim Comité Champagne, beschrieb die Wahrnehmung der Voltis-Cuvées als runder, einfacher und trinkfertiger. Sie scheinen die Seele des Champagners in sich zu tragen und liefern Ergebnisse, die die Verkoster beeindrucken.
Bisher gibt es nur wenige Daten zu Assemblages mit Pinot Noir, da die ersten Cuvées mit Chardonnay hergestellt wurden. Weitere Experimente mit Meunier stehen ebenfalls noch aus. Die Trauben für diese neuen Kreationen stammen aus jungen Parzellen und werden in der bescheidenen Menge von 160-Kilo-Chargen in den Anlagen des Comité Champagne vinifiziert. Die Weine werden ohne Zusatz von Zucker abgefüllt, denn das Alterungspotenzial von Voltis steht zurzeit noch in den Sternen (über der Champagne).
Voltis soll sowohl Echtem als auch Falschem Mehltau trotzen – damit ist es die erste Piwi-Sorte, die jemals den Sprung in eine französische Appellation geschafft hat. In den kommenden zehn Jahren werden Winzer und Techniker entscheiden müssen, ob Voltis endgültig in den Katalog der Champagne aufgenommen wird oder ob weitere Tests erforderlich sind.
In den Worten von Géraldine Uriel schlägt die Einführung von Voltis und anderen resistenten Sorten ein neues Kapitel in der Geschichte des Champagners auf. Ein Kapitel, das nicht nur das sorgfältig abgesteckte Terroir der Champagner neu definieren könnte, sondern auch die geschmackliche Wandlungsfähigkeit der exklusivsten französischen Sprudler auf die Probe stellt.
Erfreulicher Umbruch oder kontroverser Wandel? Das bleibt dem Geschmack jedes einzelnen Verkosters überlassen. Fest steht: Auch die Weinwelt muss sich im Lichte des um sich greifenden Klimawandels anpassen und neu aufstellen – das sollte allen spätestens mit der diesjährigen Mehltau-Katastrophe in vielen Teilen Europas deutlich geworden sein (Falstaff berichtete).
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