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Bitte einen Bitter

Seit bereits 153 Jahren wird der Bitter «Martinazzi», ein erfrischender Aperitif aus 25 Kräutern und Wurzeln, nach einem alten Rezept von einem kleinen Familienbetrieb im Berner Seenland hergestellt. Von hier aus eroberte er die Bar-Welt.

Bereits seit vier Generationen hält die Matter-Luginbühl AG an ihrem Firmenleitsatz «Wir setzen alles daran, den feinsten Schnaps herzustellen» fest. Und der Erfolg gibt Firmeninhaber Oliver Matter recht: Seine Destillate stehen auf den einschlägigen Szene-Barkarten New Yorks, San Franciscos und Hollywoods.

Der Sprung über den Teich

Das Urprodukt der Destillerie ist der Martinazzi Bitter Classic. Dieser italienische Bitter wurde erstmals 1864 in Turin hergestellt und wird heute in Kallnach produziert. 1928 erwarb der Firmengründer Ernst Luginbühl-Bögli von Aarberg das Rezept für die Martinazzi-Herstellung in der Schweiz, nachdem er das Getränk zuvor acht Jahre lang dort vertrieben hatte. Geschäftstüchtig wie er war, verhalf er dem Martinazzi Bitter bereits 1934 an der Weltausstellung in Chicago zu grossen Ehren, auch wenn das Getränk aus rechtlichen Gründen unter dem Namen «Will Tell» verkauft werden musste. Luginbühl-Bögli konnte jedoch nicht dauerhaft auf dem US-Markt Fuss fassen. Die Zeiten waren schlecht. Die USA waren noch zu sehr von der Weltwirtschaftskrise geschwächt. Doch was dem Urgrossvater verwehrt blieb, erfüllt nun die vierte Generation der Schnapsbrenner.

«Mad Men» meets Martinazzi

Die Rückbesinnung auf alte Rezepte ist seit einiger Zeit Trend in der internationalen Barszene. So kramte Oliver Matter die Rezepte seines Urgrossvaters wieder hervor und schuf daraus den «Gran Classico Bitter», ein reines Naturprodukt ohne Zugabe von Farb- und Aromastoffen. Die Reproduktion des Urrezeptes des Martinazzi, das im Auftrag des amerikanischen Importeurs Tempus Fugit Spirits (TFS) unter dem Namen «Gran Classico Bitter» hergestellt wird, ist der bislang grösste Erfolg aus dem Hause Matter. 
Dass der Bitter gefragter ist als je zuvor, verdankt Matter sicherlich auch der TV-Kultserie «Mad Men». Die Serie über eine Werbeagentur in den 1960er-Jahren verschaffte Drinks wie Negroni, Swing Line oder Americano ein unverhofftes Comeback. Gemixt wurden sie mit «Gran Classico», dem Bitter von Matter-Luginbühl aus Kallnach. Sein Geschmack von Rhabarber, Orange und Wermut begeistert die US-Barkeeper so sehr, dass der «Bitter from Switzerland» heute aus den Shakern dieser Welt nicht mehr wegzudenken ist.

Aperitif-Klassiker aus der Schweiz: Martinazzi

Foto beigestellt

Aus dem Falstaff Magazin Nr. 02/2017.

Yvonne Beck
Autor
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