Eine ungewöhnliche Cuvée: Der »Gian Annibale« aus 60 Prozent Petit Verdot und 40 Prozent Cabernet Sauvignon.

Eine ungewöhnliche Cuvée: Der »Gian Annibale« aus 60 Prozent Petit Verdot und 40 Prozent Cabernet Sauvignon.
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Castello del Terriccio: Die Sonne der Toskana

Die Sonne, ein altes etruskisches Symbol, ist das Markenzeichen von Castello del Terriccio. Der Lupicaia machte das Weingut einst bekannt, nun wird mit dem Ausnahmewein Gian Annibale nachgelegt.

Gian Annibale Rossi di Medelana begann in den 1980er Jahren auf seiner Tenuta del Terriccio erstmals mit dem Weinbau. Vorher wurde auf dem Landgut, das mit 1.500 Hektar eine beachtliche Größe aufweist, ausschließlich Getreide, Hülsenfrüchte und Oliven angebaut. Die größte Fläche war vom Wald bedeckt, viel auch Weideland. Auch heute noch nimmt der Weinbau mit rund 60 Hektar eine bescheidene Fläche ein. Die Größe des Landgutes ermöglichte es Rossi di Medelana, nur die Filetstücke dem Weinbau zu widmen. Von Beginn an wurde Rossi di Medelana in seinem Weinabenteuer von Carlo Ferrini begleitet, einer der erfahrensten Weinberater der Toskana. Als Markenzeichen für Castello di Terriccio wählte Gian Annibale Rossi di Medelana eine stilisierte Sonne, die bei Ausgrabungen antiker Etruskergräber auf dem Gelände des Landgutes gefunden wurden. Die schlichten Etiketten wirken auch heute noch zeitlos modern.

Terriccio liegt etwas nördlich von Bolgheri an der Küste der Toskana. Bei der Wahl der Traubensorten orientierte man sich daher klar an den Erfahrungen der berühmten Nachbarn. 1993 wurden die ersten Weine gefüllt: Lupicaia, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot, war der Top-Wein des Hauses. Dazu gesellte sich der Zweitwein Tassinaia. Rasch entwickelte sich der Lupicaia zu einem begehrten Kultwein, der nur in geringer Auflage verfügbar war. Im Laufe der Jahre wurde der Merlot-Anteil im Lupicaia mit Petit Verdot ersetzt, der sich im warmen Klima der Küste besser zurechtfindet. Der findet sich als Juniorpartner auch im Castello del Terricio, dem zweiten Grand Vin, der ab Beginn des Jahrtausends erscheint. Tragende Sorte im Cuvée des Castello ist würziger, stoffiger Syrah.

Die Weine reifen in französischer Eiche heran.
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Die Weine reifen in französischer Eiche heran.

Frischer Wind

Durch einen Reitunfall war Gian Annibale Rossi di Medelana die meiste Zeit seines Lebens an den Rollstuhl gefesselt. Mit zunehmendem Alter kamen gesundheitliche Probleme hinzu, für das Weingut blieb da oft nicht genügend Zeit. Um Terriccio und seine Weine wurde es zunehmend stiller. Im November 2019 verstarb Gian Annibale Rossi di Medelana, sein Neffe Vittorio Piozzo di Rosignano übernahm Wein- und Landgut und ging mit viel Energie daran, wieder frischen Wind in den Betrieb zu bringen. Es wurde in den Keller investiert, im Weinberg wurde vorsichtig umgestellt, zuletzt wurde ein feines Ristorante auf Castello del Terriccio eingerichtet, »Terraforte«. Die jüngsten Jahrgänge von Lupicaia und Castello del Terriccio sind spürbar präziser geworden, bringen auch mehr Frische mit. Zuletzt kreierte Vittorio Piozzo di Rosignano einen neuen Wein zu Ehren seines Onkels, der schlicht Gian Annibale heißt.

Gian Annibale

... ist eine ungewöhnliche Cuvée aus 60 Prozent Petit Verdot und 40 Prozent Cabernet Sauvignon, die bis zu 24 Monate in französischer Eiche reift. Der erste Jahrgang war 2018, der aktuell in den Handel kommt. Der Wein ist hervorragend, zeigt dunkel Cassis-Frucht und balsamische Noten, am Gaumen gesellen sich zur Frucht feine Würze und griffiges Tannin. Bei einem kürzliche Besuch am Weingut konnten wir auch den 2019er vorab verkosten: Der liegt nochmals eine Stufe höher und spielt in einer eigenen Kategorie. Da reift ein grandioser Wein heran: vormerken!

Terraforte

In der ehemaligen Schreinerei des Landgutes hat Vittorio Piozzo di Rosignano einen sehenswerten Verkaufsraum und eine feine Trattoria eingerichtet. In Zusammenarbeit mit Sternekoch Cristiano Tomei vom »L’imbuto« in Lucca wurde ein eigenes Küchenkonzept entwickelt. So werden dort nun Fischgerichte serviert, die auch hervorragend zu den Rotweinen von Terriccio passen. Dazu gibt es viel Kräuter und Gemüse aus dem eigenen Garten. A place to go!


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Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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