«Widder»-Bartender Michael Scheffler

 «Widder»-Bartender Michael Scheffler
© Falstaff / Graf

Kaltblütiger Klavierspieler: Michael Scheffler holt «World Class»-Sieg 2022

In diesem Jahr fand Diageos prestigereicher Cocktailwettbewerb wieder live statt: Beim Finale in Lech/Arlberg stand die Schweizer Equipe mit den deutschen und österreichischen Kollegen am Shaker. Strahlender Sieger: «Widder Bar»-Mann Michael Scheffler.

Ein Familientreffen mit Dutzenden kreativen Cocktails, aber auch ein beinharter Wettbewerb in fünf Akten – das ist die «World Class», der globale Wettbewerb des Spirituosengiganten Diageo (u. a.: Tanqueray, Johnnie Walker oder Lagavulin). Nach der digitalen Edition des Vorjahres kamen nun 30 Bartender aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zusammen, um im «Berghof» Lech die nationalen Mix-Champions zu küren.

Gefordert war ein komplettes Paket, keine versponnene Mix-Kunst: Dem Quiz zum Auftakt folgte ein Drink mit zugelosten Zutaten («Black Box-Challenge»), die besten Drei hingegen mussten in sieben Minuten neun Drinks servieren («Speed and taste»). Dazwischen holte ein Drei-Gang-Menü, zu dem korrespondierende Cocktails gefragt waren, die Bartender ebenso aus der Komfortzone wie ein Drink mit Zacapa-Rum, der in der Gondel der Rüfikopf-Bahn zubereitet werden musste.

Starke Schweizer „World Class“-Präsenz

Bei der Talfahrt aus 2'300 Meter über Meer gab es Mariba-Musik von Anastasios «Thasos» Boskos («The Dolder Grand», Zürich) zu hören, fass-gelagerten Graubündner Balsamessig bei Selina Mosser («Grand Resort», Bad Ragaz) zu kosten oder einen Schwarztee-Honig-Cordial von Rahel Studer aus Solothurn («Zum Türk»). Auch ein – passend zur Reifung des Zacapa-Rums «über den Wolken» – in der eigens modellierten Wolke servierter Drink von Kevin Gascoin aus Montreux («Funky Claude’s Bar») war von den Juroren in luftiger Höhe zu bewerten.

Nicht nur als Juroren waren Schweizer – die Zürcher Markus Blattner aus dem «Old Crow» und Matteo Moscatelli, der «World Class»-Vorjahressieger aus der «Widder Bar» – am Arlberg im Einsatz. Die Moderation des Drei-Länder-Finales hatte Dirk Hany aus der Zürcher «Bar am Wasser» übernommen. Und er wusste, wie man die Spannung anheizte, die drei Tage lang die Suche nach dem perfekten Barkeeper beherrschte. Gute Nerven bewies dabei jedenfalls sein Landsmann Michael Scheffler («Widder Bar»), der sich nicht nur entspannt dem Mixen in der wackelnden Gondelbahn stellte. Er beruhigte aber auch vor der «Black Box»-Prüfung noch alle anderen Kandidaten, indem er sich kurzerhand ans Klavier setzte und chillige Melodien klimperte!

Sonderpunkte für das «Food Pairing»-Menü

Diese Kaltblütigkeit brachte den «Widder»-Barkeeper Runde um Runde weiter, bis er im Finale neben Flurin Kopp («Bar am Wasser») und «Thasos» Boskos zu stehen kam. Dieser reine Zürcher Dreikampf um die schnellste Zubereitung wurde zur echten Nervenschlacht, in der nicht alle neun geforderten Drinks auch serviert werden konnten. Die Spannung stieg erneut, als Dirk Hany überraschend auch für jede der fünf «World Class»-Prüfungen einen Sieger quer über alle drei Länder auszeichnete. Drei Challenges – Quiz, «Speed and Taste» und «Black Box» – gingen an Österreich, den besten Rum-Drink in der Gondel servierte der spätere Deutschland-Sieger Oliver Schmidt. Doch mit der Auszeichnung für das beste, drei-gängige Cocktail-Menü legte Scheffler den Grundstein zum begehrten Titel.

Als «Bartender des Jahres» wird der «Widder»-Bartender die Schweizer Farben beim Weltfinale in Sydney im September vertreten. Ob man ihn da auch wieder am Piano erleben wird?

Roland Graf
Autor
Mehr zum Thema