Die »GOTA Coffee Experts« aus dem 15. Bezirk rösten ihren Kaffee medium – und erhalten so seine Fruchtigkeit.

Die »GOTA Coffee Experts« aus  dem 15. Bezirk rösten ihren Kaffee medium – und erhalten  so seine Fruchtigkeit.
© GOTA Coffee Experts

Koffein im Blut: Diese Wiener Röstereien gehören auf jede Bucket-List

Hochwertige Röstungen von Kaffeebohnen aus aller Welt, innovative Kreationen und gelebte Nachhaltigkeit sind das Kennzeichen von Wiens Coffeeshops und Röstereien.

Wien, die Kaffeehauptstadt der Welt – kaum ein Klischee wurde öfter bedient. Dabei war es lange Zeit eines, das nur bedingt zutraf, denn während in Städten wie Berlin oder London längst kreative Röstungen und originelle Kaffeekreationen Eingang ins Angebot fanden, lag Österreichs Hauptstadt noch im Melange-Dornröschen-Schlaf. Doch mittlerweile kann die Donaumetropole mit anderen Städten mithalten, wenn es um »Third Wave«-Kaffee geht, der sich durch innovative Röstungen und nachhaltigen Kaffee­anbau auszeichnet und der das Herz von Kaffeeliebhabern höherschlagen lässt.

Kaffee mit Hingabe

»Qualität beginnt für uns damit, Farmerinnen und Farmern Preise für ihre Kaffees zu bezahlen, die ihnen ein nachhaltiges Arbeiten und Leben ermöglichen«, sagen Valentin Freyler und Boris Ortner von der Rösterei »nomi coffee« aus Simmering. In ihrem winzigen Coffeeshop »Kaffeemodul« in der Josefstadt widmen sich die beiden Kaffeeliebhaber einem einzigen Lebensmittel: dem Kaffee: »Das entspricht unserer Philosophie für unseren Shop – der Konzentration auf eine einzige Sache. Und die dafür mit voller Hingabe.«

Aus Ländern wie Peru, Costa Rica, Äthiopien und Osttimor kommen die 100-prozentigen Arabica-Bohnen der »GOTA Coffee Experts«. Die Kaffeebohnen werden medium geröstet, wodurch sich die Bitterstoffe während des Röstprozesses nicht entfalten und der Kaffee in eine fruchtige Richtung geht, wie Markus Brun sagt. »Wir lieben Kaffee und wollen unseren Gästen zeigen, dass Kaffee nicht gleich Kaffee ist. Dafür ist uns besonders wichtig, das Ursprungsprodukt, also die Kaffeekirsche, im Endprodukt Espresso noch herauszuschmecken.«

Bohnen kleiner Farmen

Auch bei »Rauwolf« 2023 im Falstaff Café Guide mit 92 von 100 Punkten ausgezeichnet, ist man stets auf der Suche nach außergewöhnlichen Kaffees, die das Team rund um Geschäftsführer Michael Parzefall begeistern. Den »Rauwolf«-Kaffee gibt es im Online-Shop oder direkt in einer der drei Wiener Brew Bars, in denen neben frisch gebrautem Kaffee auch Frühstück und Kuchen angeboten werden. »Wir wissen, woher unser Kaffee kommt«, betont Michael Parzefall, »und wer für uns arbeitet. Am liebsten rösten wir Bohnen kleiner Farmen aus nachhaltigem, naturnahem Anbau. Dafür zahlen wir Preise, die weit über dem Fairtrade-Preis liegen.«

Filtermaschine, Vollautomat, Siebträgermaschine, French Press, Espressokocher – die Bandbreite an Kaffeezubereitungen ist groß, die Wünsche der Kunden sind ausgefallen. Dem kommt auch »Alt Wien Kaffee« nach. Seit 2000 wird täglich frisch eine breite Palette an Kaffeesorten geröstet und nahe dem Naschmarkt verkauft. Das Angebot reicht von reinsortigen Lagenkaffees bis zu italienischen Mischungen, von schokoladig, trocken und nussig bis tropisch. Zum Teil sind die Bohnen Bio-, Fairtrade- oder Demeter-zertifiziert. »Unsere Philosophie ist es, die nach unserem Empfinden besten Kaffees der Welt, wenn möglich in Bio-Qualität, von uns bekannten, fair bezahlten Kaffeebauern anzubieten. Wir rösten adäquat, dem jeweiligen Verwendungszweck angepasst, ohne Tricks wie Zugabe von Wasser oder Zucker«, so Co-Inhaber Oliver Goetz.

Michael Parzefall von »Rauwolf« ist stets auf der Suche nach »außergewöhnlichen Kaffees, die begeistern«.
© Severin Wurnig
Michael Parzefall von »Rauwolf« ist stets auf der Suche nach »außergewöhnlichen Kaffees, die begeistern«.

Grätzeltreffpunkt

Wer eine koffeingetränkte Zeitreise in die 50er-Jahre unternehmen möchte, sollte auf einen Espresso zu »Schönbergers« auf der unteren Wieden schauen. In ihrer denkmalgeschützten »Schönbergers Caffé Bar«, dem ehemaligen Naber Espresso, auf der Wiedner Hauptstraße bietet das Ehepaar Schönberger Kaffeespezialitäten, Drinks und Süßigkeiten sowie über 50 verschiedene Röstungen von Mikro- und kleinen Privatröstereien aus Österreich, Deutschland und Italien zum Mitnehmen an. Das Motto: »Life is too short for bad coffee«. Dabei ist das »Schönbergers« auch Nahversorger und Grätzeltreffpunkt. »Abgesehen von Kaffee-Tipps fungiert unser Stehcafé manchmal als eine Art Tauschbörse – von Wegbeschreibungen über Handwerker-Kontakte und ­Kindergarten-Tipps hin zu Infos über freie Wohnungen etc. wird hier alles rege gelebt«, berichtet Sonja Schönberger.

Im »Schönbergers« auf der Wieden genießt man Kaffee im Fifties-Flair.
© Schoenbergers
Im »Schönbergers« auf der Wieden genießt man Kaffee im Fifties-Flair.

Nachhaltigkeit im Fokus

Eine der wohl nachhaltigsten Röstereien Wiens ist »Süssmund« aus Neubau. Der Kaffee stehe für eine faire Bezahlung der Kaffeebauern, hochwertige Kaffees und absolute Frische, so Co-Geschäftsführer Norbert Rieberer. Mit dem Röststil möchte man bei »Süssmund« Terroir, Aufbereitung, Varietät und die namensgebende Süße im Kaffee erlebbar machen. »Durch möglichst direkte, transparente Handelsbeziehungen möchten wir soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Kaffeeanbau fördern. Außerdem halten wir unseren ökologischen Fußabdruck möglichst klein durch die Vermeidung von Abfall, die Verwendung recyclingfähiger Materialien und eine CO2-neutrale Logistik.«

Bei »Akrap« wiederum werden, anders als bei anderen Third-Wave-Coffeeshops, die Bohnen einen Hauch dunkler, »zwischen City/Full City Roast« geröstet, sagt Besitzer Christian Akrap. »Gerade so, dass die Öle noch nicht austreten. Dies spricht vor allem jene an, denen die hellen Röstungen zu fruchtig und damit zu sauer sind.« Über seine kürzlich vergrößerte Vintage-­Espressobar nahe dem MuseumsQuartier können die Röstungen ebenso gekauft werden wie im Webshop. Akrap beliefert auch Gastrobetriebe und bietet Kaffeeabos für Büros – entweder ganze Bohnen oder als Pads. »Wir treiben zudem direkten Handel mit Uganda und Brasilien, das sorgt für gleichbleibend hohe Qualität und faire Entlohnung für unsere Partner.«

Gelebte Kaffeehauskultur

Auf Zwischenmenschlichkeit basiert die Philosophie der »Balthasar Kaffee Bar« auf der Praterstraße. Zum einen ist für Besitzer Otto Bayer der direkte Kontakt zu Kaffeefarmern und anderen Rohstofflieferanten unabdingbar. Zum anderen versteht sich »Balthasar«, bekannt für sein außergewöhnliches Interieur, als Ort für Begegnung, Genuss und Entspannung, sagt Otto Bayer: »Wir leben moderne Kaffee- und Kaffeehauskultur mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit. Unser Angebot reicht von klassischen Kaffeekreationen hin zu besonderen geeisten Kaffeespezialitäten im Sommer. Süße und salzige Snacks runden das breite Spektrum im ›Balthasar‹ ab.« Auch zukünftig möchte Bayer das Bewusstsein der Menschen für guten Kaffee stärken und jeden Tag hart daran arbeiten, den Gästen die beste Qualität zu liefern: »Diese Einstellung werden wir natürlich beibehalten. Gleichzeitig freuen wir uns schon auf weitere spannende Entwicklungen in der so weiten Welt des guten Kaffees.«

Otto Bayer möchte mit seiner »Balthasar Kaffee Bar« einen Ort der Begegnung schaffen.
© Nicky Webb
Otto Bayer möchte mit seiner »Balthasar Kaffee Bar« einen Ort der Begegnung schaffen.

Hier geht's zu den 10 beliebtesten Röstereien.


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Erschienen in
Falstaff Wien Special

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Sandra Wobrazek
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