Modern Luxury auf zwei Ebenen: Die »Grand Maisonette Suite« im neuen Ringstraßenhotel »The Amauris« begeistert durch die einzigartige Symbiose aus klassischem Ambiente und zeitgemäßem Design.

Modern Luxury auf zwei Ebenen: Die »Grand Maisonette Suite« im neuen Ringstraßenhotel »The Amauris« begeistert durch die einzigartige Symbiose aus klassischem Ambiente und zeitgemäßem Design.
© The Amauris Vienna

Noblesse oblige: Wie Wiener Luxushotels Tradition neu denken

Ob Grand Hotel mit großer Historie oder umgestaltetes Baujuwel mit modernen Anklängen: Die reiche Architekturgeschichte Wiens spiegelt sich auch in seinen Luxushotels wider, die Traditionen innovativ weiterdenken.

Jedes Luxushotel hat seine kleinen, wohlgehüteten Geheimnisse. So klingt etwa der Name »Ritz-Carlton, Vienna« nach einer klassischen 5-Sterne-Unterkunft, dabei besteht die weitläufige Anlage etwa aus vier historischen Palais, die miteinander in einem Gebäude verwachsen sind. Und jedes dieser Palais erzählt über eine Epoche, die zwar längst versunken ist, aber dennoch Schatten in die Gegenwart wirft. Besonders spannend ist das Palais Ötzelt, das einst ein mondänes Wohnhaus gewesen ist. Der Architekt Anton Ötzelt war Mitte des 19. Jahrhunderts einer der größten Kunstsammler Österreichs. Dieser Tradition wollte man auch im Hotel folgen: Seit 2020 befindet sich die »Ritz-Carlton Albertina Suite« in diesem Trakt. Fünf Meisterwerke aus der Sammlung Batliner hat die Albertina dafür zur Verfügung gestellt. So wird die Suite zu einer privaten, sehr exklusiven Kunstgalerie. Denn wer hat schon daheim einen Chagall im Schlafzimmer hängen, im Essbereich eine Tanzszene von Degas oder ein Gartenbild von Monet? 

VIP-Member der Albertina

Als Bonus ist der Eintritt ins Albertina-Museum im Hotelpreis inbegriffen: Als VIP-Member erspart man sich das lästige Anstellen und kann zudem an exklusiven Events und Ausstellungseröffnungen teilnehmen. Zeitgemäßer Luxus hat, wie man sieht, viele Gesichter: Es geht nicht mehr allein um eine Top-Ausstattung und erstklassigen Service, sondern auch um spezielle Erfahrungen, die man nur an diesem Ort machen kann. Hotels, die sich abheben wollen, müssen etwas Besonderes bieten. Im »Ritz-Carlton Vienna« fühlt man sich in eine andere Epoche versetzt. So sehr, dass man auf moderne Transportmittel verzichten kann: Sowohl die Oper als auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten lassen sich bequem zu Fuß erkunden. Am besten, man schlendert so entspannt und neugierig wie ein Dandy durch Wien.

Wiener Tradition

Um nicht beliebig zu sein, wollen Luxushotels den Geist und die Atmosphäre des jeweiligen Ortes widerspiegeln. Sich lustvoll mit der Geschichte, der Kunst und dem Handwerk einer Stadt auseinandersetzen. Das »Rosewood Vienna« hat erst im Vorjahr seine Pforten geöffnet und ist ein gutes Beispiel dafür, wie man Wiener Tradition mit internationaler Moderne verbinden kann. Für die Umgestaltung des großzügigen neoklassizistischen Bankgebäudes, das 1835 von dem österreichischen Architekten Alois Pichl entworfen wurde, zeichneten die beiden Wiener Architekturbüros A2K und BEHF verantwortlich. Ausgestattet wurde das Luxushotel vom Londoner Innenarchitekturbüro Alexander Waterworth. In den lichtdurchfluteten Zimmern ist das Erbe der österreichischen Hauptstadt lebendig.   

Massgerfertigte Möbel

J. & L. Lobmeyr sorgt mit seinen prunkvollen Luster-Kreationen für Wiener Eleganz in den schönsten Räumen des Hauses. Maßgefertigte Möbel und Stoffe der 1849 gegründeten Firma Backhausen, die für ihre Jugendstilmuster bekannt ist, setzen Farbkontraste. Die Badezimmer wurden nach Entwürfen der Wiener Werkstätte dekoriert. Man konzentriert sich auf österreichische Handwerkskunst vom Feinsten, denkt die Tradition aber innovativ weiter. So sind die Wände mit einem wilden Dschungel verziert, man fühlt sich als würde man durch einen botanischen Garten wandeln. Das »Asaya Spa«
erstreckt sich über zwei Etagen, und das Restaurant »Neue Hoheit« ist auch bei Einheimischen sehr beliebt. Ein weiteres Design-Highlight: Die schicke Rooftop Bar hat sich die Wiener Art-Déco-Ikone »Loos American Bar« zum Vorbild genommen.

Plüsch, Marmor und Torte

Das »Sacher« ist nicht nur ein Hotel, es ist eine Institution. Jeder kennt die berühmte Konditorei mit der Sachertorte, die nur hier so herrlich saftig schmeckt. 1876 öffnete das Hotel seine Tore, gekrönte Häupter wie Elizabeth II. von England oder Gracia Patricia gehörten ebenso zu den illustren Gästen wie die Schauspielerin Romy Schneider oder John Lennon und Yoko Ono, die 1969 zu einer Pressekonferenz im »Sacher«-Bett luden. Kunst ist auch heute noch allgegenwärtig in den Salons und Gängen, Fotos erinnern an die legendären Zeiten, als Anna Sacher als resolute, Zigarre rauchende Hoteliére zur Kultfigur wurde. Das »Sacher« war ihre Bühne: Sie hat Kunststudenten eine Gratismahlzeit spendiert und Erzherzögen die Leviten gelesen. Als »ihre Majestät, Frau Sacher, die Maria Theresia der österreichischen Gourmandie« beschrieb sie der Autor Joseph Roth. Noch heute strahlt das »Sacher« Grandhotel-Charme aus. Böse Zungen behaupten sogar, man müsse das Hotel gar nicht verlassen, um das Wesen Wiens zu erfassen.

Filmreife Ausstattung

An Glamour ist das »Sacher« schwer zu überbieten. Wobei das Staraufgebot, das schon im »Bristol« logierte, nicht minder beeindruckend ist. Als Art-Déco-Schmuckstück galt das Grandhotel bereits 1892 als noble Adresse. Die »Bristol Bar« war die erste American Bar Wiens. George Gershwin schrieb im Bristol an seinem Musical »An American in Paris«, Catherine Deneuve drehte in der Bar.  Filmreif ist auch der markante Treppenaufgang zu den Suiten mit Blick auf die Staatsoper – und der offene Kamin in der Lounge.  

Geschichte atmet auch das »Palais Hansen Kempinski«, das 1873 von dem berühmten Architekten Theophil Hansen erbaut wurde und Gäste für die Weltausstellung beherbergte. Im denkmalgeschützten Gebäude lebt heute die mondäne Eleganz weiter. Es gibt sogar eine Cigar Lounge, in der man wie in alten Zeiten eine gute Zigarre genießen kann. Wer dieses Luxushotel noch in voller Pracht erleben möchte, sollte schnell buchen: Nach zehn Jahren Betrieb zieht sich die Kempinski-Gruppe Ende des Jahres zurück, eine Fortführung des Hotels unter anderer Fahne ist aber bereits sichergestellt. Es bleibt spannend, wie das Traditionshaus dann in eine neue Zukunft geführt wird. 

Aufbruchstimmung

In den letzten Jahren ist Bewegung ins 5-Sterne-Segment gekommen. 2024 soll das »Thompson Vienna« eröffnen, 2025 folgt das »Mandarin Oriental«. Kein Wunder, der Wien-Tourismus hat nach der Pandemie zugelegt. Mit 7,5 Millionen Nächtigungen entspricht das erste Halbjahr 2023 rund 94 Prozent des Niveaus von 2019. Die USA sind als erster Fernmarkt wieder voll da. Zwei der neuen Luxus-Tanker haben bereits heuer ihre Pforten geöffnet – und setzen ästhetische Maßstäbe: »The Amauris« leitet sich von einer Schmetterlingsart ab, und der Name ist Programm: Eleganz und Schönheit stehen im Zentrum des neuen Luxushotels der französischen Vereinigung Relais & Château, die sich auf außergewöhnliche Unterkünfte und Restaurants spezialisiert hat. So wurden 160 Tonnen feinster Marmor aus Italien verarbeitet – alle Zimmertüren etwa sind aus Marmor. Der kroatische Designer und Architekt Nikola Arambašić ist überzeugt, Luxus müsse Überraschung bieten. Deshalb erinnern der historische Aufzug, das alte Treppenhaus und die hohen Decken mit kunstvollem Stuck an die typische Wiener Architektur, während im neuen Stiegenhaus die Wandgemälde von Klara Rusan fliegende moderne Götter zeigen. 

Goldene Zeiten

Auch das »Almanac Palais Vienna« hat nach kreativen Möglichkeiten gesucht, den Charme der historischen Bausubstanz mit zeitgenössischem Design zu verbinden. Direkt an der Ringstraße, in den ehemaligen Palais’ Henckel von Donnersmarck und Leitenberger gelegen, spiegelt das Hotel die Historie des Gebäudes und der Gegend wider. Klare Linien und eine natürliche Farbwelt sollen das Auge entspannen, Goldtöne ziehen sich durch die Zimmer, Marmor sorgt für Akzente. Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, das zeigt sich auch auf den Speisekarten. So lässt sich das »Donnersmarkt Restaurant« von der Tradition der Wiener Wochenmärkte inspirieren und macht saisonales Gemüse aus den alpinen Ländern zum Hauptdarsteller, während Fleisch und Fisch zur köstlichen Nebensache werden. 

Wien liegt regelmäßig auf den vordersten Plätzen, wenn es darum geht, die lebenswerteste Stadt zu küren. Da mögen die Einheimischen noch so sehr granteln, stolz sind sie trotzdem auf ihr Wien. Selbst die Hotels haben hier Flair und Personality.


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Erschienen in
Falstaff Wien Special

Zum Magazin

Karin Cerny
Mehr zum Thema
Rezeptsammlung
Top 10 Rezepte aus Wien
Sie ist weltbekannt und hat eine lange Tradition: die Wiener Küche. Falstaff präsentiert die...
Von Julia Heger