Die Schweine sollen sich in den Weinbergen der Champagne tummeln, um sie von Unkraut zu befreien.

Die Schweine sollen sich in den Weinbergen der Champagne tummeln, um sie von Unkraut zu befreien.
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Pilze vor die Säue: Warum Schweine jetzt für besseren Champagner sorgen

Wie Schwein in Frankreich: Die kleinen Vierbeiner mit dem Namen »Kunekune« stammen aus Neuseeland, sind wahre kleine Saubermänner, umweltfreundlicher als jedes Pflanzenschutzmittel und sogar die Qualität der Reben können sie verbessern.

Kunekune-Schweine sind kurzbeinig, können den Kopf nicht heben – was sie am Verzehren von Trauben hindert – und sie wiegen im Durchschnitt 40 kg. Das reicht also nicht für einen guten Schinken. Die Schweine sollen sich in den Weinbergen der Champagne tummeln, um sie zu von Unkraut zu befreien.

Unkraut und Pilze bekämpfen

Unkraut jäten, den Boden belüften, Mehltau und andere verheerende Pilze bekämpfen: Diese Schweine leisten eine »gründliche Präzisionsarbeit«, bestätigt Olivier Zebic, Agraringenieur und Berater im Weinbau und Önologe der Schweizer Zeitung 20 Minutes. Vier von ihnen pflügen derzeit einen Grand Cru klassifizierten Weinberg in Cramant (Marne), einem Dorf in der Champagne. Im Rahmen eines Pilotprojekts, mit dem der Einsatz von Herbiziden und Traktoren eingeschränkt werden soll, werden die Weinberge gründlich gepflegt. Der in Frankreich gezüchtete Kunekune dreht »alle Grasklumpen um und frisst sogar die Pfahlwurzeln«, was wiederum »das Nachwachsen verhindert«, so Olivier Zebic.

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringern

Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Schweine reine Pflanzenfresser sind und damit auch die für die Weinberge wichtigen Regenwürmer verschonen. Und da sie aufgrund ihrer Physiologie den Kopf nicht heben können, greifen sie auch nicht die Trauben oder Zweige an. Sie fressen die Blätter, sobald sie zu Boden fallen – eine praktische Lösung gegen Pilze. Insgesamt eine nachhaltige und ökologische Maßnahme, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich zu reduzieren, so der Agraringenieur.

Zusätzliches Werkzeug für schwierige Parzellen

Das Experiment wird seit Januar auf dem 22 Hektar großen Weingut von Jean-Etienne Bonnaire durchgeführt, der zusammen mit seinem Bruder das gleichnamige Champagnerhaus leitet. Der Betrieb wird auf Bio umgestellt, die Herbizide werden seit 2005 durch mechanische Maschinen ersetzt, die jedoch die Erde verdichten, die Pflanzen verletzen können und mit Dieselkraftstoff betrieben werden. »Wir werden mit den Schweinen nicht alles revolutionieren können, aber sie sind eine Ergänzung, ein zusätzliches Werkzeug für die schwierigsten Parzellen« – insbesondere auf Böden in Hanglagen, wo man bei Gewittern vier bis fünf Zentimeter Erde pro Jahr verliert, so Etienne Bonnaire.

Transhumanz von Schweinen

Im Moment arbeiten die Kunekune auf einer einzigen Chardonnay-Parzelle, bewacht und geschützt durch einen Elektrozaun und unter dem Auge von zwei Überwachungskameras. Der Agraringenieur stellt sich bereits eine Transhumanz von Schweinen in den Weinbergen vor, da das »Comité interprofessionnel du vin de Champagne« bis 2030 eine Umweltzertifizierung für 100 Prozent der Landwirte anstrebt.

Ferdinand von Vopelius
Ferdinand von Vopelius
Portalmanager Österreich
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