Wird im The World's 50 Best Ranking 2022 nicht dabei sein: Das «White Rabbit» in Moskau

Wird im The World's 50 Best Ranking 2022 nicht dabei sein: Das «White Rabbit» in Moskau
© The World's 50 Best

World's 50 Best schliessen russische Restaurants aus

Als Reaktion auf den Einmarsch russischer Truppen werden die Betriebe im Ranking 2022 nicht berücksichtigt. Auch der Guide Michelin zieht Konsequenzen.

Die Sanktionen gegen Russland infolge der Ivasion in der Ukraine erreichen auch die Gastroszene. Die diesjährigen World's 50 Best Restaurants Awards – der Ort der Preisverleihung wurde bereits von Moskau nach London verlegt – werden keine russischen Betriebe berücksichtigen. Dies gab die Organisation via Instagram-Statement bekannt.

Support für die Ukraine

«Wir können bestätigen, dass in der Liste ‹The World's 50 Best Restaurants 2022› und ‹The World's 50 Best Bars 2022› keine russischen Lokale aufgeführt sind», heisst es in dem Posting. Man wolle keine Restaurants oder Bars individuell für die Handlungen ihrer Regierung verantwortlich machen, betonen die Organisatoren. Ihre Anerkennung drücken sie gegenüber alljenen in Russland lebenden Menschen aus, die den Handlungen ihrer Regierung mutig entgegentreten. Der kurze Text schliesst mit den Worten: «Unsere Gedanken sind in dieser Zeit weiterhin bei den Menschen in der Ukraine.»

Betroffen von dem «Ausschluss» aus dem Ranking für 2022 sind beispielsweise Spitzenrestaurants wie das «White Rabbit» (aktuell Platz 25) und das «Twins Garden» (momentan Platz 30), beide in Moskau.

Essen soll vereinen

Das «World's 50 Best»-Statement löste in der Branche aber auch darüber hinaus heftige Diskussionen aus. Spitzenkoch Gaggan Anand – er war mit seinem «Gaggan» in Bangkok bereits mehrmals auf der Liste vertreten – appelliert in seinem Kommentar etwa: «Food should unite, not divide.» Sven Elverfeld, dessen Restaurant «Aqua» in Wolfsburg vom Guide Michelin gerade die drei Sterne bestätigt bekam, postet: «Chefs are NOT soldiers».

Charity-Borschtsch

Der aufgrund seiner TV-Auftritte und seiner Social-Media-Reichweite wohl bekannteste ukrainische Spitzenkoch Ievgen Klopotenko – sein Youtube-Kanal hat knapp 220'000 Abonnenten, auf Instagram folgen ihm über 700'000 Menschen – bringt seine Perspektive ein. Essen solle definitv vereinen, aber es sei für alle schwer nachvollziehbar, wie es sich anfühle, wenn das eigene Restaurant unter Bombenbeschuss stehe und man die Kochjacke gegen eine Militäruniform tauschen müsse. Er ruft in seinem Kommentar ausserdem dazu auf, dass Köche rund um den Globus Borschtsch kochen und den Erlös aus dem Verkauf an die notleidenenden Opfer des Krieges spenden sollen. Klopotenko hat seine Ausbildung im weltberühmten Pariser «Le Cordon Bleu» gemacht und versorgt die Ukrainer seit Kriegsbeginn mit Rezepten. Er habe sich «Sorgen gemacht, dass die Menschen vergessen zu essen und zu kochen. So entstand die Idee, jeden Tag Rezepte zu posten», wird er in einem Zeit-Interview zitiert.

Keine Sterne über Russland

Auch der Guide Michelin hat bekannt gegeben, sich mit seinen Bewertungen aus Russland zurückzuziehen. Gerade erst Ende 2021 gab es erstmals Sterne in Moskau, die Selektion umfasst 69 Restaurants. Vor wenigen Tagen liessen die Verantwortlichen nun wissen: Sämtliche Aktivitäten des renommierten Restaurantführers in Russland werden eingestellt bzw. ausgesetzt. Das schliesst neben den Bewertungen auch die Ausbaupläne und die Online- bzw. Social-Media-Aktivitäten mit ein. Man wolle «Moskau nicht als Reiseziel» bewerben, heisst es in einer offiziellen Stellungnahme. Mit seiner Entscheidung wolle das Michelin-Team aber keinesfalls die Leistungen und das Talent der betroffenen Spitzenköche und Gastronomen in Frage stellen.

Marion Topitschnig
Autor
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