Die Plaza de la Virgen – samt Blick auf Valencias Kathedrale – gehört zu den bekanntesten Plätzen der drittgrößten Stadt Spaniens.

Die Plaza de la Virgen – samt Blick auf Valencias Kathedrale – gehört zu den bekanntesten Plätzen der drittgrößten Stadt Spaniens.
© Arcady / Shutterstock

Long Weekend: Verliebt in Valencia

Eine faszinierende Altstadt, ein neun Kilometer langer Stadtpark und mehrere Strände zum Baden: Diese drei Dinge machen Valencia zu einem klassischen Traumziel für ein verlängertes Wochenende. Wer in die vielseitige Kulinarik eintaucht und an einem schattigen Plätzchen regionstypische Mandelmilch schlürft, kann sich glücklich schätzen.

Freitag

Altes Viertel, frische Begeisterung: Valencias historischer Stadtkern fasziniert ab der ersten Minute. Am »Platz der Königin« startet die Erkundungstour.

Mit rund 80.000 Einwohnern ist Valencia die drittgrößte Stadt ­Spaniens. Ihr Herz schlägt in der Altstadt namens Ciutat Vella, wo in allen Mauern spannende Geschichten stecken. Wer dort ein Hotel bezieht – vielleicht das erst heuer eröffnete »The Valentia Corretgeria« –, ist nach dem Frühstück gleich mitten im Geschehen und nur wenige Schritte von Wahrzeichen wie der Kathedrale und dem Zentralmarkt entfernt.

Eine Eigenheit der ganzen Provinz Valencia ist die sprachliche Zweiteilung: Sowohl das offizielle Spanisch (auch Castellano, also Kastilisch genannt) als auch das Valencianische (eine Varietät der katalanischen Sprache) sind Amtssprachen. Deswegen gibt es für viele Plätze und auch Gaststätten zwei Schreibweisen. Letztere erkennt man unter anderem am häufigen Auftauchen des Buchstabens X, etwa in »orxata« (statt »horchata«). Übrigens ein wichtiges Wort, das für die gesunde Erdmandelmilch steht, die eine Spezialität Valencias ist und zu jeder Tageszeit verlässlich erfrischt. 

Heuer feiert die spanische Porzellanmarke »Lladró« ihr 70-jähriges Bestehen. Ihre Erfolgsgeschichte begann damit, dass die Brüder Juan, José und Vicente Lladró 1953 zu Hause mit Keramikfiguren experimentierten. Heute steht der Name für handgemachte Kunstwerke: Sammelfiguren und auffällige Skulpturen sowie Lampenschirme und andere Wohnaccessoires. In Tavernes Blanques, einem kleinen Vorort im Norden von Valencia, befindet sich die Werkstatt mit dem weltweit einzigartigen Museum. Es hat nur werktags geöffnet (jeweils 9–16 Uhr); am Freitag besteht also die einzige Chance auf einen Besuch. Zum Glück dauert die Taxifahrt von der zentralen Plaza de la Reina nur eine Viertelstunde.

Dass Keramik ein wichtiger Teil der valencianischen Kultur ist, beweist auch das »Museo Nacional de Cerámica y Artes Suntuarias«. In einem historischen Stadt­palast der Ciutat Vella, der schon wegen seiner Fassade und der eleganten Räume einen Besuch wert ist, wird eine faszinierende Sammlung mit zerbrechlichen Kunstwerken und Alltagsgegenständen gezeigt. Ein weiteres wichtiges Material war die Seide, der ebenfalls ein Museum gewidmet ist (Colegio del Arte Mayor de la Seda). Und die zinnenbekrönte spätgotische ­»Seidenbörse« (Lonja de la Seda) gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Am ersten Urlaubstag lässt man sich ­gerne treiben; nicht die Uhrzeit, sondern das (späte) Magenknurren zeigt die nächste Mahlzeit an. Wie gut, dass der »Mercado de Colón« von morgens bis in die Nacht geöffnet hat. Die sehenswerte Jugendstil-Markthalle von 1916 übertrumpft jede andere Adresse der Stadt mit ihrer kulinarischen Vielfalt. Vom Gemüsestand bis zum Gourmetrestaurant findet man dort alles. Und nach dem ersten Glas Wein in der Gastrobar »Vino y Flores« ist man in Valencia richtig angekommen.


Samstag

Sterneküche zum Mittag, spektakuläre Architektur im Stadtpark und Sommerabend am Meer: Valencia zeigt seine verschiedenen Gesichter.

Als im Juni dieses Jahres die aktuelle Liste der »50 Best Restaurants« in Valencia veröffentlicht und gefeiert wurde, war leider kein Restaurant der Stadt im Ranking. Doch immerhin findet sich eines unter den ehrenvollen Platzierungen 51–100: das »Ricard Camarena Restaurant«. Mit zwei Sternen im Guide Michelin und einem zusätzlichen grünen Stern für seine Nach­haltigkeitsarbeit ist es das am höchsten dekorierte Restaurant der Stadt. 

Samstags gibt es die drei Verkostungsmenüs schon mittags; an den anderen Tagen (Dienstag bis Freitag) nur abends. Mit seiner leichten Küche, in der Gemüse einen besonderen Stellenwert hat, eignet sich Ricard Camarenas Genusstempel besonders für einen Besuch tagsüber. Wie könnte man der Mittagshitze besser entfliehen als bei einem kulinarischen Streifzug durch die Lieblingsgerichte des spanischen Spitzenkochs?

Die Eindrücke lassen sich bei einem ­Spaziergang durch den nahen Stadtpark verarbeiten, der dem ehemaligen Flusslauf des Turia folgt. Die insgesamt neun Kilometer lange und 200 Meter breite Grünanlage gehört zu Spaniens größten. Sie ist entstanden, nachdem es 1957 zu einer Überschwemmung kam und der Fluss daraufhin umgeleitet wurde. Beim Restaurant ist man ungefähr bei der Hälfte. 

Nach etwa einer Stunde Fußweg durch üppiges Grün findet man sich in der be­rühmten »Stadt der Künste und der Wissenschaften« (Ciudad de las Artes y las Ciencias) wieder. Der 1998 eröffnete Komplex ist für seine sieben auffälligen Bauwerke bekannt, die von den Architekten Santiago Calatrava (geb. 1951) und Félix Candela (1910–1997) stammen. Im »L’Oceano­gràfic« ist das größte Aquarium Europas untergebracht, während der gewölbte Bau »L’Hemisfèric« ein 3D-IMAX-Kino beherbergt. 

Nach Spaziergang und Sightseeing bietet sich am Abend Entspannung am Strand an. Die Playa de las Arenas ist der südlichste Abschnitt von Valencias 3,5 Kilometer langer Strandlinie. Entlang dieser Uferpromenade liegen natürlich viele Restaurants, aber besonders angesagt ist der »Marina Beach Club« mit großem Pool, Hänge­matten und mietbaren Sonnenliegen. Die Gaststätte nutzt ein kreisrundes Gebäude mit drei Etagen. Durch die großen Fenster hat man einen guten Blick, und die Terrasse im Freien erstreckt sich bis an den Strand. Auf der Karte stehen mediterrane Klassiker (davon viele mit Fisch und Meeresfrüchten), die in kunstvoll angerichteten Häppchen dargereicht werden. Nach dem Dinner geht’s entweder zum Cocktail in die Lounge oder zum Feiern in den dazugehörigen Nachtklub.


Sonntag

Ausflug nach Alboraya: Im Norden Valencias liegt – zwischen Feldern und Stränden – die Heimat der Mandelmilch.

Wer sich über Valencias nördliche Stadtgrenze hinauswagt, kommt zwei Kultprodukten der Region auf die Spur. Die beschauliche Küstenstadt Alboraya mit 25.000 Einwohnern gilt ­aufgrund ihrer Erdmandelfelder und der ­alteingesessenen Milchbars als Heimat der »Horchata«. Und in der westlich direkt anschließenden Gemeinde Tavernes Blanques mit nur 9.000 Einwohnern ist die weltbekannte Porzellanmanufaktur ­»Lladró« angesiedelt. Alboraya kann aber noch mehr: Mit zwei Sandstränden und einem Hafen, der mit seinen schmalen Kanälen an Venedig erinnert, verspricht der Ort einen stimmungsvollen Abschluss des Kurztrips nach Valencia.

Von Valencias Zentrum sind es nur 20 Minuten nach Alboraya: Entweder fährt man mit dem Taxi oder mit der Metro, und zwar von der Station Colón direkt bis Alboraya-Palmaret. Unmittelbar nach dem Aussteigen findet man sich auf der Avenida de la Horchata wieder. Wo ein von Palmen gesäumter Boulevard nach der regions­typischen Mandelmilch benannt ist, da kann auch das Getränk nicht weit sein. 

Und tatsächlich befindet sich an der Nummer 41, genau gegenüber der Metrostation, die »Horchatería Daniel«, das bedeutendste Lokal seiner Art. Es ist nach dem Gründer Daniel Tortajada (geb. 1933) benannt, der ab 1949 die Herstellung der »Horchata de Chufa« (auf Valencianisch »Orxata de Xufes«) perfektionierte. Er eröffnete nicht nur eine Milchbar (zuerst im Keller des eigenen Hauses, 1979 an der jetzigen Adresse), sondern erfand auch das bis heute beliebte Gebäck zum Eintunken: die »fartóns« (bedeutet »Vielfraß«). Im Laufe der Jahre kamen Berühmtheiten wie Salvador Dalí (1904–1989), diverse Stierkämpfer und Fußballer sowie Vertreter aller Nationalitäten und Gesellschaftsschichten, um das typisch valencianische Getränk zu probieren.

Eine weitere beliebte Adresse ist die »Horchatería Toni« am Port-Saplaya-Strand. Mit einem Becher kühler Milch in der Hand kann man zum dahinter liegenden Hafen schlendern. Dank seiner fünf Kanäle und unzähliger Boote trägt er zu Recht den Spitznamen »Klein-Venedig«.

Im Süden endet der Port-Saplaya-Strand an der Mündung des Barranco de Carraixet in den Golf von Valencia. Dieser Fluss zieht sich über 42 Kilometer durch die Region Horta Nord; eines von 16 Teilgebieten (Comarcas) der Provinz Valencia. Zu beiden Seiten erstreckt sich das fruchtbare Land mit einem Mosaik aus Feldern für den Anbau von Erdmandeln und allerlei Gemüsesorten. Nach nur zwei Kilometern landeinwärts ­bietet die »Horchatería Vida« im Stil einer Finca hausgemachten Orangenkuchen und natürlich einen letzten Schluck Mandelmilch. Weil sie so schnell verdirbt, ist ­Mitnehmen zwecklos, und so behält sich Valencia den milden Geschmack stolz als lokale Eigenheit. Wer ihn vermisst, der muss eben wiederkommen. ¡Hasta luego! 


Tipps & Adressen

Hotels

MYR Palacio Vallier***** (1)
Ein Anwesen aus dem 19. Jahrhundert mitten in der Altstadt: Eleganter kann man in Valencia nicht wohnen.

Pl. de Manises 7, 46003 Valencia
T: +34 960 661306, myrhotels.com

Palacio Santa Clara**** (2)
Dieses Boutiquehotel in einem bezaubernden Jahrhundertwendebau hat einen Pool auf dem Dach.

C. de Pascual i Genís 22, 46002 Valencia
T: +34 960 131000, marriott.com

The Valentia Corretgería**** (3)
Erst 2023 hat Valencia mit diesem Hotel eine exklusive Adresse mit wohnlich designten Zimmern bekommen.

C. de la Corretgeria 28, 46001 Valencia
T: +34 960 918197, thevalentia.es

Only YOU Hotel Valencia***** (4)
Stylische Unterkunft im historischen Stadtkern. Das Restaurant »El Mirador de Only YOU« im Obergeschoss bietet eine klasse Aussicht.

Pl. de Rodrigo Botet 5, 46002 Valencia
T: +34 963 981000, onlyyouhotels.com

Las Arenas – Balneario Resort***** (5)
Wer Stadtleben und Urlaub am Meer kombinieren will, ist in diesem Fünf-Sterne-Resort in bester Badelage richtig.

C. d’Eugènia Viñes 22, 46011 Valencia
T: +34 963 120600, hotelvalencialasarenas.com

© Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com

Restaurants

Ricard Camarena** (1)
Mit zwei Sternen und einem grünen Stern im Guide Michelin ist Ricard Camarenas Flagship-Restaurant das am höchsten dekorierte der Stadt.

Av. Burjassot 54, 46009 Valencia
T: +34 963 355418, ricardcamarenarestaurant.com

Lienzo* (2)
Das Restaurant in der Nähe des Stadtparks setzt gehobene Mittelmeerküche in einem hellen Lokal in Szene.

Pl. de Tetuán 18, 46003 Valencia
T: +34 963 521081, restaurantelienzo.com

Fierro* (3)
Statt auf Leichtigkeit setzt man im »Eisen« auf eine geerdete Ästhetik mit dunklem Holz und unverputzten Mauern.

C. del Doctor Serrano 4, 46006 Valencia
T: +34 963 305244, fierrovlc.com

2 Estaciones (4)
Im quirligen Viertel Ruzafa zaubern Alberto Alonso und Mar Soler mediterrane Küche nach Saison.

C. del Pintor Salvador Abril 28, 46005 Valencia
T: +34 963 034670, restaurante2estaciones.com

Alma del Temple (5)
Dieses Lokal nutzt – zusammen mit dem dazugehörigen Hotel »Caro« – historische Mauern aus dem 12. Jahrhundert.

C. de l’Almirall 14, 46003 Valencia
T: +34 963 155287, almadeltemple.com

Mercado de Colón (6)
Die Jugendstil-Markthalle von 1916 bietet die größte kulinarische Vielfalt in ganz Valencia.

C. de Jorge Juan 19, 46004 Valencia
T: +34 963 371101, mercadocolon.es

Marina Beach Club (7)
Das beste Strandlokal der Stadt, ausgestattet mit drei Etagen: unten Gewusel am Pool, in der Mitte gut essen und auf der Dachterrasse Cocktails schlürfen.

C. Marina Real Juan Carlos I, 46011 Valencia
T: +34 961 150007, marinarestaurante.com

Nuevo Oslo (8)
Geheimtipp: Wer sich hier ein belegtes Brötchen (bocadillo) holt – etwa nach dem Besuch des nahen Kunstmuseums »MuVIM« und des Seidenmuseums –, ist meistens unter Einheimischen.

C. del Doctor Sanchis Sivera 7, 46008 Valencia
T: +34 963 850493

Horchatería Santa Catalina (9)
In Valencia ist ein Muss, die herrlich erfrischende Erdmandelmilch »horchata« zu probieren – am besten mit dem Gebäck »fartóns«.

Pl. de Santa Caterina 6, 46001 Valencia
T: +34 963 912379, horchateriasantacatalina.com

Horchatería Daniel (10)
Dieses 1979 gegründete Lokal in der Heimat der »horchata« ist eine wahre Institution. Sogar die Straße ist danach benannt.

Av. de l’Orxata 41, 46120 Alboraia
T: +34 961 858866, horchateria-daniel.es

Einkaufen

Calle Colón (1)
An Valencias längster Shoppingmeile liegt unter anderem das Kaufhaus El Corte Inglés.

46004 Valencia

Lladró (2)
Seit der Gründung 1953 ist das Porzellan dieser Marke weltberühmt geworden. Alles wird in Valencia handgefertigt.

C. del Poeta Querol 9, 46002 Valencia
T: +34 963 511625, lladro.com

Dolores Cortés (3)
Diese etablierte Designerin aus Valencia hat sich auf Bademode für Damen und Kinder spezialisiert.

C. del Comte de Salvatierra 5, 46004 Valencia
T: +34 963 517176, dolores-cortes.com

Mariner (4)
Seit 1943 versorgt dieses Fachgeschäft die Valencianer mit erlesenen Möbeln und Lampen.

C. Lladró y Mallí, 13, 46007 Valencia
T: +34 96 3800937, marinerluxury.com

Galería Cuatro (5)
Eine etablierte Kunstgalerie, die Sammlern seit 1980 immer wieder spannende Werke präsentiert.

C. de la Nau 25, 46003 Valencia
T: +34 963 510063, galeriacuatro.es

Anreise

Der Flughafen von Valencia (VLC) gehört zu den am meisten angeflogenen in ganz Spanien. Aus Wien fliegen Austrian Airlines und Ryanair direkt hin; die Lufthansa hat außerdem eine Verbindung ab München. Die Fahrt ins Zentrum mit Taxi oder Metro dauert etwa eine halbe Stunde.


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Erschienen in
Falstaff Nr. 06/2023

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Lisa Arnold
Autor
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