Österreich ist nicht nur ein Land des Weines, sondern auch eines hervorragender Winzerinnen. Zum Weltfrauentag stellt Falstaff die Riege der bemerkenswerten »Women of Wine« Österreichs vor.
Das Weingut Lackner-Tinnacher liegt inmitten von Weingärten auf einer Hügelkette in Steinbach bei Gamlitz. Seit Jahrhunderten wird auf dem Anwesen Weinbau betrieben, bereits 1787 wurden im Josephinischen Kataster ausführlich vier Weingartenstücke beschrieben. Heute wird das Weingut von Katharina Tinnacher bewirtschaftet. Die Weine sind stets fein strukturiert, durchzogen von tiefer Frucht und geprägt von Boden, Klima und Jahrgang. Konsequent stammen alle Weine des Guts aus den eigenen Weingärten. Die einzelnen Lagen und Rieden verfügen über unterschiedliche Bodengegebenheiten, und Katharina Tinnacher ist es ein besonderes Anliegen, diese feinen strukturellen Unterschiede im Wein aufzuzeigen.
Tamara Kögl hat den elterlichen Betrieb am Stermetzberg übernommen, erzeugt tolle Weine und führt einen Buschenschankbetrieb mit Klasse. Hinter der authentischen »Jausenstation« verbirgt sich die Wirkstätte einer sehr ambitionierten Weinbäuerin, die seit der Übernahme des elterlichen Betriebs im Keller eine fein ziselierte Klinge führt. Ihre Weißweine sind von filigraner Struktur, zeigen bei moderatem Alkohol aber eine Dichte und aromatische Fülle, die sie fast schon wieder opulent erscheinen lässt.
Was von außen wie ein kleines Herrenhaus aussieht, ist in Wahrheit ein großes »Frauenhaus« sowie die Wirkungsstätte von Birgit Eichinger und ihrer Tochter Gloria. Hinter dem Wein steht der Mensch, der ihn mit der Natur erschaffen hat: Birgit Eichinger ist Winzerin mit großer Behutsamkeit, Konsequenz sowie Gespür und gleichzeitig tief verwurzelt in ihrer Heimat, dem Kamptal. Sie ist Inbegriff für hochelegante und charakterstarke Weine. »Weiterentwicklung, nicht Stillstand, Individualität statt Mainstream«, lautet ihr Credo. Alle Weine tragen unverwechselbar die Handschrift der Winzerinnen und die ihrer Geburtsstätte, des Kamptals.
»Aus Menschen, die als Familie gemeinsam an einem Strang ziehen und sich nicht vor mutigen Entscheidungen scheuen«, heißt es auf der Website des Weinguts Allram aus Strass/Strassertal. Geführt wird es von Michaela Haas-Allram und ihrem Mann Erich Haas. Gemeinsam übernahmen sie nach dem Studium das Weingut und wagten mit ihren Weinen auch den Schritt über die Österreichischen Landesgrenzen. In mittlerweile vierter Generation repräsentieren sie das Kamptal im Herzen Niederösterreichs und bieten neben Grünem Veltliner und Riesling beispielsweise auch Blauen Zweigelt und St. Laurent.
Das Kamptal ist auch die Heimat und Wirkungsstätte von Stefanie Jurtschitsch und ihrem Mann Alwin. Ansässig in Langenlois bemühen sich die beiden »möglichst authentische, komplexe und terroirspezifische Weine mit kühler, eleganter Stilistik zu vinifizieren«. Bei der Übernahme des Weinguts stellten Stefanie und ihr Mann die Bewirtschaftung zunächst auf bio um und legen seitdem besonders viel Wert auf den Erhalt ihrer gesunden Böden sowie möglichst geringe Eingriffe in die im Keller lagernden Weine. Von Zweigelt über Grünen Veltliner bis hin zu Riesling und Chardonnay greifen beide auf eine breite Paletten an Rebsorten zurück.
Die älteste Tochter vom Familienbetrieb der Weinkultur Preiß prägt die Weinkultur im Traisental. Am elterlichen Hof in Theyern im Traisental aufgewachsen, wurde Viktoria Preiß die Leidenschaft zur Weinkultur mehr oder weniger in die Wiege gelegt. Sie half früh im Familienbetrieb mit und ergänzte ihr praktisches Vorwissen mit einem Masterstudium Weinmarketing an der FH Burgenland. Mittlerweile führt Viktoria Preiß das Obst- und Weingut der Familie gemeinsam mit ihren Eltern und zählt zu den anerkannten Weinexpertinnen der Region.
Bereits seit 1898 bewirtschaftet die Familie Schwertführer ihr Weingut im niederösterreichischen Sooss. 2014 entstand aus dem Familienbetrieb ein zweites Weingut: »Die Schwertführerinnen«. Dieses wird von den Schwestern Kerstin und Sigrid geführt und hat sich vor allem auf kräftige Weine spezialisiert. Von Rotgipfler über Weißburgunder bis zum Chardonnay, aber auch komplexere Rotweine bieten die beiden Niederösterreicherinnen ein breites Spektrum an Geschmäckern. Alles übrigens unter dem Leitspruch: »Willensstark, jung und weiblich.«
Im Vorspannhof Dross legt Winzerin Silke Mayr mit dem Weingut Buchegger den Fokus auf Vielfalt und höchste Qualität. Ganz im Osten des Weinbaugebiets Kremstal, in Gedersdorf, gedeihen die Buchegger-Weine. Das Zusammenspiel von Boden und Klima ist von ganz besonderer Finesse und Vielfalt und bringt außergewöhnliche Weine mit Eleganz und Mineralik hervor.
Das Weingut Müller-Grossmann befindet sich in Furth-Palt im südlichen Kremstal. Hier werden rund um den Göttweiger Berg zehn Hektar Weingärten bewirtschaftet. Mittlerweile wird das Weingut in zweiter Generation aus Frauenhand von Marlies Hanke geführt, die den Betrieb von ihrer Mutter Helma Müller-Grossmann übernommen hat. Die weibliche Finesse ist in den Weinen zu spüren. Großer Wert wird dabei auf Tradition, Herkunft und Individualität gelegt. So viel wie notwendig, so wenig wie möglich – nach diesem Prinzip wird gearbeitet.
Das Herz des Weinguts stellt eine kleine Weingarten-Parzelle auf der Ried Roterd dar: 0,17 Hektar, die Dorli Muhrs Großmutter Katharina im Jahr 1918 als Hochzeitsgeschenk erhielt. 1996 revitalisierte Dorli Muhr diese Parzelle, und seither ist das Projekt ständig gewachsen. Mittlerweile bearbeitet Dorli Muhr zwölf Hektar Rebfläche auf dem Spitzerberg, und zwar in biologischer Wirtschaftsweise.
Christina Netzl und ihre Eltern Franz und Christine Netzl sind ein eingespieltes Team. Gemeinsam vinifizieren sie charakterstarke, finessenreiche und vor allem tiefgründige Weine aus den familieneigenen Weingärten rund um Göttlesbrunn, im Herzen des Weinbaugebietes Carnuntum. Während Franz seine Erfahrung, sein Wissen und die Tradition einbringt, sorgt Christina für neue Ideen und Innovationen – kurz gesagt: Sie ergänzen sich perfekt, und genau diese Kombination bildet die unverwechselbare Grundlage der Netzl-Weine.
Das Vater-Tochter-Gespann Johann und Stefanie Böheim aus Arbesthal sorgt im Weinbaugebiet Carnuntum für Aufsehen. Hier trifft Tradition auf Moderne. Als ehemalige Boku-Studentin bringt Böheim das »neue Wissen« in den Betrieb ein und setzt auf »wunderbar unkomplizierte« Weine. Durch ihre Ausbildung am Pannoneum in Neusiedl am See ist die Winzerin auch Jungsommelière und »Käsekennerin Österreich«. Auf dem Weingut in Arbesthal findet man sie bevorzugt im Keller, im Weinverkauf oder bei Degustationen.
Mit viel Freude und Engagement arbeitet Birgit Braunstein an ihrem Lebenstraum. Die Anbaufläche beträgt 22 Hektar, der Schwerpunkt liegt auf terroirspezifischen Weinen. Die Hauptsorten sind Blaufränkisch, Zweigelt und Pinot Noir bei den Rotweinen und Pinot Blanc und Chardonnay bei den Weißweinen. Zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versucht sie, die einzigartige Vielfalt des Leithabergs in die Weine zu bringen. Besonders freut sie die weltweite Anerkennung für ihre Weine, die sie bei vielen Verkostungen persönlich entgegennehmen darf, aber auch die exzellenten Bewertungen in nationalen und internationalen Weinjournalen.
We are family – und den Familienbetrieb gibt es nun schon in dritter Generation. 1988 übernahmen Birgit und Helmuth das Weingut, und momentan stehen Susanne und Stefanie in den Startlöchern, um den bestehenden Betrieb mit neuen Ideen und Gedanken zu bereichern. Mit dem Jahr 2020 ist auch ihr Bruder Georg Renner in das Unternehmen eingestiegen und führt das Weingut aktuell gemeinsam mit Stefanie. 2012 war die erste zertifizierte Bioernte, und man ist hier zutiefst davon überzeugt, dass die Weine davon profitieren. Die ambitionierten Renner-Schwestern, aka »rennersistas«, sind motiviert, diesen Weg weiterzuführen.
»Klein macht Wein« – und das mit Herz und Leidenschaft. Dieser Slogan des Weinguts beschreibt in drei Worten, was Jacqueline Klein am liebsten macht: Wein. In Andau im sonnigen Nordburgenland hat sie 2010 ihr eigenes Weingut gegründet und es mit Können und harter Arbeit zu einer der führenden Rotwein-Adressen Österreichs ausgebaut.
Die Freistadt Rust beherbergt in einem uralten Winzerhaus das Weingut Heidi Schröck und Söhne. Wie der Name bereits vermuten lässt, sind hier die Mutter und ihre Söhne gemeinsam am Werk und produzieren von Weißburgunder über Blaufränkisch bis zum Furmint aus vornehmlich autochthonen Sorten. Letztere Traube ist, als alte ungarische Sorte, durchaus als Besonderheit zu betrachten und unterstreicht die progressive Herangehensweise, der Burgenländerin, die 2003 von Falstaff als Winzerin des Jahres ausgezeichnet wurde.
Im traditionellen Rotweingut Strehn weht seit einigen Jahren ein neuer Wind – ein rosaroter. Und er weht immer stärker. 60 Prozent der Ernte von 2020 wurden mittlerweile zu Rosé verarbeitet. Am Beginn stand der Versuch, einen Gegenentwurf zu Rosé-Weinen mit mäßigen Popularitätswerten zu schaffen. Vorbild waren dabei französische Rosé-Ikonen, die schon lange den Weinhimmel erklommen hatten. 2017 war es dann so weit: Der mittlerweile berühmte »Elefant im Porzellanladen« stellte als Senkrechtstarter die österreichische Rosé-Welt auf den Kopf.
»Weingärten sind für mich wie Kinder. Und wie Kinder möchte ich sie begleiten, unterstützen und mein Bestmögliches für sie tun. Nur so können sie sich entfalten, ihre Persönlichkeit entwickeln und ihr ganzes Potenzial zeigen«, so sieht Silvia Heinrich ihre Arbeit. Der Weinbau wurde ihr schon in die Wiege gelegt und bedeutet für die leidenschaftliche Winzerin keinen Achtstundentag, sondern ihr Leben.
Marion Ebner-Ebenauer hat bis jetzt eine beeindruckende Karriere hingelegt. Sie war Barleiterin bei Wein & Co., füllte unter dem Namen »Melusine« als Négociantin ihre ersten Weine ab, ließ sich in Rust zur Weinakademikerin ausbilden, arbeitete bereits mit 22 als Sommelière für Wolfgang Puck im »Spago« in Beverly Hills und führt seit sie 26 ist gemeinsam mit ihrem Ehemann Manfred Ebenauer das Weingut in Poysdorf. 2022 wurde das Power-Couple zu den Falstaff Winzern des Jahres gekürt.
Ingrid Groiss definiert sich selbst mit diesen drei Begriffen: Leidenschaft, Gefühl und Zielstrebigkeit. Seit 2010 führt sie den Familienbetrieb ihrer Eltern weiter – mit Bravour, wie man sieht. Angefangen hat die junge Weinviertler Winzerin mit klassischen, sortentypischen Weinen, die ihre Persönlichkeit, den Ausdruck der Region und deren Lagen widerspiegeln. Ihrer Linie ist sie bis heute treu geblieben. Ihr ist es ein besonderes Anliegen, naturnahe und individuelle Weine mit Herkunftsprofil und Sortencharakteristik zu produzieren. Ihre persönliche Handschrift unterstreicht und hebt die biologische Bewirtschaftung der Weingärten hervor.
