Blick auf das Rheintal und die Ortschaft Fläsch, wo der Gewinner unserer diesjährigen Trophy herkommt.

Blick auf das Rheintal und die Ortschaft Fläsch, wo der Gewinner unserer diesjährigen Trophy herkommt.
© Armin Mathis, beigestellt

Der Alles-Könner: Die Sieger der Müller-Thurgau Trophy

Die Rebsorte Müller-Thurgau ist für unkomplizierte, süffige Weissweine bekannt. Sie hierauf zu reduzieren wäre jedoch ein Fehler, wie die Ergebnisse der diesjährigen Falstaff Trophy zeigen. Welche Winzer und Weine besonders überzeugen konnten, lesen Sie hier.

Riesling und Madeleine Royale. Das waren die Sorten, die der Schweizer Rebzüchter Hermann Müller 1882 zu Müller-Thurgau kreuzte. Was heute als gesichert gilt, gab lange Zeit jedoch Anlass für Spekulationen, denn Müller war sich nicht mehr ganz sicher, welche Rebsorte er mit Riesling gekreuzt hatte. Die neue Sorte ging zunächst mit dem Züchtungsnamen Riesling x Silvaner ins Rennen. Jenem Namen, den sie in diversen Abwandlungen noch heute in der Schweiz trägt.

Erst 1999 wurde von Wissenschaftlern der Deutschen Bundesanstalt für Züchtungsforschung in Siebeldingen herausgefunden, dass es sich bei der unklaren Eltern-Rebsorte des Müller-Thurgau um Madeleine Royale handelt. Dem Siegeszug des Müller-Thurgaus tat die Unklarheit um die Eltern-Rebsorten aber keinen Abbruch. In der Schweiz zählt sie heute zu den meist angebauten Rebsorten überhaupt und rangiert, was die Anbaufläche angeht, bei den Weissen direkt hinter dem Chasselas auf Platz zwei.

Was auch daran liegen mag, dass der Müller-Thurgau relativ anspruchslos ist, was die Anbaubedingungen angeht. Wie vielfältig die Sorte ist, offenbarte sich ein weiteres Mal bei der jährlichen Falstaff Müller-Thurgau Trophy. Die Bandbreite der eingereichten Weine reichte von einfachen, unkomplizierten Apéroweinen bis hin zu ernst zu nehmenden Weissweinen.

Ein wahres Paradebeispiel ist der 2022er Riesling-Sylvaner vom Weingut Adank aus Fläsch, der in diesem Jahr den ersten Platz einheimste. Unsere Verkoster begeisterte vor allem die saftige, geradlinige Säure und die karge Zitrusfrucht, die dieses Gewächs so grossartig machen. Den zweiten Platz holte sich Roman Rutishauser vom Weingut am Steinig Tisch aus Thal. Sein Riesling-Sylvaner, ebenfalls aus dem Jahr 2022, verkörpert die Sorte auf äusserst klassische Weise und lässt sich im besten Sinne als unkompliziert bezeichnen. Ganz anders als der Müller-Thurgau Alte Rebe 2022 vom Weingut Broger aus dem Thurgau, dem Drittplatzierten unserer Trophy. Ein angenehm schmeichelnder, aromatisch tiefgründiger Wein, der Müller-Thurgau-Kenner überraschen wird.

2022 Riesling-Sylvaner – 92 Falstaff-Punkte
Weingut Familie Hansruedi Adank, Fläsch

11,5 Vol.-%, DV, Komplexes Bukett mit Noten von Feuerstein, Reneklode, reifem Apfel, Kiwi und Meyer-Lemon. Dazu Anklänge von Muskatblüte und kräutrige Nuancen. Am Gaumen saftige, geradlinige Säure, schöne karge Zitrusfrucht, Boskopapfel und ätherisch-würzige Anklänge. Langer salzig-mineralischer Abgang.

adank-weine.ch, CHF 19,–

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2022 Riesling-Sylvaner – 92 Falstaff Punkte
Weingut am Steinig Tisch, Roman Rutishauser, Thal

11,5 Vol.-%, DV, In der Nase Noten von Apfel, Sternfrucht, Mirabelle und Grapefruit. Anklänge von weissen Blüten und würzige Nuancen. Am Gaumen zupackend, mit frischer saftiger Säure und viel Zitrus sowie Aroma von gelbem Steinobst und exotischen Früchten. Langer mineralisch anmutender Abgang.

rutishauser-weingut.ch, CHF 22,–

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2022 Müller Thurgau alte Rebe – 92 Falstaff Punkte
Michael Broger Weinbau, Ottoberg

10,5 Vol.-%, NK, In der Nase Noten von Birne, gedörrtem Apfel und Agrumen. Zudem kräutrig-würzige Anklänge und etwas Honig. Am Gaumen angenehm schmeichelnd, schöne Fülle, Aroma von reifem Kernobst und Zitrus. Langer, mineralisch-salzig- anmutender Abgang. Gewinnt mit Luft und nicht allzu
niedriger Trinktemperatur.

broger-weinbau.ch, CHF 28,–

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Dominik Vombach
Dominik Vombach
Chefredaktion Schweiz
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