Der nun amtierende Sieger Raimonds Tomsons aus Lettland bei der Verkostung.

Der nun amtierende Sieger Raimonds Tomsons aus Lettland bei der Verkostung.
© ASI/HRVPROD

Der »Best Sommelier of the World« kommt aus Lettland

Der Wettbewerb »Best Sommelier of the World« fand am Wochenende vor 4.000 Weinfachleuten in der Pariser La Défense Arena ein spektakuläres Ende. Der Titel geht in diesem Jahr nach Lettland.

Ein Sommelier aus jeweils der Schweiz und Österreich waren auf dem Weg zum Podium im Halbfinale noch mit von der Partie (Falstaff berichtete). Leider konnten sich Reza Nahaboo und Suwi Zlatic nicht gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. Für Österreich ging mit dem aus Tirol stammenden Suwi Zlatic ein erfahrener und bestens vorbereiteter Sommelier an den Start, der 2021 mit seinem sensationellen dritten Platz bei der afrikanisch-europäischen Sommeliermeisterschaft bereits auf sich aufmerksam gemacht hatte und nun mit seinem Sprung in die Top 10 der besten Sommeliers der Welt (mit dem neunten Platz) seine Kompetenz glanzvoll bestätigte. 

Der finale Wettbewerb

Nach dem Ausscheiden von Pascaline Lepeltier (Frankreich) blieben nur noch die drei Finalist:innen Nina Jensen (Dänemark), Raimonds Tomsons (Lettland) und Reeze Choi (China) auf der Bühne. Der finale Wettbewerb bestand aus verschiedenen Aufgaben rund um das Wissen der Sommeliers, ihre Verkostungsfähigkeiten, ihren Spürsinn für Service und ihre Fähigkeit, unter Druck ruhig zu bleiben

Sommellerie ist weit mehr als »Weinkellnerei«

Wichtig zu erwähnen ist auf jeden Fall, dass ein Sommelier nicht nur ein »Weinkellner« ist: Er muss nicht nur Top-Fachwissen und Leidenschaft für den Wein (plus Spirituosen und alkoholfreie Getränke) haben, sondern auch als Gastgeber punkten können. Dazu braucht es sehr aufmerksame Menschen, die dies auch abseits ihres Arbeitsplatzes sind. Außerdem wurde immer wieder betont, dass es vor allem auch einer gewissen körperlichen und mentalen Fitness bedarf. Andreas Larsson (Sieger 2007) erzählte, dass er sich auf die Weltmeisterschaft vorbereitet hat, indem er täglich laufen gegangen ist. Gewissermaßen als Ausgleich zu den unzähligen Verkostungen und Trainings. Dass dieser Wettbewerb dem von Hochleistungssportlern gleichgestellt werden kann, darüber sind sich alle einig. 

Herausstechende Performance

Beim Finale herausgestochen ist – und hat deshalb auch verdient gewonnen – Raimonds Tomsons: Die Serviceaufgabe hatte er lange vor Ablauf des Zeitlimits (14min) bravourös gemeistert und hat daraufhin begonnen, wegzuräumen. Also Tische abgeräumt, Flaschen weggestellt, die Barkeeperin gefragt, ob bei ihr alles gut läuft. Nach dem Event gab es dazu von den interviewten Personen die meiste Reaktion. Dass er seine Aufgabe nicht nur souverän erledigt hatte, sondern sich dann auch noch um das »Restaurant« gekümmert hat, beeindruckte alle Anwesenden.  

Zu absolvierende Prüfungen

Raimonds hat im Unterschied zu den anderen beiden Kandidaten viel mehr Ruhe und Souveränität ausgestrahlt. Neben der Serviceaufgabe (Ausgangssituation: Restaurantmanager ist nicht da, Sommelier muss übernehmen) wurde auch blindverkostet, eine Weinkarte korrigiert (Preise, Schreibfehler, falscher Jahrgang), Weine und Speisen eines Menüs zugeordnet (mit Begründung), und zum Schluss folgte die »Slideshow« Aufgabe: Die Teilnehmer traten direkt gegeneinander an, es werden ihnen Bilder gezeigt und sie müssen den Wein erraten, der dazu passt. Service- und Tastingaufgaben machen jeweils 40% der Gesamtnote aus.

Österreichischer Wein im finalen Tasting

Beim Tasting war übrigens ein österreichischer Wein dabei: Domäne Wachau Riesling Smaragd Ried Kellerberg. Interessanterweise haben sowohl Reeze Choi als auch Raimonds Tomsons ihn als 100% Grünen Veltliner aus Österreich beschrieben.

Was bedeutet »Best Sommelier of the World«?

Der erste Platz bedeutet neben Ruhm und Ehre vor allem, dass der Sommelier ab sofort nicht mehr an Weltmeisterschaften teilnehmen wird, sondern ein Teil der Jury für die nächsten Weltmeisterschaften wird. Es wird von ihm erwartet, dass er »Bootcamps« für junge Sommeliers (in seiner Heimat) hält und damit auch die Community besser miteinander vernetzt. Raimonds jedenfalls freut sich aufs Coaching und dass er so sein Wissen an junge Sommeliers weitergeben kann.

Ablauf des Wettbewerbs

Rund 70 Kandidaten werden durch sechs nationale Mitgliedsverbände und fünf Beobachterverbände der ASI vertreten, zusammen mit den drei Gewinnern der kontinentalen Wettbewerbe, wie »Best Sommelier of Europe and Africa«, »Best Sommelier of the Americas« und »Best Sommelier of Asia & Oceania«.

Die Jury

Die Jury der ASI-Wettbewerbe setzt sich aus den Mitgliedern des »ASI Sommelier Contest Committee« zusammen. Die Mitglieder dieses Komitees sind Personen, die in der Vergangenheit überragende Fähigkeiten und Kenntnisse in der Sommelierkunst bewiesen haben. Viele von ihnen haben einen »ASI Best Sommelier of the World«-Wettbewerb gewonnen oder standen auf dem Podium.

Zur Geschichte

Der Wettbewerb wurde zusammen mit der Gründung von ASI im Jahr 1969 ins Leben gerufen. In der Geschichte des Wettbewerbs wurde er nur einmal in Frankreich ausgetragen – 1989, als der einheimische Kandidat Serge Dubs den Titel gewann.

Amtierende und letzte Sieger

Der vorherige amtierende »Best Sommelier of the World« war der Deutsche Marc Almert, der diesen Titel seit dem Wettbewerb 2019 in Antwerpen trug. Der letzte französische »Best Sommelier of the World« ist Olivier Poussier, der seinen Titel im Jahr 2000 in Montréal, Kanada, gewann. Der letzte erfolgreiche Österreicher (zugleich »Bester Sommelier Österreichs 2019«) war Andreas Jechsmayr, der sich 2019 jedoch nur den 22. Platz in Antwerpen sichern konnte.

Fun Fact

Die Trophäe, die der Weltmeister bekommt, ist ein Korkenzieher, für dessen Handstück vor Ort eine Form der Hand des Siegers erstellt wird. Danach wird diese gegossen (in Bronze und vergoldet) und an den Korkenzieher angebracht.

Rückkehr in die Wiege der Sommellerie

ASI-Präsident William Wouters über den Ausgang des Wettbewerbs: »Es hat mehr als 30 Jahre gedauert, bis dieser Wettbewerb nach Paris zurückkehrte. Das Warten hat sich gelohnt! Vom ersten Tag ihrer Ankunft an wurden die Kandidaten mit der Gastfreundschaft und der ausgezeichneten Gastronomie Frankreichs verwöhnt. Was den Wettbewerb selbst betrifft, so wurde er dem Engagement unserer Kandidaten gerecht, indem er sowohl anspruchsvoll als auch fair war. Mit großem Stolz geben wir Raimonds Tomsons als Gewinner bekannt. Ich habe keine Zweifel daran, dass sie ein fantastischer Repräsentant von ASI und eine Inspiration für unsere weltweite Sommelier-Gemeinschaft sein werden.«

la defense maps


Ferdinand von Vopelius
Ferdinand von Vopelius
Portalmanager Österreich
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