Blick vom Weingut Villa Hochdoerffer in Landau in der Pfalz

Blick vom Weingut Villa Hochdoerffer in Landau in der Pfalz
© melhubach

Die Sieger der Rote Cuvées Trophy Deutschland

Rote Cuvée-Weine aus Deutschland werden immer besser. Cabernet und Merlot, Syrah und Tempranillo – der Auswahl bei der Abstimmung der Assemblagen scheinen kaum noch Grenzen gesetzt. Selbst südliche Rebsorten werden reif!

Südliche Rebsorten werden in den letzten Jahren immer häufiger in einheimische Weinberge gepflanzt. Die Winzer erproben Cabernet und Merlot, Syrah, Tempranillo und Nebbiolo – selbst Mourvèdre und Petit Verdot. Fast scheint es, als sitze ihnen bei diesen Sorten der Stachel des Ehrgeizes ganz besonders tief im Fleisch. Denn natürlich ist es eine sportliche Herausforderung, nachzuweisen, dass Trauben, deren eigentliche Heimat Bordeaux, die südliche Rhône oder Rioja ist, auch bei uns reif werden.

Teil zwei dieser neuen deutschen Rotweinkultur ist die Spielfreude, mit der in den Betrieben Cuvées erzeugt werden. Der traditionelle deutsche Rotwein ist natürlich reinsortig. Verschnitten wurde früher nur – siehe die klassische Literflasche Trollinger mit Lemberger – wenn zwei Grundweine für sich alleine zu leicht oder zu rau waren, und man sich von der Vereinigung eine geschmackliche Harmonisierung versprach. Doch bei den jetzt immer stärker an Bedeutung gewinnenden Cuvées ist der Bauplan ein anderer: Er folgt einer südlichen Logik, die auf das Problem reagiert, dass in einem warmen Klima die Traubenreife jeder einzelnen Sorte so homogen ist, dass diese alleine wenig Vielschichtigkeit bringt. Daher besteht ein typischer Bordeaux aus drei oder vier, ein Châteauneuf-du-Pape aus bis zu 13 Sorten.

Diese stilistische Idee, das zeigte unsere Verkostung, ist inzwischen auch im deutschen Weinbau ein taugliches Rezept. Sicher lassen sich nach wie vor komplexe reinsortige Spätburgunder und Lemberger erzeugen. Aber etwa bei den Weinsberger Cabernet-Kreuzungen oder bei Merlot führt Reinsortigkeit nur bedingt zu Ausdrucksstärke. Die Wahrheit ist, dass importierte Sorten heute in einem guten Jahr fast ebenso gut reif werden wie im Süden. Und in einem warmen Jahr wie 2018 schießen selbst die Rhône-Sorten mit dem Alkohol durch die Decke und fangen an, gekochte Aromen zu entwickeln.

Zum Hotspot für rote Cuvées scheint übrigens Nußdorf in der Südpfalz zu werden: Im vergangenen Jahr siegte Emil Bauer in unserem Wettbewerb, dieses Jahr die Villa Hochdörffer, beide aus demselben Ort. Auch Württemberg ist eine Hochburg des Feilens an Rotwein-Cuvées, und dies sogar abseits der namhaften Weingüter: Die Genossenschaft aus Uhlbach und Rotenberg belegte einen herausragenden dritten Platz!

Die Trophy-Sieger

1. Platz
2019 »Applaus, Applaus« Rotweincuvée trocken CI/ME/PN
Weingut Villa Hochdörffer, Landau in der Pfalz
94 Falstaff-Punke

2. Platz
2015 »Cuvée Wilhelm« Réserve ME/CS/CF/PV
Weingut Wageck Pfaffmann GbR, Bissersheim
94 Falstaff-Punke

3. Platz ex aequo
2018 »Luitmar« Rotweincuvée trocken ME/CS/CF
Weingut Philipp Kuhn, Laumersheim
94 Falstaff-Punke

3. Platz ex aequo
2017 Grande Cuvée CF/SY/LMB
Collegium Wirtemberg eG, Stuttgart
94 Falstaff-Punke


Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2021

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Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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