Der Juni ist heiß, bunt und jedes Jahr aufs Neue dazu da, der LGBTQI+ Community zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Falstaff empfiehlt fünf Weine und Weingüter queerer Winzer:innen, die man kennen sollte.
Weiß, Rot, Rosé, Sparkling oder auch ganz still – der Wein an sich kommt in allen möglichen Formen und Farben. Nur die Weinszene selbst scheint seit jeher eine eher heteronormative Männerdomäne zu sein. Dass das aber garnicht unbedingt stimmt und auch nicht so sein muss, zeigen queere Winzer:innen in Deutschland und Österreich, die nicht nur hervorragende Weine produzieren, sondern auch Regenbögen zwischen Reben entstehen lassen, wo vorher keine waren.
Die Pfälzer Winzer Elmar Koeller und Robert Boudier sind schon seit längerem so etwas wie Legenden der Winzerszene, seit sie 2015 (wohlgemerkt als Quereinsteiger) den Rosé »Rosa Traktor« und den Weißwein »Coming Out« herausgebracht haben. Mittlerweile bewirtschaften die beiden zehn Hektar samt Restaurant und Gästehaus und beim diesjährigen »Queerwein«-Wettbewerb des Landes Rheinland-Pfalz wurde ihr Sauvignon Blanc 2021 ausgezeichnet.
Für Elmar Koeller macht Queerness in der Weinbauszene vor allem einen Unterschied, wenn es um die Übernahme von Familienbetrieben geht, wie er Falstaff erzählt:
Für queere Winzer und Winzerinnen ist das Betreiben oder die familiäre Übernahme eines Weinguts oft eine Herausforderung, da sich viele Weingüter in einer Mehrgenerationen-Tradition oder solchen Strukturen befinden und man hier oft bei den älteren Inhabern oder Teilhabern von Weingutern bei den queeren Söhnen und Töchtern keine – zur Wahrung der Tradition und der Vermögenkontinuität – geeignete familiäre Struktur gesehen wird. Für uns hat das keine Rolle gespielt, weil wir eine Neugründung sind und zusätzlich auch Söhne und Enkelkinder haben.
Am Weingut von Dr. Gerald Wunderer, der eigentlich Arzt ist, und seinem Partner Matthias Lobner geschehen tatsächlich Wunder. Im Norden des Weinviertels, einer der kühlsten Weinbauregionen Österreichs, lässt der Winzer Weine entstehen, die sich vor allem durch ihre Frische und mineralische Straffheit profilieren. Auf zehn Hektar werden bei »Doktor Wunderer« vor allem Sauvignon Blanc und Grüner Veltliner angebaut, die sich nun auch in eine regenbogenfarbene Pride-Edition verwandeln ließen.
Mit unserer Pride Cuvée zelebrieren wir die Liebe, die Freude, die Vielfalt und die Freiheit, so zu leben und zu lieben, wie man möchte. Gewidmet allen, die stolz darauf sind, besonders zu sein. Stolz darauf, wie sie sind. Stolz auf jene, die sie lieben. Lustig, großzügig, begeisterungsfähig, talentiert, qualitätsbewusst, interessiert, aufgeschlossen plus viel Schönes mehr.
... erklären Wunderer und Lobner gegenüber Falstaff. Das eigentlich wunderbare an der Special Edition ist aber nicht die hübsche Aufmachung oder der tolle Wein, sondern die Tatsache, dass das Weingut pro Flasche einen Euro spendet. Letztes Jahr ging der Erlös an das Queer Museum Vienna, heuer wird die Türkis Rosa Lila Villa unterstützt.
Winzer Stefan Pfeiffer übernahm 2018 das kleine Familienweingut und verpasst dem Betrieb in Mörbisch am See ein fabulöses Update. Seitdem entstehen hier im biodynamischen Anbau unter Mottos wie #BubbleMood, #AfterWork oder auch #GreatNightOut Pet Nat, Frizzante, Blaufränkisch und verschiedene Weißweine. Mit 2020 wurde mit einem Chardonnay Frizzante erstmals auch ein designierter Pride Wein abgefüllt, der unter dem klingenden Namen #TasteTheRainbow im Sortiment zu finden ist.
Mit dem Verkauf unterstützen Pfeiffer und sein Team verschiedene karitative Projekte zugunsten der Community.
Mit unserem Produkten verbinden wir Lebensfreude, Vielfalt und Biodiversität auf besondere und einzigartige Weise. Wir möchten nicht nur Gaumenfreuden bereiten, sondern auch ein Statement für Akzeptanz und die Freude am Leben setzen. Mit den Verkauf unserer Pride Sonderedition ›Taste the Rainbow‹ unterstützen wir Vereine wie Aids Hilfe Wien, Pride Burgenland und den Christopher Street Day in Innsbruck. Wir wollen mehr als nur ein Signal setzen – wir wollen aktiv unterstützen und dazu beitragen, um Diversität für alle Menschen erlebbar zu machen.
– Stefan Pfeiffer
Michael Donabaum und Daniel Vogelwaid zählen zu den »jungen Wilden« der österreichischen Weinszene. 2019 entschloss sich das Paar, die vinophilen Talente in der Wachau einzusetzen, wo sie mittlerweile auf drei Hektar biologisch Wein anbauen. Entlang beider Donauufer wird hier alles von Hand gemacht – mit der Biodynamik als großes Ziel. »Gelöst von üblichen Konventionen, frei und unverfälscht, so spiegelt unser Wein uns selbst und unser Leben wider«, erklärt Donabaum gegenüber Falstaff. Tatsächlich legen die beiden auch Wert darauf, »Von der Vogelwaide« weder als Weingut, noch Château oder Domäne zu bezeichnen.
Einen bestimmten Regenbogen-Wein gibt es nicht, denn »es sind ja quasi alles Pride Weine«, wie Donabaum weiter ausführt. Da sich im Juni aber alles um die Liebe dreht, empfehlen wir an dieser Stelle aber gern den »Balztanz«, einen Rosé mit »Hauch von frischen Herzkirschen« (Peter Moser).
Kellermeisterin Sabrina Schach ist zwar nicht queer, hat es sich aber, ganz à la Freiheitsgedanke, zur Aufgabe gemacht, in der Weinszene als »Ally« aufzutreten. Deswegen gibt es zur Pride die Schaumwein-Cuvée »Love is..?« aus 70 Prozent Rotem Traminer und 30 Prozent Riesling, die zu mehr Toleranz aufrufen soll. »Unsere Pride Edition steht für mehr Toleranz und Vielfalt. Es kann nie genug LOVE auf dieser Welt geben. Für jeden bedeutet Liebe etwas Anderes, deshalb überlassen wir euch den Text (Titel des Weines, Anm.) zur eigenen Interpretation: Love is..?«, erklärt Schach.
