Tim Mälzer und Edi Frauneder.

Tim Mälzer und Edi Frauneder.
© RTL / Hendrik Lüders

Kitchen Impossible: Knapper könnte ein Sieg nicht sein

Die erste Runde der USA-Edition endete für Tim Mälzer und Edi Frauneder mit einem Unentschieden. Dies änderte sich jedoch haarscharf nach den zweiten Challenges.

In der vorletzten Folge der achten Staffel »Kitchen Impossible« bleiben Tim Mälzer und Herausforderer Edi Frauneder in dessen Wahlheimat USA, wo der gebürtige Wiener seit rund 20 Jahren lebt und in New York mehrere Gastronomien betreibt. »Kulinarisch ein Schwergewicht«, beschreibt Mälzer seinen Kontrahenten, gibt sich aber gleichzeitig auch kampfeslustig: »Das ist hier kein Streichelzoo, das ist Hahnenkampf. Mit Rasierklingen.«

Auch Edi Frauneder ist bereit, Tim Mälzer »mal so eine richtig schöne kulinarische Lektion zu erteilen« und schickt den 52-Jährigen nach New York und Kansas City. »Ich hab mir eine Carrera-Bahn gewünscht und kriegt eine Barbie-Puppe«, meint Mälzer zu seinen Zielen, freut sich jedoch vor allem auf seine Herzensstadt, den Big Apple. Für Frauneder geht es hingegen erst einmal nach Washington D.C.: »Da musst du schon Meister deines Fachs sein«, kündigt Mälzer an, der mit seiner zweiten Wahl New Orleans bei Frauneder punktet: »New Orleans ist voll geil, fantastisch«, findet der Österreicher.

Schmackhafte Skulpturen

Nach einem stundenlangen Roadtrip kommt Edi Frauneder schließlich in Washington D.C. an. »Desto mehr Steine mir Tim in den Weg legt, desto motivierter bin ich, es ihm richtig zu zeigen«, so Frauneder leicht entnervt über die zermürbende Anreise. Schnell spürt der Profi-Koch, dass auf ihn eine Fine-Dining-Aufgabe wartet, denn Mälzer weiß, dass er seinen Gegner »mit dem Technik-Gewusel wahnsinnig machen kann.« Als Frauneder dann seine Box öffnet, setzt eine kurze Schockstarre ein: »Das ist Kunst. Das ist ja kein Essen mehr«, staunt er, als er die Gerichte »Onion and White Chocolate Soup« und »Tree of Life« aus der Box hebt. Sofort weiß Frauneder, dass hier ein Koch aus einem spanischsprachigen Land am Werk gewesen sein muss – Volltreffer: Denn beide Gerichte stammen aus dem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten kolumbianischen Avantgarde-Restaurant »elcielo«.

In der Analyse des »Tree of Life«-Brotes weiß Frauneder gleich, dass hier zwei Teige verwendet wurden, genau wie die Zutaten Tapioka, Queso Fresco sowie Paprika für die rote und Basilikum für die grüne Farbe. Schwerer tut er sich hingegen mit der Suppe: »Viel Umami«, stellt Frauneder fest, setzt in seinem Kochprozess jedoch auf Rinderbrühe statt auf Miso. »Es gibt überhaupt kein Fleisch in diesem Rezept«, erklärt Originalkoch Sebastián Moreno, der für seine Zwiebelasche zudem auf weiße statt auf Jungzwiebeln setzt. Auch die Menge der Suppe bringt Frauneder in Morenos Küche zum Schwitzen, der unter heftigem Zeitdruck schließlich noch kurz vor dem Anrichten nachproduzieren muss und die Teige für den »Tree of Life« kurzerhand mit Marmelade zusammenklebt. »Es ist irgendwie süßer«, stellt die Jury fest, die jedoch die Cremigkeit der Suppe und den erfrischenden kalten Schokoladenpuder lobt: »Ich liebe es«, erklärt eine Testesserin. Und auch Originalkoch Moreno zeigt sich begeistert: »Ich bin ziemlich beeindruckt und bewundere die Art, wie er gekocht hat.«


»I did it my way«

Ganz im Frank-Sinatra-Modus in New York angekommen, erhält Tim Mälzer seine schwarze Box noch direkt bei der Flaggenvergabe in China Town. »Was ist dein Problem?«, fragt Mälzer seinen Kontrahenten, der nicht glauben kann, dass seine Verkostung direkt startet. Als sich Frauneder dann verabschiedet, wird es für Tim Mälzer ernst, bitter und vor allem scharf. Denn völlig verwirrt blickt dieser auf das bangladeschische Gericht »Chotpoti«, das bei Mälzer nur Fragezeichen hinterlässt: Ein »Cornflakes-Auflauf« stößt Mälzer aus, oder in anderen Worten: »Resterampe at it’s best.« Auch während dem Probieren kann Mälzer das Chotpoti »nichtmal ansatzweise einer Nation zuordnen« und schmeckt so mal osteuropäische, mal Tex-Mex oder aber Middle-East-Aromen heraus. Doch »Mr. Kitchen Impossible« ahnt bereits, dass auch die Küchensituation schwierig werden könnte: »Ich hoffe nicht, dass es so ein Streetfood-Ding wird.«

Doch genau das soll eintreten: Denn nach einer erfolgreichen Shopping-Tour mit zahlreichen Hinweisen und bepackt mit den richtigen Zutaten, kommt Mälzer zu einem Streetfood-Truck zu Originalkoch Naeem Khandaker, wo er mit seinen Vorbereitungen loslegt. Dank seiner guten Analyse und Unterstützung durch den Supermarkt-Mitarbeiter fällt Mälzer die anfängliche Zubereitung erstaunlich leicht: Denn neben der Tamarindensauce, den geriebenen Kartoffeln und Eiern, bereitet der 52-Jährige auch die Kichererbsen und die Gewürzmischung gekonnt vor. »Ich bin beeindruckt«, erklärt Khandaker, der jedoch kurz vor dem Servieren ein absolutes No-Go beobachten muss. Denn obwohl Mälzer versteht, dass hier mit verschiedenen Schichten gearbeitet wurde, rührt er die Zutaten am Ende doch zusammen und macht »eine Art Eintopf«. Für den Originalkoch ist klar: »Dadurch hat etwas gefehlt.« Die Jury hingegen ist überwiegend positiv gestimmt: »Er hat es fast perfekt kopiert«, meint ein Testesser zur Dekoration, während ein anderer erklärt: »Die Geschmäcker waren da, aber in anderen Verhältnissen.« Originalkoch Khandaker ist mit dem Endergebnis des »Küchenbullen« mehr als happy: »Er ist sehr nah an das Original rangekommen. Wirklich erstaunlich.«

Voodoo Kitchen

»Was geht denn hier ab?«, fragt Edi Frauneder, als er in New Orleans an einer Kirche abgesetzt wird, in der ein Gospelchor auf ihn wartet. Doch neben gesanglicher Begleitung findet der österreichische Spitzenkoch auch seine schwarze Box am Altar, die sein Herz beim Öffnen höherschlagen lässt: »Das ist Soulfood«, freut sich Frauneder, der direkt weiß, dass es sich hierbei um die Seafood-Suppe »Gumbo« und süßen »Breadpudding« handelt. »Das hat mich schon an Wien und Österreich erinnert und meine Zeit in der Backstube von meinem Vater«, schwelgt der gelernte Bäcker in Erinnerungen an das österreichische Dessert »Scheiterhaufen«. Mit viel Freude auf die Challenge hofft Frauneder am Vortag noch auf einen »Home-Run«. Doch angekommen im Traditionslokal »Lil Dizzy’s« bei Originalkoch Wayne Baquet Senior kommt dann doch langsam die Nervosität, die direkt von technischen Problemen gekürt wird.

Denn statt altem Brot für den Breadpudding muss Frauneder frisches Baguette im Ofen trocknen, der jedoch nicht auf die gewünschte Temperatur kommt. Nebenbei muss in der kleinen Küche dann auch noch kurzerhand die Fritteuse für den laufenden Betrieb ausgetauscht werden, was für ein noch größeres Chaos sorgt. Seine Kampfeslust verliert der Koch trotz Irritationen aber nicht und verfrachtet kurzerhand eine Voodoo-Puppe in Gedenken an Tim Mälzer auf den Herd, bis diese peu à peu durchschmort. Beim richtigen Kochvorgang und der Auswahl der Produkte läuft es für den Koch dann aber besser. Er schmeckt neben dem richtigen Seafood und der Mehlschwitze sogar das Sassafrass-Gewürz heraus. Im Gegensatz dazu kritisiert Originalkoch Wayne Baquet Senior Frauneders Hühnerbrühe, den fetthaltigen Schinken und die Wahl der falschen Wurst: »Das machen wir hier nicht.« Auch beim Dessert tun sich Probleme auf: Statt des Fruchtcocktails im Breadpudding greift Frauneder ausschließlich zu Birne und verwandelt die Rum-Sauce in eine Bourbon-Sauce. »Die Sauce ist dicker«, findet ein Testesser, während ein anderes Jurymitglied von Frauneders Kreation angetan ist. Trotz stärkerer Schärfe und Würze kommt auch die Gumbo-Suppe gut an: »Köstlich«, findet die Jury.


»Zäh wie Leder«

Angekommen in Kansas City geht es für Tim Mälzer in seiner letzten Challenge der USA-Edition erst einmal ins Football-Stadion, wo er die heiligen Hallen der Kansas City Chiefs mit Superbowl-Gewinner Mitchell Schwartz erkunden darf. Im Anschluss an ein kurzes Training wartet auf den 52-Jährigen dann auch seine schwarze Box, die eine standesgemäße Mahlzeit bereithält: »Geil, geil, geil«, schwärmt Mälzer, als er Chicken Wings, Brisket und Mac and Cheese verkostet. Doch die Euphorie weicht schnell Demut: »Eigentlich ist es die unfairste Aufgabe ever«, erklärt Mälzer, der genau weiß, welche Wissenschaft hinter dem amerikanischen Barbecue steckt. Durch die lange Garzeit des Fleisches darf der »Küchenbulle« immerhin noch am selben Tag loslegen.

Im Barbecue-Restaurant »Q39« bei Originalkoch Philip Thompson startet Mälzer direkt mit seiner Vorbereitung der Trockenmarinade und der Bearbeitung der Rinderbrust. Dabei wird schnell klar, dass die größte Herausforderung darin liegen wird, das Fleisch zart und saftig hinzubekommen: »Wenn du zu viel Fett wegschneidest, kann es im Kochprozess austrocknen«, erklärt Thompson, der von Mälzers Marinade begeistert ist: »Wirklich perfekt.« Problematischer läuft es hingegen am nächsten Tag für Mälzer, der seinen Rub auf dem Brisket fälschlicherweise über Nacht hat einziehen lassen: »Mein Fleisch hat ganz schön viel Geschmack«, bemerkt der TV-Koch und kratzt einen Großteil der Marinade kurzerhand ab, bevor das Stück in den Smoker wandert. Auch die zugegebene Rinderbrühe lässt Mälzer beim zweiten Räuchervorgang weg, wodurch das Fleisch zu fest und »zäh wie Leder« wird. Schnell schneidet der Profi um die trockenen Stellen herum und serviert die geretteten Stücke mitsamt Chicken Wings, die Mälzer statt mehreren Back- und Frittier-Prozessen lediglich zweifach frittiert hat. Während der Jury bei den Wings die Knusprigkeit fehlt, sind die Tester jedoch bei Brisket und Mac and Cheese hellauf begeistert: »Insgesamt fantastisch«, findet eine Testesserin, während ein anderes Jury-Mitglied sogar meint: »Vielleicht einen Hauch besser als das, was ich im Q39 hatte.«


Das Ergebnis im Überblick

Tim Mälzer:
Streetfood-Stand in Queens, New York: 7,3
»Q39« in Kansas City, Kansas: 6,5
Gesamtpunkte: 13,8

Edi Frauneder:
»elcielo« in Washington D.C., Washington: 7,3
»Lil Dizzy's« in New Orleans, Louisiana: 6,4
Gesamtpunkte: 13,7


Haarscharfer Siegeszug

Nach ihrer ersten Runde liegen Tim Mälzer und Edi Frauneder mit jeweils 7,3 Punkten im unglaublichen Gleichstand. »Wie krass ist das denn«, stößt Mälzer aus, der Frauneder einen Vorschlag macht: »Entweder du bist neugierig und willst deine Punkte wissen oder du hast Cojones«, grinst Mälzer, der Frauneder vorschlägt, die Punkte aus Runde 2 erst ganz zum Schluss zu offenbaren. Der österreichische Spitzenkoch willigt kampfeslustig ein und verliert am Ende um nur 0,1 Punkte gegen Mälzer, der sich mit einer sehr hohen Punktezahl von 13,8 dann doch noch die Krone holen kann. »Ich wünsche mir, das Gleiche nochmal zu machen«, erklärt Mälzer, der sogar noch einen ganz anderen Vorschlag an seinen Kontrahenten Edi Frauneder richtet: »Oder was hältst du davon: Du bist der Tim Mälzer in Amerika?«

Zum Nachlesen: Episoden-Guide – Kitchen Impossible, Staffel 8, Folge 7

Ausblick

Die nächste und letzte Folge der achten Staffel »Kitchen Impossible« wird am 2. April 2023 um 20.15 Uhr auf »VOX« sowie »RTL+« ausgestrahlt. Dann heißt das Duell: Tim Mälzer vs. Tim Raue vs. Hans Neuner in der Best-Friends-Edition.


ALLE FOLGEN IM ÜBERBLICK

12.2. Tim Mälzer vs. die Stembergs
19.2. Tim Mälzer vs. René Frank
26.2. Tim Mälzer vs. Thomas Bühner
5.3. Tim Mälzer vs. Elif Oskan & Markus Stöckle
12.3. Tim Mälzer vs. Philipp Vogel
19.3. Tim Mälzer vs. Graciela Cucchiara
26.3. USA-Edition (Tim Mälzer vs. Edi Frauneder)
02.04. Best Friends-Edition (Tim Mälzer vs. Tim Raue vs. Hans Neuner)

Pia Schorlemmer
Pia Schorlemmer
Autorin
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