»Österreich express« ist das lesbare Äquivalent zu einem mehrtägigen privaten Kochkurs mit Katharina Seiser.

»Österreich express« ist das lesbare Äquivalent zu einem mehrtägigen privaten Kochkurs mit Katharina Seiser.
© Vanessa Maas/Brandstätter Verlag

Mei liabste Speis: Katharina Seisers »Österreich Express«

Bestsellerautorin Katharina Seiser ist vor allem für ihre vegetarischen und veganen Kochbücher berühmt. Nun hat sie ein sehr persönliches Buch voller Greatest-Hits-Gerichte geschrieben, aus dem jeder Koch und jede Köchin einiges lernen kann.

Wer Katharina ­Seiser nur als Autorin veganer und vegetarischer Kochbücher kennt, der unterschätzt sie gewaltig. Es gibt wenige Menschen in Österreich, die mehr über Essen und Kochen wissen als sie, egal, ob es aus Tieren oder Pflanzen gemacht ist. Im ­Vorwort ihres neuesten Buchs – es ist ihr neunzehntes! – schreibt sie als ersten Satz: »Essen ist mein Leben, und das war immer schon so«, und erzählt dann die Geschichte, wie sie angeblich beim Mittagessen immer schon gefragt hat, was es am Abend gibt. Und genauso schön und gut, wie man sich das von so einer essverrückten Autorin erwartet, ist das Kochbuch geworden.

Seiser nennt das Buch »ihr bisher persönlichstes«, und auch wenn es »Österreich express« heißt, wäre »Meine liebsten Gerichte« ein ebenso guter Titel gewesen: Die Rezepte sind eine Sammlung an Greatest Hits der österreichischen und/oder ­Seiser’schen Küche, die Gerichte, die sie und ihr Mann (ihm ist das Buch gewidmet) sich selber gerne zu Hause machen.

© Vanessa Maas/Brandstätter Verlag

Ihr legendärer Pfirsich-Paradeiser-Salat mit Estragon und Schafkäse ist dabei, die Pasta mit Speck und Wein ihrer Mama, Eiernockerl, Käsespätzle, Kaiserschmarren – alles Crowd-Pleaser, die halt zufällig auch recht schnell gehen, und wenn sie im Original doch mal etwas länger dauern, wie überbackene Schinkenfleckerl, hat Seiser sich eine schnelle Lösung für sie einfallen lassen, in dem Fall eine flachere Pfanne und weniger tiefe Fleckerlschichtung.

Aber das Buch bietet weit mehr als Rezepte für großteils bekannte Gerichte. Es zu lesen, ist ähnlich, wie einen Abend mit Katharina Seiser bei ihr zu Hause zu kochen, bloß noch besser, weil es viel mehr Informationen enthält, als sie Ihnen jemals an nur einem Abend erzählen könnte. Als Leser bekommt man den Eindruck, dass sie einem fast alles Wichtige verrät, was sie übers Kochen weiß – und wer sie kennt, der weiß, dass das sehr, sehr viel ist.

Seiser lässt uns in ihre Küchenkastln schauen, zeigt uns ihre Pfannen und Töpfe, Waagen und Gabeln, ihre Gewürze, Saucen, den Kochwein und den Noilly Prat, mit dem sie so gern ihr Essen abschmeckt.
© Vanessa Maas/Brandstätter Verlag
Seiser lässt uns in ihre Küchenkastln schauen, zeigt uns ihre Pfannen und Töpfe, Waagen und Gabeln, ihre Gewürze, Saucen, den Kochwein und den Noilly Prat, mit dem sie so gern ihr Essen abschmeckt.

Sie lässt uns in ihre Küchenkastln schauen, zeigt uns ihre Pfannen und Töpfe, Waagen und Gabeln, ihre Gewürze, Saucen, Kochwein und den Noilly Prat, mit dem sie so gern ihr Essen abschmeckt. Sie erklärt, ­warum sie rote Zwiebel lieber roh isst als zum Kochen zu verwenden, wie sie ihr Holzschneidbrett pflegt und warum es überhaupt aus Holz ist.

Was für eine gute Rezept- und Essenschreiberin Seiser ist, zeigt sich spätestens, wenn man die »Rezepte« für Sardellenbrot oder Erdäpfel mit Leinöl liest oder ihre ausführliche, zweiseitige Anleitung für grünen Salat. Was bei anderen banal ausfallen würde, wird hier zu einem kochphilosophischen Lesegenuss. Es ist fast unmöglich, das Buch zu lesen und nachher kein besserer Koch oder Köchin und Katharina-Seiser-Fan zu sein. Wir bringen drei der Rezepte zum Ausprobieren.

Rezepte zum Nachkochen:

Foto beigestellt

»Österreich express«
Katharina Seiser
Brandstätter Verlag 2023
288 Seiten
36 Euro


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Tobias Müller
Autor
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