Gütesiegel können eine Entscheidungsbasis beim Fischkauf bieten.

Gütesiegel können eine Entscheidungsbasis beim Fischkauf bieten.
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MSC, ASC, GGN & Co: Die wichtigsten Fisch-Gütesiegel

Fisch ist nicht gleich Fisch. Wir haben für Sie die bekanntesten internationalen Gütesiegel verglichen, damit Sie bei Ihrem nächsten Einkaufstrip besser informiert sind.

Gütesiegel auf Fischverpackungen gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Gerade jetzt zur Fastenzeit, wenn vermehrt Fisch auf den Tisch kommt, wird sich der ein oder andere fragen, welche der Fisch-Gütesiegel glaubwürdig sind und welche lediglich Greenwashing nahelegen. Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, haben wir die wichtigsten internationalen Siegel für Fisch einmal näher für Sie unter die Lupe genommen. Laut Greenpeace könne man aufgrund der immer noch zu unterschiedlichen Standards zwar keinem wirklich blind vertrauen, aber zumindest hätten sie zu einem weitflächigen Umdenken in der Fischfangindustrie geführt.

Marine Stewardship Council (MSC)

  • Mit dem MSC-Siegel wird ausschließlich Wildfisch zertifiziert und es ist wohl das am häufigsten auf Verpackungen von Fischprodukten vertretene Gütesiegel.
  • Es wird an Betriebe vergeben, die die Meere nach bestimmten Standards nachhaltig befischen.
  • Die Einhaltung dieser Kriterien wird regelmäßig von unabhängigen Gutachtern geprüft. Gegründet wurde die gemeinnützige Einrichtung 1996 von der Umweltorganisation WWF und dem Lebensmittelkonzern Unilever.
  • Kritik gibt es vonseiten Greenpeace vor allem, weil das Gremium hochindustrialisierte, ausbeutende und Beifang produzierende Massenfischerei, beispielsweise von Alaska-Seelachs, nicht ganz ausschließt. 

»Friend of the Sea« (FOS)

  • Das »FOS-Siegel« ist ein Gütesiegel für Aquakulturen und Wildfisch.
  • Laut des Umweltverbands NABU sei es höher anzusehen als die MSC- oder ASC-Siegel, was u. a. an den strengeren Regeln bezüglich des Ausschlusses überfischter Arten, dem Schutz des Meeresboden-Ökosystems und der Einhaltung einer Beifangmenge von unter acht Prozent, liegt. 
  • Man könne sich außerdem darauf verlassen, dass die Produkte von Kleinerzeugern sowie traditionell praktizierenden Fischbetrieben stammen würden. Kritisiert werden die noch nicht zufriedenstellenden unabhängigen Kontrollen und die generellen Richtlinien für den Wildfang.
  • Gegründet wurde die verantwortliche Organisation von Pablo Bray, der auch das Projekt »Dolphin Safe« ins Leben gerufen hat (siehe unten).

EU-Bio-Logo

  • Das »EU-Bio-Logo« zertifiziert nur kontrollierte Bio-Aquakulturen und schließt damit Wildfang aus. 
  • Bei der Fütterung und Haltung müssen die Richtlinien der EU-Bio-Verordnung eingehalten werden.
  • Es gilt als Garantie, dass im Futter der Fische keine Hormone oder Medikamente wie Antibiotika enthalten sind.
  • Bei allen Fischprodukten (auch weiterverarbeiteten), die das Bio-Gütesiegel tragen, müssen 95 Prozent aller Zutaten ökologischen Ursprungs sein.
  • Während der NABU dieses Fisch-Gütesiegel empfiehlt, sieht Greenpeace hier noch Raum zur Verbesserung, vor allem was die Besatzungsdichte der Aquakulturen angeht. 

Aquaculture Stewardship Council (ASC)

  • Das »ASC-Siegel« verifiziert Tilapia, Pangasius, Lachs, Garnelen, Forellen und Muscheln aus nachhaltig operierenden Fischereibetrieben.
  • Die Herkunft des Fischfutters muss transparent sein, es gibt allerdings keine Restriktionen bezüglich genetisch verändertem Futter.
  • Kranke Fische bekommen Medikamente, auch Antibiotika.
  • Für Angestellte der Betriebe gelten diverse soziale Standards.
  • Die Wasserqualität und Kulturendichte ist vorgegeben.
  • Der ASC wurde vom WWF gegründet, ist mittlerweile jedoch unabhängig. 

GGN by GlobalGAP

  • Das »GGN-Siegel« zeichnet ebenfalls nachhaltige Aquakulturen aus. GAP steht dabei für »Gute-Agrar-Praxis«.
  • Da es sich um eine B2B-Auszeichnung handelt, ist es eher selten auf Supermarktprodukten zu finden. 
  • Im Fokus der Standards stehen Transparenz unter den Produzenten sowie für den Endverbraucher, der über die 13-stellige Identifikationsnummer herausfinden kann, woher der gekaufte Fisch tatsächlich kommt.
  • Die Kriterien bewerten neben dem Tierwohl, auch die Arbeit, Umwelt und Lebensmittelsicherheit in den Fischereibetrieben.

Dolphin SAFE

  • Das »Dolphin SAFE-Siegel« ist ein Gütesiegel speziell für Thunfisch und wird dann vergeben, wenn von Fischereien Maßnahmen zum Schutz von Delfinen eingehalten werden.
  • Aktuell sind ca. 400 Thunfischproduzenten in 52 Ländern von SAFE ausgezeichnet.
  • Zwar werden die Kriterien zum Delfinschutz von sämtlichen Umweltschutzorganisationen unterstützt, allerdings sagt das Zertifikat nichts über weitere Standards aus, etwa die Nachhaltigkeit oder die Art des Fischfangs. 

Naturland Wildfisch/Aquakulturen

  • »Naturland« vergibt zwei Siegel – eines ausschließlich für Wildfische und eines für Aquakulturen. Die Vorgaben des Verband seien strenger als die des EU-Bio-Logos.
  • Das Siegel für Wildfisch verlangt neben dem Verzicht auf umweltschädigende Fangmethoden, Gentechnik und künstliche Zusätze auch Sozialrichtlinien für Fischer und Angestellte. 
  • Die Richtlinien für Aquakulturen sehen vor, dass die Fische in naturnahen Anlagen mit viel Platz aufwachsen. Der Einsatz von Hormonen ist verboten.
  • Kritisiert wurde von der NABU, dass Fischereien mit Stellnetzen in Meeresschutzgebieten zertifiziert wurden. Hier würde die Gefahr bestehen, dass beispielsweise Seevögel und Schweinswale mitgefangen werden.

Bioland – Friedfische

  • Nur für Friedfische, die sich pflanzlich und ohne industrielles Fischfutter ernähren, kommt dieses Siegel in Frage. Dies sind beispielsweise Karpfen, während Forellen ausgeschlossen sind (Forellen benötigen als Raubfische tierisches Eiweiß).
  • Die Kriterien sind unter anderem eine niedrige Besatzungsdichte, der Verzicht auf mineralische Düngung sowie naturbelassene Teiche.  
  • Zusammen mit den sieben Grundprinzipien des »Bioland«-Siegels würde das Siegel das EU-Bio-Logo noch übertreffen.

WWF-Pandabär

  • Der Pandabär des »World Wide Fund for Nature«  sagt aus, dass die Umweltorganisation den jeweiligen Fischfang befürwortet. Eigene Kriterien oder Standards liegen allerdings nicht vor.
  • »WWF« kooperiert mit Handelsketten wie »Edeka« im Bereich des nachhaltigen Fischeinkaufs. Durch die Nähe zur Industrie werde immer wieder die Unabhängigkeit der Organisation in Frage gestellt. 

Unser Fazit:

  • Jedes der Fisch-Gütesiegel hat seine positiven Aspekte, mit denen sie zu Tierwohl, Nachhaltigkeit und sozialen Standards beitragen. Und es ist zu begrüßen, wie viel sich in den Bereichen in den vergangenen Jahren durch sie getan hat.
  • Trotzdem gibt es aktuell noch kein Zertifikat für Fisch, das wirklich alle wünschenswerten Kriterien abdecken würde und damit als »100 Prozent sicher« gelten könne.
  • Im Zweifel ist wohl, genau wie bei Fleisch, der Griff zu Bio-Produkten der erste und nachvollziehbarste Schritt zu mehr Nachhaltigkeit. Aufgrund der Überfischung der Meere empfehlen wir lokale Fischzuchten.

Wenn Sie noch Inspirationen für Fisch-Gerichte brauchen, klicken Sie sich unten einfach durch unsere Rezepte!

Csilla Berdefy
Csilla Berdefy
Portal-Managerin falstaff.de / Redakteurin
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