Roman Niewodniczanski vom Weingut »Van Volxem«.

Roman Niewodniczanski vom Weingut »Van Volxem«.
Foto beigestellt

ProWein 2023: Weinpersönlichkeit Roman Niewodniczanski im Interview

Vom Weingut »Van Volxem« in Wiltingen wirft Roman Niewodniczanski einen Blick in die Zukunft – vom Saarwein bis zum Riesling.

Falstaff: Womit haben Sie aufs Jahr 2023 angestoßen? Mit Champagner, weil die zuletzt befürchtete Rezession vielleicht doch ausfällt oder zumindest mild verlaufen wird? Oder mit Selters, weil Wein- und Weltlage einen absolut nüchternen Kopf erfordern?

Roman Niewodniczanski: Selbstverständlich mit einem herrlich gereiften Jahrgangschampagner, da ich voller Optimismus bin, dass auch eine temporäre Konjunktureintrübung den weiteren Aufstieg des Saarweins nur marginal behindern oder verzögern wird. Es heißt, dass sich derzeit sowohl ganz billige als auch Luxusweine gut am Markt behaupten.

Welche Marktchancen sehen Sie für den mittleren Preisbereich, etwa zwischen acht und 25 Euro?

Ich sehe die Zukunft handwerklich aufwendig erzeugter Saarweine primär im mittleren Preisbereich und im Premiumsegment. Insbesondere der Preisbereich zwischen 15 und 25 Euro erhält dabei von uns künftig noch deutlich größere Aufmerksamkeit, da wir hier in den nächsten Jahren das volumenmäßig größte Wachstum für uns sehen. Grundvoraussetzung für künftige Erfolge ist aber, dass die ­Weine auch die Kunden entsprechend begeistern. Das Billigsegment können wir aufgrund der bei uns steillagenbedingt ex­trem hohen Produktionskosten schon seit Längerem nicht mehr bedienen, ­strebten dies aber auch nie an.

Gibt es Länder, Regionen, Rebsorten, denen Sie in Zukunft vermehrt ­Aufmerksamkeit widmen wollen?

Ich sehe für Van Volxem künftig weiteres Wachstum in Asien und Südostasien wie auch in Nordamerika und Skandinavien. Unser zuletzt rasantes Wachstum insbesondere in Schweden und Dänemark zeigt, das hier noch enormes Potenzial für trinkfreudige, aromatisch ausdrucksstarke, trockene Rieslinge mit wenig Alkohol vorhanden ist, die in diesen Märkten primär als anspruchsvolle Essensbegleiter ein­gesetzt werden.

Wein wird oft als ein besonders »emotionales« Produkt beschrieben. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Gefühle, Stimmungen, Erlebnisse oder Erfahrungen, die Menschen mit gutem Wein verbinden?

Auf Van Volxem streben wir mit unseren Weinen an, Menschen Genussmomente mit wenig Reue, also nicht allzu viel Alkohol, zu bescheren – und dies nach einer Lagerung von nicht selten zehn oder sogar 20 Jahren.

Wenn die berühmte Fee käme und Ihnen verspräche, drei Wünsche zu erfüllen, die mit Wein zu tun haben: Worum würden Sie sie bitten?

1. Dass wir Weinerzeuger zeitnah kluge technische Lösungen in den verschiedensten Bereichen unserer Weingüter finden, um den CO2-Ausstoß unserer Produktionen komplett zu eliminieren.

2. Das der Klimawandel sich nicht in zu trockenen Sommern in unseren Weinbergen manifestiert.

3. Dass sich die in den letzten Jahren bereits rasant gestiegene Wertschätzung insbesondere der trockenen und ­moderat feinherb ausgebauten
Weine von Mosel und Saar in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit derselben Geschwindigkeit fortsetzt
wie zuletzt.


 

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
Mehr zum Thema