© David Hockney

»Schokolade ist meine Leinwand«: Über die Kunst der vergänglichen Genüsse

Jede Praline ein handgemachtes Unikat, kunstvoll verziert und gefüllt mit regionalen Köstlichkeiten. Falstaff im Interview mit der talentierten Chocolatière hinter den Kunst-Pralinen von »Nebula Chocolate«.

Ein Wintertag mit phänomenalem Ski-Wetter. Die Pisten sind frisch, die Bombardinos auf der Hütte hauchen dem Esprit wieder frischen Geist ein. Bei der Abfahrt wird der Untergrund auf einmal ruppiger und die weichen Beine kommen ins Arbeiten, unter den Skiern fängt es an zu knirschen – eine Buckelpiste nimmt ihren Anfang. Während sich die Augen langsam öffnen, holt einen der sommerliche Tag zurück ins Hier und Jetzt. Die Reste der Schokolade einer Praline, die Chocolatière Eszter Lukenics lieblich »Buckelpiste« getauft hat, schmilzen im Mund und hinterlassen, wie auf der Skihütte, einen Hauch des feinen Eierlikörs, mit dem sie gefüllt sind.

Die zwei Hügel der gewölbten Pralinenform aus weißer Schokolade sind verziert mit schneespurartigen, blauen Streifen und goldenen Punkten. Von der kulinarischen Sinnesreise auf den Berg und zurück in die Gegenwart bleiben nur Kakaobohnen-Fragmente zurück, die an die steinige, schneebedeckte Erde erinnern – ein einzigartiges, schokoladiges Meisterwerk und vergänglich wie die Erinnerung an den Skitag mit Bombardinos und Buckelpiste.

Die lange Reise zu »Nebula Chocolate«

Die Welt der Schokolade ist reich an verführerischen Aromen und kulinarischen Meisterwerken. Inmitten dieses betörenden Universums macht sich eine talentierte Chocolatière mit Leidenschaft und Kreativität einen Namen. Unser Autor traf sie für ein Gespräch über ihre inspirierende Reise vom heimatlichen Ungarn über Japan bis nach Wien sowie ihre einzigartigen Kreationen, die sie unter dem Namen »Nebula Chocolate« zum Leben erweckt.

Ich bin sehr viel gereist und ich wollte immer was mitnehmen, ein Mitbringsel. Und es gibt immer sehr viele Souvenirs und die sind überall gleich. Man kriegt die gleiche Schokolade, die gleiche Tasche, nur statt Rom steht Budapest drauf. Und ich wollte etwas Einzigartiges machen.
– Eszter Lukenics

Im zauberhaften Ambiente ihres kleinen Ateliers, erzählt die Chocolatière von ihren Anfängen und ihrer Leidenschaft für kunstvoll verzierte Pralinen. Von der Liebe zur Kulinarik und angewandter Kunst bis hin zu inspirierenden Momenten aus ihrem Leben – Einflüsse, die zur Gründung der One-Woman-Show namens »Nebula Chocolate« führten.

Die Vergänglichkeit im Schönen

Die Essenz der Vergänglichkeit als wesentlicher Aspekt des Schönen wird zum zentralen Thema des Gesprächs. Wie die Pralinen selbst sind auch die kostbaren Momente, die wir erleben, flüchtig. Eszter Lukenics erzählt von der Sehnsucht, etwas Einzigartiges zu schaffen, das die Erinnerungen an diese flüchtigen Augenblicke bewahrt. »Man kann nicht die ganze Zeit im Glück schwimmen. Der Alltag ist nicht leicht. Aber es gibt immer diese kleinen Momente jeden Tag, die einem Energie geben. Und ich versuche diese Momente, Gefühle oder Gedanken in den Pralinen zu konservieren«, sagt sie enthusiastisch.

Ein Hauch von Jackson Pollock

Für die Ästhetik und die Verzierungen der Pralinen holt sich Eszter Lukenics regelmäßig Inspiration aus den zahlreichen Wiener Museen, allen voran dem Kunstforum mit Werken moderner Kunstrichtungen, die sie mit ihren lebendigen Farben und dynamischen Formen besonders anzieht.

Das ist wirklich ein einzigartiges Erlebnis, weil die Praline, die man isst, die gibt es nur einmal. Und meine Füllungen, die sind alle frisch gemacht, mit Obers und ohne Transfette. Dafür sind sie weniger haltbar, aber schmecken umso besser. Also das ist eigentlich wie Kuchen. Also ein Kuchen von einer Konditorei und ein Supermarkt-Kuchen wird nie gleich gut sein.
– Eszter Lukenics

Einzigartige Geschmacksvielfalt ist ein Markenzeichen der Pralinen von »Nebula Chocolate«. Denn sie sind vor allem eins: viel Experimentierfreude, ein Hauch von Jackson Pollock und regional handgearbeitete Zutaten, mit denen ungewöhnliche Geschmackskombinationen entstehen. Jedes Rezept wird über Monate sorgfältig entwickelt, mehrmals getestet und nur mit natürlichen Zutaten hergestellt, um eine harmonische Balance von Geschmack und Qualität zu gewährleisten.

Ein exzellentes Foodpairing

Die harmonische Kombination von Schokolade und Wein ist ein Thema, das auch Eszter Lukenics nicht loslässt. Als Pairing empfiehlt sie Champagner zu leichteren, süßen Kreationen und kräftigere Rotweine zu herberen, dunkleren Varianten ihrer Pralinen.

Die Zukunft für Nebula Chocolate – haben Sie noch zwei Stunden? Ich habe so viele Ideen. Das ist das eigentliche Problem, dass es zu wenig Zeit gibt und zu viele Ideen. Ich werde nie Masse produzieren wollen. Meine Vorstellung für die Zukunft ist sicher nicht, dass ich dann mit Maschinen tonnenweise Nebula Schokolade produzieren. Ich werde weiterhin klein produzieren und liebe es einfach, Leute gute Schokolade und Pralinen verkosten zu lassen.
– Eszter Lukenics

Die wundervollen kleinen Köstlichkeiten gibt es unter nebulachocolate.at.

Ferdinand von Vopelius
Ferdinand von Vopelius
Portalmanager Österreich
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