In der »Piz Boè Alpine Lounge« genießt man traditionelle Gerichte der Südtiroler Küche, modern interpretiert.

In der »Piz Boè Alpine Lounge« genießt man traditionelle Gerichte der Südtiroler Küche, modern interpretiert.
© Grigis Roberto

Skihütten: Aprés-Ski für Gourmets

Trüffel, Kaviar, Austern und Champagner – Klingt abgehoben, muss es aber nicht sein: Warum Bodenständigkeit trotz Höhenluft angesagt ist und welche Gourmet-Skihütten die exklusivsten sind.

Einmal mehr war es Adi Werner, der den Riecher für das Besondere hatte: Dem legendären Patron des »Arlberg Hospiz Hotels« war schon vor mehr als 30 Jahren klar, dass die gut betuchte Alpen-Klientel stets Ausschau nach Superlativen hält und sich wohl irgendwann einmal am Kaiserschmarren satt gegessen haben wird. Nun gut, der Kaiserschmarren ist noch immer ein Renner, doch die Idee von Adi Werner zeigte sich als wegweisend: Er gab seiner »Hospiz Alm«, dem edlen Ableger seines Hotels im Skihütten-Stil, ein Story-telling – und zwar, indem er auf Weine aus Großflaschen setzte, vorzugsweise Bordeaux, und den in Gebinden bis zu 21 Litern.

Seitdem werden auf der Skihütte Tropfen in einem Preissegment ausgeschenkt, von dem so manches Luxusrestaurant in den Metropolen dieser Welt nur zu träumen vermag. Auch wenn der Weinkeller in der »Hospiz Alm« heute bis zu sechs Millionen Euro wert sein soll – über Preise spricht man nicht gerne. Schon gar nicht am Tisch. »Da geht es um Diskretion«, sagt Sommelier Karl-Heinz Pale, der die Weine gerne mit Automarken vergleicht. »Hier hätten wir den Audi A8, das wäre der Rolls-Royce und hier steht der Ferrari.« Und wenn sich jemand für einen kleinen Landrover entscheidet, ist das auch in Ordnung für ihn.

Seit Dezember 2022 dürfen sich Weinliebhaber:innen über eine umfassende Ergänzung der Weinsammlung am Arlberg in Form eines neuen Wine Dome freuen.

Exklusiv, aber bodenständig

Wie in Lech am Arlberg, so ging man auch in anderen Highend-Skigebieten mit der Zeit und bot seinen Gästen immer mehr Exklusivität, Qualität – und ja, auch Luxus. Ein gutes Beispiel dafür ist die kleine Berggemeinde Findeln in den Walliser Alpen, hoch über Zermatt auf 2100 Metern Seehöhe. Vor hundert Jahren begannen die Bauern im Ort, Suppe, Milch und Tee an die Wanderer zu verkaufen. In Findeln ist auch Vrony Cotting-Julen aufgewachsen – in einem romantischen Bergbauernhaus. Ab den 1950er-Jahren verwandelte der Wintertourismus das kleine Dörfchen in eine Luxusdestination.

Das Bergbauernhaus von damals heißt heute »Chez Vrony« und zählt zu den angesagtesten Skihütten der Welt. Die kleine Vrony von damals ist hier heute die Wirtin, ihre Gäste sind Könige und Prinzen, Pop-Stars und Aktienmillionäre, aber auch »ganz normale Menschen«, wie sie betont. Unterschied mache sie keinen. Und das ist auch das Besondere an Hütten wie diesen: Trotz der luftigen Höhe bewahrt man sich am Ende auch ein gesundes Maß an Bodenständigkeit.


Hospiz Alm – Arlberg

© Anne Hunek

Einkehrschwung für alle, die wahre Größe zeigen wollen: Der Weinkeller beherbergt eine der umfassendsten Sammlungen an Großflaschen (um die 5000), die teuersten Tröpfchen kosten bis zu 65.000 Euro.

Wer diesen Weinkeller betreten will, sollte König bzw. Superpromi sein – oder einfach Weinliebhaber und Freund von Patron Adi Werner. Natürlich wird hier auch gespeist: Gänseleber und Krustentiere, aber auch Wiener Schnitzel und Käsespätzle.

arlberg1800resort.at


Hornköpflhütte – Kitzbühel

© Michael Werlberger

Auf 1760 Metern liegt die urige Hütte auf der Kitzbüheler Sonnenseite. Und auch der Wirt selbst ist ein Sunnyboy: Christof Müllmann lässt auf seiner Terrasse vorzugsweise Champagner-Korken knallen. Bodenständiger, aber nicht minder exquisit, zeigt sich die Karte mit Tiroler Spezialitäten und Pfannengerichten. Die Hütte gilt als Treffpunkt für die Spitzen der Kulinarik von Konstantin Filippou bis hin zum »Alpine Cuisine«-Erfinder Andreas Döllerer.

hornkoepfl.com


Alpenhaus – Ischgl

© TVB PAZNAUN-ISCHGL | kroellhannes@gmail.com

Es sind nur ein paar Schwünge von der Silvrettabahn II hinunter in das »Alpenhaus«. Auf 2300 Metern Seehöhe erklimmt man noch die paar Stufen hinauf in den ersten Stock zur VIP-Lounge.
Serviert wird Haute Cuisine wie Pot-au-feu vom Hummer und Bodenständiges à la Brein-, Blut- und Bratwurst. Einfädeln erwünscht ist auch in der Weinkarte: mehr als hundert Positionen – ein erquickender Slalom zwischen Grünem Veltliner und Château Pétrus um 4500 Euro.

ischgl.com


Chez Vrony – Zermatt

© Chez Vrony

Der Flammkuchen wird mit Trüffel verfeinert, die Weinkarte frohlockt mit Jahrgangs-Champagner. Früher war das »Chez Vrony« ein Bergbauernhof. Erhalten hat man sich die Qualität der Produkte, die von der eigenen Alm kommen, und die Gastfreundschaft. Nur eben, dass sich heute unter die Gäste auch Leute wie Paul McCartney oder Prinz William mischen. Für alle gleich beeindruckend: das fantastische Panorama inklusive Matterhorn-Blick.

chezvrony.ch


El Paradiso – St. Moritz

© swiss-image.ch | Filip Zuan

Zum Apéro gibt es irische Austern, das Gstaader Käsefondue wird der Einfachheit halber gleich mit einer ganzen Knolle Perigord-Trüffel serviert. Daniel Humm, einer der besten Köche der Welt aus dem »Eleven Madison Park« in New York, ist mit seinem weltberühmten »Humm Dog« auf der Karte vertreten. Wer in dem auf 99 Mitglieder limitierten »Circle St. Tropitz by el paradiso«-Club eingetragen ist, darf sich über weitere Benefits freuen.

el-paradiso.ch


Col Pradat Hütte – Alta Badia

© Love Never Ends Wedding Reportage | Ricky Gianola

Die Hütte befindet sich direkt bei der Bergstation der Col-Pradat-Bahn. Der »Adlerhorst« bietet nicht nur ein fantastisches Dolomiten-Panorama, sondern auch den direkten Blick zur angrenzenden »Oysterbar«. Dort werden neben fangfrischen Austern auch Canapés serviert. Und nachdem man seine Gäste nicht verdursten lassen will, kann hier gleich aus einer Vielzahl an Champagner-Marken gewählt werden. Passt übrigens auch perfekt zum Kaiserschmarren.

colpradat.com


Piz Boè Alpine Lounge – Alta Badia

© Grigis Roberto

Moderne Architektur anstatt hölzerner Hütten-Romantik: Aber die passt perfekt in das Alpenpanorama und spiegelt sich auch im »Kelina Restaurant« wider, in dem feinste Kulinarik der Südtiroler Küche aufgetischt wird. Davor, danach oder überhaupt lohnt sich ein Enkehrschwung in der »Lounge Boè«: herrliche Cocktails, gediegene Champagner-Auswahl und im Blick stets die Gipfel der umliegenden Bergwelt. Ein Erlebnis für höchste Ansprüche.

boealpinelounge.it/de


Erschienen in
Gourmet im Schnee 2019

Zum Magazin

Michael Pöcheim Pech
Autor
Julia Emma Weninger
Julia Emma Weninger
Chefredakteurin Online
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