Im »Hoa Rong« ist nicht nur das Interior märchenhaft. 

Im »Hoa Rong« ist nicht nur das Interior märchenhaft. 
© Hoa Rong / Nils Hasenau

Top 5 asiatische Restaurants in Berlin

In diesen fünf Berliner Restaurants warten kulinarische Feinheiten darauf, entdeckt zu werden.

Allein, über »asiatisches Essen« an sich sprechen zu wollen, überschreitet alle Grenzen der Vermessenheit. Beim Lieferservice jedweder Façon wählt man einerseits »asiatisch«, in Richtung Amerika immerhin zwischen Nord und Süd, ersteres ist per se Burger oder BBQ, zweiteres meist »mexikanisch«. Im vergleichsweise kleinen Europa wird »mediterran« angeboten, »italienisch« oder gar »osteuropäisch«. Im asiatischen Raum reicht es gerade einmal zur Kategorie »Sushi«, selten auch einmal »indisch«. Dabei ist die europäische Küche in sich keinesfalls differenzierter als die asiatische – allein mit Blick auf die Fläche. 

In Gesprächen über »einen guten Asiaten« in Berlin fällt allenfalls Duc Ngo, dessen vietnamesisch-chinesisches Imperium in jedem Jahr um einen Laden wächst. Dabei haben auch Läden jenseits des Tim Mälzer-Boxrings mediale Erwähnung verdient, das wurde besonders in den vergangenen Monaten und Jahren der Pandemie deutlich. 

»Nhat Long«

Zwar pflegt die Familie Nguyen indochinesische Esskultur in Berlins Mitte seit nunmehr zehn Jahren, doch packte Inhaber Dinh Tuan in der Pandemie den Renovierungs-Rappel. Vom grundsoliden Viet Business Lunch fand hier eine Modernisierung statt, die der Hauptstadt eine Stätte südvietnamesischer Aromen stiftet, gepaart mit thailändischen und indischen Einflüssen, geziert von kolonial-französischen Akzenten. Wer einen Crashkurs in Sake braucht – unbedingt auch in Form eines »Phojito« – und wem der Sinn nach Phở oder Bún chả, einem der besten Schweinebäuche der Stadt steht, schmiege sich in die petrolfarbenen Polster und inhaliere »Viet Vibes« des Nhat Long, im Sommer sogar außen. 

Einen besonderen Schmaus bietet der Winter in den original vietnamesisch möblierten Hallen von Dinh Tuan Nguyen, denn in den kalten Monaten kommt der Hot Pot auf den Tisch. Wer in der Tradition aufgewachsen ist, dass Brühe aus Resten, altem Gemüse und tierischem Überbleibsel zubereitet wird, erlebt hier sein blaues Wunder. Wobei dieses köchelnde Wunder sich sehr bunt gestaltet: Rinderfilet, Maishähnchen, Fisch und Meeresfrüchte in allen erdenklichen Rot-, Rosé und Lachstönen, exotisches Gemüse, Kräuterseitlinge, Pak Choi, Enoki, Ananas und Reisnudeln in allen erdenklichen Farben und Formen (all in 69,50 Euro pro Person). Wer gerne gesellig isst und seinen Fondue-Horizont erweitern will, folge dem Ruf des »Zur Sonne aufsteigenden Drachen« – »Nhat Long«. 

INFO

Nhat Long
Torstraße 210
10115 Berlin
nhat-long.de

»Oukan«

Wenn man an einem Ort in Berlin zur Ruhe kommt, der weder Spa noch das Streicheln von Tieren bereit hält, dann hier. Und das, obwohl Achtsamkeit hier großgeschrieben wird, gerade im Blick auf Tiere. Der vegane Tempel aus Tsukemono (japanische Pickles) und Tee hat im Winter vergangenen Jahres eröffnet, inspiriert von Jahrhunderte alter japanischer buddhistischer Tempelkost, namentlich Shōjin Ryōri. Alkohol müsste man dank einer Tee-Begleitung – die berlinweit ihresgleichen sucht – nicht trinken, kann man aber; nämlich in Form von Wein, Whisky, außerdem Sake und Shochu. Das »Oukan« wurde von Architekt Tadao Andō in minimalistischer Manier entworfen, geschmissen von Gastronom Huy Thong Tran Mai gemeinsam mit Geschäftsführer Trung Le und Culinary Director Martin Müller sowie Unternehmer Dr. Erik Spickschen und beraten von Mönchen. Um den riesigen Bonsai-Baum sitzend und Kabocha und Grünkohl speisend, wird das Mönchsein zu einer echten Berufsalternative. 

Zu Silvester tischt die »Oukan«-Crew übrigens nicht nur mächtig, sondern auch lehrreich auf. Denn, Hand auf’s Herz, wer kennt in diesem Menü mehr als die Hälfte aller Zutaten? Los geht es mit Gomadofu, es folgen »Tsukemono & Gurke«, dann »Shiitake & fermentierter Knoblauch«, »Shiso & Rotkohl«, »Hanabira-take & Trüffel«, »Suppe Yuba & Buchenpilze« und als Dessert kommt ein »Genmaicha & Marone« (mit Wein- und Champagnerbegleitung 250 Euro pro Person). Auf ein vokabelsicheres Jahr 2023!

INFO

Oukan
Ackerstraße 144
10115 Berlin
oukan.de

»Ryong«

Es ist auffällig – die Torstraße hat es drauf, wenn es um den asiatischen Tischkultur-Trumpf in Berlin geht. Bereits im Jahr 2016 öffnete das »Ryong« in der Torstraßen seine Türen, das Schwesternrestaurant in Prenzlauer Berg folgte vier Jahre später, inmitten der Pandemie. In beiden Fällen haben wir es mit einer japanisch-vietnamesischen Fusionsküche zu tun, in der Tor- sowie auch in der Rykestraße geht es vegetarisch, wenn nicht gar vegan zu, und an beiden Orten regnet es Burger aus Bao Buns. Im Falle der Neueröffnung ist das eine Variation Rote Beete-Tempura mit Miso-Tofu, Avocadocreme und Teriyaki-Sauce, Orange, Gurke, Römersalatherzen, Kopfsalat, frische Kräuter und Cashewkernen, serviert mit Miso glasierten Edamame. Man kann es aber auch einfach »Akane« nennen. Dazu einen »Fire and Smoke« aus Mezcal, Beeren, Holunder, Limette, Ingwer, Gurke und Minze, und Schlemmen fühlt sich plötzlich sehr gesund an.

Auch die Namen der Speisen sind so beschaffen, dass man gern und viel bestellt, dabei sei ans Herz gelegt: Teilen, was das Zeug hält. Bei einem Besuch vor Ort stellt sich heraus, dass sich herzlich wenige Vollzeit-Vegetarier und -Veganer vor Ort befinden. Wer also als bezeichnender Fleischesser in der Rykestraße 36 das Abendessen der Wahl einnimmt, spricht für den Ort. Und zwar aus einem Mund voller sautierter Austernpilze und Sake. 

INFO

Ryong
Rykestraße 36
10405 Berlin
ryong.de/

»Hoa Rong«

Benannt nach einem uralten Märchen, demnach sich ein flussaufwärts springender Karpfen in einen magischen Drachen verwandelt und damit für Regen und Wohlstand sorgte, namens »Cá Chép Hóa Rồng«. Doch ist es bei einer Restauranteröffnung praktisch, wenn sich alle Buchstaben der Schreibweise auf der ortsansässigen Tastatur befinden; nicht zuletzt im Blick auf die Berichterstattung. Jene erfolgt in diesem Falle aufgrund von einem kunterbunt und floral dekorierten Tisch zum Teilen. Dort befinden sich etwa gedämpfte Eier am Spieß mit Kokos-Sojasauce, mit Limette und Knöterich serviert, einem Salat aus Buchenpilz und Silberohr mit etlichen frischen Kräutern und geröstetem Sesam, sowie dem »Empire of Sapa« – im Wok geschwenkts Entrecôte mit allerhand Babygemüse und würziger Sauce des Hauses.

Gemäß Qualität und Frische der Zutaten, der augenschmausigen Darreichungsform sowie auch dem architektonischen Spektakel, in das man sich mit dem Tritt über die Sapa-Schwelle am eigentlich mittel-lauschigen U-Bahnhof Friedrichstraße begibt, sind die Preise im »Hoa Rong« viel zu günstig. Die Geschichte vom Karpfen, der sich durch eisernen Willen und Bemühung zum Drachen beförderte, hat sich also abermals wiederholt: Dieser Tage versorgt er Berlin Mitte mit Wein und mit Speisen. 

INFO

Hoa Rong
Georgenstraße 25
10117 Berlin
hoa-rong.com

»UUU«

In Berlin-Mitte könnte man in dieser Manier genauso weitermachen, etwa mit dem »Ishi« am Potsdamer Platz, das braucht dank Hensslers Kopf jedoch weniger medialen Rückenwind, da wäre das »Noumi«, sowohl Mitte wie Prenzlauer Berg, als auch »Bless« oder »Xigon«, sie alle sind sichere Adressen für japanisch-vietnamesische Fusionküche im Herzen der Stadt. Im ewig beinah-szenigen Wedding schwingen die Köchin Yuhang Wu mit Partner Jonas Borchers die Rührlöffel, und das tut sie mit Rückbesinnung auf chinesische Tradition, wie auch Adaption. Wohingegen einige asiatisch beeinflusste Küchen der Stadt auf verlässliche Speisekarten setzen, ticken die Uhren bei Wu radikal saisonal, ohne Rücksicht auf Verluste.

Wer hierher kommt, weiß, dass das Gericht vor einem halben Jahr vermutlich nicht mehr auf der Karte ist, dabei aber etwas, das sie heute morgen auf dem Markt für sehr gut befunden hat. Meist sind es zwei Gerichte aus ihrer Heimat, immer aber finden sie an dem runden Tisch im Restaurant statt und immer sind sie lokal. Wenn auf dem traditionellen Rezept Taro-Wurzeln genannt sind, tut es im Sprengelkiez auch mal eine Pastinake. Ein vegetarisches Menü mit nichtalkoholischer Begleitung kostet 129 Euro, inklusive dabei der selbstfermentierte Kombucha zum Hineinlegen. Vielleicht aber lieber nicht, es sitzen ja noch andere mit am Tisch. 

INFO

UUU
Sprengelstraße 15
13353 Berlin
uuu-berlin.de

Juliane Eva Reichert
Autor
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