In der »Veganen Fleischerei« gibt es neben fleischfreien Braten und Wurstspezialitäten auch Wein.

In der »Veganen Fleischerei« gibt es neben fleischfreien Braten und Wurstspezialitäten auch Wein.
© Createsome Community UG

»Vegane Fleischerei« in Dresden eröffnet

Dresden ist um eine Metzgerei der besonderen Art reicher: Eine Fleischerei, in der es kein Fleisch gibt.

Als Anfang des Jahres »Die Vegane Fleischerei« im Dresdner Szeneviertel Neustadt die Tür aufschloss, gab es lange Schlangen vor der Tür – bis zu 50 Meter lang. Länger waren nur noch die Kommentarspalten: 6.790 Kommentare verzeichnet die Lokalzeitung unter einem Teaserbild für den kostenpflichtigen Artikel im Onlineauftritt auch nicht alle Tage. In den Kommentarspalten machte sich schnell Häme breit: Fleischerei? Da muss es doch Fleisch geben! Und wenn es da vegane Produkte gibt, dann sei es eben keine Fleischerei, sondern ein (sehr beliebt:) Blumenladen. Im wirklichen Leben war das Verständnis größer, und die Neugier hält an: Kaum schließt Mitgründer Nils Steiger um halb zwölf den Laden auf, ist er auch schon voll.

Kundin Nummer eins gehört prinzipiell zur angestrebten Zielgruppe: »Wir wollen vor allem Nicht-Veganer ansprechen mit unseren Produkten – die Veganer kommen ja sowieso, sie müssen wir nicht überzeugen, dass es schmeckt!« Zur Idee der veganen Fleischerei kam Nils Steiger in London, dort sah er einen »Vegan Butcher« – wie überhaupt: worüber man sich 2023 in Dresden aufregt, kaufen in Texas, New York, Los Angeles, Palm Springs, Berkeley oder Toronto schon länger Menschen ein, die sich vegan ernähren.

Steiger lebt vegan, ist aber nicht vom Fach. Also holte er sich Hilfe: Andreas Henning ist Gastronom und betreibt in Dresden die beiden Gaststätten »Der Dicke Schmidt« und »Steffenhagen«. Dort kocht Daniel Quis – und dort im Steffenhagen wird derzeit auch noch produziert. Vierter im Bunde ist der Unternehmer Stefan Meyer-Götz, den die meisten Dresdner bis dato eher mit Kaffee in Verbindung gebracht haben. »Wir suchen aber neue Räumlichkeiten, denn im ›Steffenhagen‹ wird es bei dem Zuspruch der veganen Fleischerei langsam zu eng«, berichtet Steiger.

Etwa 70 Prozent der Produkte in der »Veganen Fleischerei« sind hausgemacht, die restlichen 30 Prozent werden extern eingekauft. Was im Angebot ist, etwa veganer Sauer- oder Hackbraten sowie fleischfreies Gulasch oder Soljanka, trifft offensichtlich den Geschmack des Viertels.

Das Angebot umfasst Artikel, die auf dem Schild meistens mit einem »wie« versehen werden müssen. Denn die Lebensmittelüberwachung hat ein strenges Auge auf möglicherweise verwirrende Begriffe und traut den Kunden wohl nicht allzu viel Phantasie oder Mitdenken zu: die grobe Leberwurst wird zur Groben, der Heringssalat zum Eriksalat. Den Kunden ist’s egal: sie fragen, lassen sich beraten, kaufen und kommen wieder. Nur die sehr raren (und guten) Weine von Alexandre Dupont de Ligonnès mussten sich nicht anpassen – sie sind eine fertige Ergänzung im Angebot. Und das in einer Fleischerei, in der es kein Fleisch gibt.

INFO

Die Vegane Fleischerei 
Bischofsweg 20
01099 Dresden
Deutschland
vegane-fleischerei.de


Ulrich van Stipriaan
Ulrich van Stipriaan
Blogger
Mehr zum Thema
Mediterrane Küche, die weit reicht: »ElbUferei« in Dresden.
Restaurant der Woche Deutschland
Restaurant der Woche: »ElbUferei«
Im Restaurant »ElbUferei« gibt es mediterrane Gerichte, die mit würzigen Geschmackskomponenten...
Von Ulrich van Stipriaan