Völlig schwerelos: Whisky reift im Weltall

Der japanische Getränke-Multi Suntory will herausfinden, welchen Einfluss die Gravitation auf die Reifung des Alkohols hat.

Welches Reifepotenzial für Alkohol in einer Umgebung mit geringer Gravitation gegeben ist, das wollen nun japanische Forscher des Getränkeunternehmens Suntory herausfinden. Zu diesem Zwecke startet ein groß angelegtes Whisky-Experiment. In Zusammenarbeit mit der Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA) werden demnächst die ersten Versuche im japanischen Forschungsmodul mit dem Spitznamen »Kibo« der ISS stattfinden. Am 16. August werden die ersten Proben ins Weltall gebracht, heißt es in einer Aussendung von Suntory.

Wie reift Alkohol
Das Experiment gliedert sich in zwei Gruppen: in Gruppe eins ist die Dauer mit einem Jahr festgelegt, Gruppe zwei darf zwei oder sogar mehr Jahre im Weltall reifen. Während ein Sample auf der ISS lagert, wird ein Vergleichssample in Japan über den gleichen Zeitraum reifen. Ausgehend von dem Fakt, dass die meisten alkohilischen Getränke mit voranschreitender Reife einen milderen Geschmack entwickeln, wollen die Forscher mit ihren Experimenten Licht hinter diesen Prozess bringen. Vermutet wird, dass multidimensionale, komplexe Molekülstruktur aus Wasser, Ethanol und anderen Bestandteilen in alkoholischen Getränken einen Einfluss auf die Milde haben. In Zusammenarbeit mit mehreren japanischen Universitäten sind dem Weltraum-Projekt bereits mehrere Studien vorangegangen, die die Vermutung nahelegen, dass sich Milde besser in Umgebungen entwickelt, in denen der Konvektionsstrom von alkoholischen Getränken unterdrückt wird, wie es etwa in der Schwerelosigkeit der Fall ist. Eine Vermutung, die nun überprüft werden sollte.

»Supernova« im Whisky-Glas
Mit einem ähnlichen Weltraum-Experiment sorgte vor rund einem Jahr Ardbeg für Aufsehen. Nach drei Jahren im Weltall »landete« eine Probe des schottischen Whiskys wieder auf der Erde. Zu diesem Anlass brachte Ardbeg dann eine limitierte Sonderauflage seines torfigsten Single Malt Whiskys »Supernova« auf den Markt. »Dies ist zwar ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer für die Whiskyforschung. Unser Team hofft, herauszufinden, wie sich die Geschmacksnuancen unter unterschiedlichen Gravitationsbedingungen entwickeln. Die Ergebnisse können den Reifungsprozess für Whisky von Grund auf revolutionieren«, meinte damals Distiller und Projektleiter Bill Lumsden, der gerade erst kürzlich bei der IWSC in London als »Master Blender/Distiller of the Year«ausgezeichnet wurde. 

(Redaktion)

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