Wie sich die Hitze auf das Weinjahr 2015 auswirkt

Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut blickt gespannt auf die nächsten Tage.

Die außergewöhnliche Hitze dieses Sommers ist Dauerthema in den Medien. In Deutschland und weiten Teilen Mitteleuropas sorgt ein Hochdruckgebiet für Hitze und Niederschlagsmangel. Viele Winzer und Weinliebhaber machen sich Sorgen darüber, wie die Weine 2015 in Sachen Qualität und Quantität aussehen werden. Falstaff Online hat mit Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut gesprochen und ihn zur aktuellen Situation in den Weingärten befragt.

FALSTAFF: Welche Maßnahmen können Winzer treffen, um ihre Trauben vor großer Hitze zu wappnen?
BÜSCHER: Im überwiegenden Teil der deutschen Weinberge haben die Reben die Hitze recht gut verkraftet. Junge Reben, mit einem noch nicht so gut ausgeprägten Wurzelwerk, oder Anlagen auf leichten Böden mit geringer Wasserspeicherkraft, müssen jedoch bewässert werden. Die Stöcke können zudem durch die Entfernung von Trauben entlastet werden, um den Trockenstress abzumildern. Wichtig ist zudem eine wasserschonende Bodenbearbeitung.

Ist die andauernde Hitze noch gut für die Qualität des Weines?
Ein Vorteil der trockenen Witterung ist, dass die Winzer in diesem Jahr so gut wie keine Probleme mit Krankheiten haben. Auch die Mostgewichte entwickeln sich gut. Was die Weinqualitäten angeht, kann man zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass die Voraussetzungen für einen guten Weinjahrgang 2015 absolut gegeben sind. Wir brauchen allerdings bis zur Lese schon noch ein wenig Regen und zur Erntezeit eine möglichst trockene Witterung.

Welche Hitzeschäden kann es konkret geben?
Wenn aufgrund des Wassermangels die Verdunstung und die damit verbundene Kühlung der Gewebe eingeschränkt ist, können die Beeren durch die starke Sonneneinstrahlung geschädigt werden. Bei fehlendem Wasser können zudem die Beeren einschrumpfen und die Blätter frühzeitig welken. Bleiben Reben zu lange einem übermäßigen Trockenstress ausgesetzt, sind auch Ausfälle ganzer Stöcke bis in die nächsten Jahre hinein möglich.

Welche Auswirkungen haben die hohen Temperaturen auf die Erntemenge?
Es ist jetzt noch sehr früh um konkrete Aussagen zur Erntemenge zu geben. Es zeichnet sich nach derzeitigem Stand aber ab, dass die Beeren insbesondere der frühreifen Sorten kleiner bleiben als üblich. Glücklicherweise ist in diesem Jahr die Rebblüte sehr gut verlaufen und entsprechend gut ist der Fruchtansatz, der das Defizit ein Stück weit ausgleichen kann. Insgesamt gesehen sind die Mengenerwartungen etwas geringer als im Vorjahr. Entscheidend werden jedoch die Witterung und die Niederschläge der nächsten Tage und Wochen sein.

Wie ist der Reifezustand der Trauben? Ist mit einer frühen Ernte zu rechnen?
Derzeit liegt der aktuelle Reifestand der Trauben etwa eine Woche hinter dem Vorjahr, aber gleichauf zum Mittel der letzten Jahre. Von daher ist nicht mit einem übermäßig frühen Beginn der Hauptweinlese zu rechnen. Die ersten Trauben frühreifer Rebsorten für den neuen Wein werden bereits in der kommenden Woche gelesen.

www.deutscheweine.de

(von Thomas Edlinger)

Thomas Edlinger
Thomas Edlinger
Koch