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Zwischen Ausgelassenheit und Selbstreflexion: Das steckt hinter der Faschings- und der Fastenzeit

Welchen Ursprung haben Fasching, Fastenzeit und der Heringsschmaus und wie kann es sein, dass sie auf ersten Blick nichts gemeinsam haben, aber sie trotzdem verbunden sind?

Er hat viele Namen »Karneval«, »Fastnacht«, »Mardi Gras« oder auch einfach »Fasching«. Traditionell geht die Faschingszeit beinahe nahtlos in die Fastenzeit über, also in eine Phase des Verzichts und der Ruhe. Hierbei handelt es sich um zwei doch konträre aufeinanderfolgende »Anlässe« und trotzdem scheinen sie nach wie vor auch heute noch genauso beliebt zu sein wie zu früheren Zeiten. Aber woher genau hat der Fasching oder Karneval seine Ursprünge und warum scheint die Fastenzeit weltweit immer noch eine sehr beliebte Zeit des Nachdenkens zu sein?

Aus geschichtlichen Überlieferungen geht hervor, dass der Fasching bereits vor über 500 Jahren seine Anfänge in Mesopotamien seinen Anfang gefunden hat. Wie Aufzeichnungen zeigen, wurden in späterer Folge in anderen Mittelmeerkulturen, wie etwa in Ägypten oder im antiken Rom, ähnliche Feste gefeiert. Diese Feierlichkeiten wurden oft als »Feste zu Ehren der Götter« betrachtet. Während dieser Feste existierte, bereits die Idee eines frühen Gleichheitsprinzips, Arbeiter und Herrscher standen, wenn auch nur für kurze Zeit, auf einer Stufe.

In späterer Folge wurde daraus eine heidnische Tradition, die nach dem Winter den Übergang in den Frühling markierte. Im Rahmen des Volksfestes wurden die Vorräte des Winters miteinander geteilt, um zu verhindern, dass diese verdarben. Neben dem gemeinsamen Verzehr der Wintervorräte, wurden auch Verkleidungen und Masken getragen, um die »Wintergeister« zu vertreiben. Auch wenn die heutige Gesellschaft nicht mehr an jene Gespenster der kalten Jahreszeit glaubt, Verkleidungen und Masken sind nach wie vor ein fester Bestandteil des Faschings.

Masken und Kostüme sind bei Faschingsumzügen immer noch beliebt.
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Masken und Kostüme sind bei Faschingsumzügen immer noch beliebt.

Nach dem Feiern kommt die Ruhe

Für viele von uns steht der Fasching aber auch für eine Art des Abschieds, denn nach der ausgelassenen Stimmung und der einen oder anderen Faschingsfeier steht bereits die Fastenzeit vor der Tür. Diese wird jährlich mit dem bekannten, wenn auch nicht überall beliebten, Heringsschmaus eingeläutet und dauert 40 Tage. Innerhalb dieser Zeitspanne versuchen unsere Mitmenschen oft auf die unterschiedlichsten Genussmittel zu verzichten. Ob es sich hierbei nun um Fleisch, Fisch, Alkohol, Süßigkeiten, Koffein oder weitaus materialistische Gegenstände wie die Nutzung des Autos oder sogar Social Media handelt, ist hierbei nicht relevant. Ähnlich wie beim »Veganuary« oder dem »Sober October« stehen hier das Bewusstsein und der Verzicht im Mittelpunkt.

Für Anhänger:innen des kirchlichen Glaubens handelt es sich bei der Fastenzeit um die wohl strengste der Verzichtsperioden. Für die Kirche soll sie an die Zeit die Jesus gemäß der Überlieferung in der Wüste verbrachte, und 40 Tage andauerte, erinnern. Obwohl die Fastenregeln äußerst ernstgenommen wurden, wurden sie im Laufe der Zeit gelockert. Trotzdem stehen sie für zahlreiche Gläubige für eine Zeit des Gebets, der Buße, der Reinigung und der Vorbereitung auf das Osterfest dar. Ursprünglich war es erlaubt, nur eine einzige Mahlzeit am Abend einzunehmen, später wurde eine zweite leichte Mahlzeit erlaubt.

Obwohl die Fastenzeit für Verzicht und Buße steht, wurden die Fastenregeln im Laufe der Zeit gelockert.
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Obwohl die Fastenzeit für Verzicht und Buße steht, wurden die Fastenregeln im Laufe der Zeit gelockert.

Kulinarische Entbehrungen

Auch der Heringsschmaus hat seinen Ursprung vor der Fastenzeit, denn der Aschermittwoch gilt wie bereits erwähnt als die letzte Gelegenheit ein letztes Mal zu »sündigen«. Da der Heringsschmaus als relativ reichhaltige Speise angesehen wird und der Fisch gleichzeitig als einfach und leicht verdaulich gilt, eignet sich das traditionelle Gericht somit sowohl kulinarisch als auch symbolisch optimal für den Einstieg in die Phase des Verzichts. Und somit gilt der Heringsschmaus als eine letzte festliche Mahlzeit vor dem Beginn der Fastenzeit, bevor die Zeit des Verzichts offiziell eingeläutet wird.

Der Heringsschmaus ist die letzte Gelegenheit für eine üppige Speise vor der Fastenzeit.
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Der Heringsschmaus ist die letzte Gelegenheit für eine üppige Speise vor der Fastenzeit.

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Tamara Kalny
Autor
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