Oliver Winter, CEO und Gründer von a&o Hostels Foto beigestellt

Oliver Winter, CEO und Gründer von »a&o Hostels«, Foto beigestellt

Revolutionäre Wege: Roboter und Menschlichkeit bei den »a&o Hostels«

Wie ein Hotel mit innovativen Schritten den Mitarbeiter:innenmangel meistert – Google als Übersetzer, rezeptionslose Lobby, Reinigungsroboter und mehr. Flexibilität und Menschlichkeit gestalten die Branche neu.

von Alexandra Gorsche
21. Oktober 2023

Als führende Hostel-Kette in Europa ist »a&o Hostels« bekannt für qualitativ hochwertige Unterkünfte zu erschwinglichen Preisen. Die Kette betreibt derzeit 39 Hostels in 25 Städten und ist damit eine wichtige Kraft in der Hotelbranche. CEO und Gründer von »a&o Hostels«, Oliver Winter, spricht mit PROFI über den nach wie vor herrschenden Fachkräftemangel, welche innovativen Schritte er dagegen setzt und wie er die Zukunft der Hotelbranche sieht.

PROFI: Wie hat sich der Fachkräftemangel in der Hotelbranche auf die Personalbeschaffung bei »a&o Hostels« ausgewirkt?
Oliver Winter: Nach der Pandemie erlebten wir einen intensiven Fachkräftemangel. Wir verloren die Hälfte unserer Mitarbeiter:innen, anfangs waren es noch 1000, dann nur noch 500. Die Gäste überstiegen das verfügbare Personal. Wir erkannten schnell, dass wir auf Deutsch als verpflichtende Sprache verzichten müssen. Das war eine der Hauptlösungen. Für 80 Prozent unserer Belegschaft ist Deutsch nicht die erste Muttersprache. Als Übersetzer agiert Google zwischen Gästen und Rezeption, das hilft enorm. Dies setzen wir immer noch ein.

Ist die Automatisierung somit auf dem Vormarsch?
In Bereichen, in denen es funktioniert, ja. In Hamburg an der Reeperbahn haben wir eine rezeptionslose Lobby ins Leben gerufen. An sich läuft alles automatisch, allerdings ist natürlich noch jemand für Fragen greifbar. Man kann sich über mobile Geräte einchecken oder vor Ort am Self- Check-in-Desk. Für uns handelt es sich dabei um einen Testlauf. Wenn es dort funktioniert, dann geht es überall. Mittlerweile haben wir Reinigungsroboter auf allen Etagen. Sie weichen den Gästen aus und können sogar die Stockwerke wechseln.

Wie denken Sie, können wir mehr junge Menschen für eine Karriere in Hotellerie und Gastronomie begeistern? Wo sollten wir ansetzen?
Hohe Flexibilität ist gefragt, damit kann die Branche punkten: Das geht mit flexiblen Arbeitszeiten los. Dieser Spielraum ist wichtig, sei es bei drei oder fünf gewünschten Tagen pro Woche. Wir bemerken, dass immer weniger junge Menschen Lehrberufe ergreifen. Dualstudien sind gefragt, daher haben wir in allen Städten Partner-Fachhochschulen, damit wir auch diesen Zweig abdecken. Wir ermöglichen natürlich auch den Wechsel in ein anderes Hotel, das ist jederzeit möglich.

Self- Check-in-Desk im »a&o Hostel« in Frankfurt. Foto beigestellt
Self- Check-in-Desk im »a&o Hostel« in Frankfurt.
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Welche Strategien hat »a&o Hostels« entwickelt, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten?
Ein wichtiger Benefit ist die Übernahme der Kosten des öffentlichen Nahverkehrs. Bis 2025 möchten wir CO2 -neutral sein. Wir möchten ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel nützen.

Aber auch Weiterbildung ist ein großes Thema: Wir bezahlen für alle Englisch- und Deutsch-Kurse. Diese ermöglichen oft einen Einstieg in den Berufsalltag, auch wenn sie unser Unternehmen verlassen, gehen sie gestärkt in die Gesellschaft hinaus.

Um überhaupt Mitarbeiter:innen zu finden bzw. einzu­stellen, sehe ich den Trend, dass auf Bewerbungen und Lebensläufe nicht mehr geachtet wird. Wir schauen uns die Menschen an. Fotos und Namen führen zu Vorurteilen, es werden zunehmend anonyme Bewerbungen angeboten. Als Unternehmen muss man sich mit Social Media auseinan­dersetzen und auch eine gute Homepage vorweisen können, junge Menschen ticken anders. Für bestimmte Positionen braucht es einen Headhunter.

Welche Konzepte werden auch weiterhin erfolgreich sein? Welche werden sich durchsetzen?
Das ist schwierig zu sagen, da jeder seine Nische finden kann. Wichtig ist, seinem Profil treu zu bleiben und dieses auch durchzuziehen. Wenn eine persönliche Gästeansprache wichtig ist, dann muss diese auch bestehen bleiben. Konzepte, die kein klares Profil haben, werden es in Zukunft schwer haben.

Was lieben Sie an der Branche?
Das Schönste ist, dass wir jeden Tag unsere Gäste glücklich machen dürfen. In wie vielen Branchen bin ich denn schon mit Endkund:innen in Kontakt? Das un­mittelbare Feedback ist möglich! In der Regel sehen wir direkt, ob unsere Gäste zufrieden sind oder auch nicht. Wir dürfen die Menschen auf ihren Reisen begleiten.

Haben Sie einen Ratschlag für junge Menschen?
Auf jeden Fall darf man sich nicht davon abbringen lassen, wenn man etwas machen möchte. Wenn man etwas lernen möchte, dann sollte man es machen. Man sollte sich Berufe nicht ausreden lassen, sondern hartnäckig bleiben. Und man sollte sich auch nicht abschrecken lassen, wenn es einmal anstrengend ist.

Erschienen in

Falstaff Profi Magazin

Sep./Nov. 2023

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